Ein Jahr nach der Flut: Im Swisttal verwandelt Bunte Biomasse verschlammtes Ackerland in blühende Felder

Nach sintflutartigen Regenfällen trat der Swistbach am 14. Juli 2021 über seine Ufer. Mit Flut und Schlamm wurden Schadstoffe auf die wertvollen Ackerböden geschwemmt, sodass die betroffenen Landwirte entschieden haben, auf den Flutflächen die Produktion von Lebensmitteln bis auf Weiteres auszusetzen. Im Frühjahr 2022 wurden daher insgesamt 25 Hektar Bunte Biomasse entlang der Swist angelegt.

Aktionswoche Artenvielfalt - Wildpflanzen als Biogassubstrat schützen Bienen und Bauern

Veranstaltungstipp Baden-Württemberg: Wildpflanzenbiogas ab 2023 im FAKT II – Ökologiewende auf dem Energieacker?!

Ab dem Jahr 2023 wird der Anbau von Wildpflanzen in Baden-Württemberg in das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz & Tierwohl (FAKT II) aufgenommen. Damit wird Biogaslandwirten eine ökologische und ökonomisch sinnvolle Alternative zum Maisanbau angeboten. Um zu zeigen, wie der Wildpflanzenanbau gelingt, lädt die AG Wildpflanzenbiogas zusammen mit dem Landschaftserhaltungsverband Ravensburg und der elobau Stiftung zu einem Wildpflanzenbiogas-Nachmittag am 29.07.2022 in Kisslegg ein.
Auf dem Programm stehen neben einer Feldbegehung eines Wildpflanzenfeldes in voller Blüte drei Impulsvorträge zum Wildpflanzenanbau und zur Förderkulisse der FAKT-Förderung.

Eine Anmeldung zu Veranstaltung sowie ein Info-Clip ist über ein eingerichtetes Onlineformular möglich.

Biogas und Artenvielfalt, das geht auch zusammen! – Aktionswoche Artenvielfalt 2022

Biogas und Artenvielfalt, das geht auch zusammen!
Viele Menschen denken bei Biogas zuerst an große Maisflächen, die die Landschaft bedecken. Die Maismonokulturen bieten keinen Raum für Artenvielfalt auf den Äckern. Ganz anders sieht es aus, wenn man mehrjährige heimische Wild- und Kulturpflanzenmischungen für die Biogaserzeugung anbaut.

Diese Bunte Biomasse lässt sich nicht nur gut in der Biogasanlage verwerten, sondern hilft auch unseren Insekten und Wildtieren und verwandelt die Agrarflächen in bunte Hotspots der Biodiversität. Um genau darauf aufmerksam zu machen, dass die Produktion von Biomasse zur Biogasproduktion auch Hand in Hand mit dem Erhalt der Artenvielfalt in der Feldflur gehen kann, hat der Fachverband Biogas die nunmehr dritte Aktionswoche Artenvielfalt ausgerufen.

 

Über eigene Veranstaltungen und die sozialen Medien können sich Menschen deutschlandweit einbringen (#BlühendesLeben): Gefragt sind hier persönliche Erfahrungen, Aktionen und Bilder zu alternativen Biogaskulturen sowie die Äußerung von Wünschen und Forderungen an die Politik.

Gemeinsam können wir so darauf hinweisen, dass das Spektrum an möglichen Energiepflanzen sehr groß ist – und dass viele dieser Pflanzen einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt und Biodiversität auf den Ackerflächen leisten.

Seit letztem Jahr mit dabei ist auch der dreifache Rodel-Olympiasieger Georg Hackl. Für den Biogas-Botschafter ist der Klima- und Umweltschutz eine Herzensangelegenheit: „Als Wintersportler merkt man ganz massiv die Auswirkungen des Klimawandels. Ich sehe in der Biogasnutzung eine große Chance, dem entgegenzuwirken – ganz besonders, wenn der Anbau der Energiepflanzen auch noch Artenvielfalt und Insektenschutz mit sich bringt.“ Für die Aktionswoche Artenvielfalt produzierte Hackl eine Mini Serie, die die Vorteile der Bunten Biomasse zeigt.

Weitere Informationen zur Aktionswoche Artenvielfalt finden sie hier und in den sozialen Medien unter dem Hashtag #BlühendesLeben

Wildpflanzenfläche in Lingen im frühen zweiten Standjahr (Foto: J.Högemann)

Mehrjährige Wildpflanzenmischungen – mit Vorsprung durch die erste Jahreshälfte

Mehrjährige Wildpflanzenmischungen, die zum Beispiel zur Biomasseproduktion angebaut wurden, bieten im Gegensatz zu einjährigen Mischungen bereits seit Wochen einen vielfältigen Blütenflor. Johann Högeman hat einige Impressionen der früh blühenden Flächen eingefangen.

Biogas kann Artenschutz

Ökologisch wertvolle Substrate müssen Teil zukünftiger Energieversorgung sein

Der massive Preisanstieg für Energie aus fossilen Quellen wird zum Taktgeber für die Energieversorgung der Zukunft. Davon betroffen ist auch die aktuelle Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Doch der vorliegende Entwurf, das sogenannte „Osterpaket“, vergibt nicht nur die Chancen heimischer Bioenergie für den Natur- und Artenschutz.

Joachim Wadsack Wildpflanzen

Das Netzwerk Lebensraum Feldflur trauert um Joachim Wadsack

Das Netzwerk Lebensraum Feldflur trauert um seinen Gründer Joachim Wadsack, der am 26. Februar verstorben ist.

Aus der Sorge um unsere Offenlandarten wie Rebhuhn und Feldhase heraus und gemeinsam mit Freunden des Internationalen Rates zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) initiierte Joachim Wadsack im Jahr 2003 das DBU-geförderte Projekt „Lebensraum Brache“. Durch dieses Projekt sollte die damals obligatorische Flächenstilllegung durch die Ansaat von mehrjährigen, blühenden Wild- und Kulturpflanzen für die Wildtiere unserer Feldflur aufgewertet werden. Die Tatsache, dass Blühflächen heute in allen Bundesländern eine selbstverständliche Agrarumweltmaßnahme sind, verdanken wir nicht zuletzt der Hartnäckigkeit, mit der Joachim als Projektleiter „seine“ Themen immer wieder in Politik, Wissenschaft und Praxis platziert hat.

Mit dem Wegfall der obligatorischen Flächenstilllegung im Jahr 2008 wandte sich das nun gegründete Netzwerk Lebensraum Feldflur dem Thema „Energie aus Wildpflanzen“ zu. Das Netzwerk ist seither ein Zusammenschluss aus Akteuren der Land- und Energiewirtschaft, der Jagd und des Naturschutzes, die gemeinsam den Anbau von ertragreichen, mehrjährigen Wildpflanzenmischungen für die Biomasseproduktion in der landwirtschaftlichen Praxis verankern wollen. Wir sind dankbar, dass Joachim den großen Erfolg dieser Initiative in Politik und Praxis noch miterleben durfte.

Joachim Wadsack war über viele Jahre unser Antreiber im besten Sinne des Wortes. Das Netzwerk Lebensraum Feldflur verliert mit ihm nicht nur einen unermüdlichen Streiter für die Lebensräume von Rebhuhn & Co., sondern auch einen klugen und vorausschauenden Netzwerker. Sein stets mit Selbstironie verbundener etwas widerspenstiger Geist, sein Humor und seine Energie werden uns fehlen.

Biogas Wildpflanzen Erträge

Biogas aus Wildpflanzen – gute Erträge 2021

Bereits seit 2012 bietet die Firma Saaten Zeller wuchskräftige mehrjährige Wildpflanzenmischungen für die Biogasproduktion an, die seitdem stetig weiterentwickelt wurden. In einem von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) geförderten Projekt zu „Ertrag, Biodiversität, Wasserschutz“ untersucht der Saatguthersteller derzeit auf etwa 50 Hektar Testflächen die Erträge und das Wasserschutzpotential mehrjähriger Wildpflanzenmischungen.

Die Ansaatflächen 2020 brachten auf mittleren bis guten Böden bereits im ersten Jahr Erträge von durchschnittlich etwa 30 t Frischmasse (TS um 28 %) bei einer Ernte Ende Juli/Anfang August. Über leichten Böden (Sand) lagen die Erträge im ersten Jahr zwischen 15 und 25 t Frischmasse. Ansaaten aus 2018 und 2019 brachten auf guten Böden Spitzenerträge von 50 – 55 t Frischmasse pro Hektar. Zur Förderung der Biodiversität wurde auf eine theoretisch mögliche zweite Ernte im Herbst verzichtet.

Zur Beurteilung der Nährstoffauswaschung im Vergleich mit anderen Kulturen wurden die Nmin-Werte nach Ernte und im Herbst ermittelt. Die im Herbst 2021 ermittelten Nmin-Werte lagen unter den Ansaaten 2020 im Mittel bei 15 kg N pro Hektar (11 Flächen). Auch bei einer N-Düngung bis 170 kg pro Hektar wurden Nmin-Werte von 30 kg N pro Hektar nicht überschritten. Unter älteren Beständen liegen die herbstliche Nmin-Werte aufgrund der guten Durchwurzelung noch niedriger.

Die bisher vorliegenden Daten belegen das Potential der mehrjähriger Wildpflanzenmischungen BG 70 und BG 90 im Hinblick auf Ertrag, Biodiversität und Wasserschutz.

Anbaulandwirte für „Bunte Biomasse“ in Schleswig-Holstein gesucht

Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein e. V. ist einer der Kofinanzierer im Kooperationsprojekt „Bunte Biomasse“. Ab sofort werden nun Landwirte in Schleswig-Holstein gesucht, die bereit sind, einen kleinen Teil ihrer Maisanbaufläche durch mehrjährige Wildpflanzenkulturen zu ersetzen. Die Betriebe erhalten über das Projekt einen Ausgleich für Deckungsbeitragsverluste und werden kostenlos beim Anbau der Bestände und der Ernte des Aufwuchses beraten. Ein deutliches Plus an Biologischer Vielfalt und einen bedeutenden Imagegewinn für die Landwirtschaft bietet das Projekt zum Nulltarif. Mehr auf www.Bunte-Biomasse.de

Sie haben Fragen zum Projekt oder möchten sich einbringen?

Als Ansprechpartner steht Ihnen bei der Deutschen Wildtier Stiftung Dr. Andreas Kinser zur Verfügung (A.Kinser@DeutscheWildtierStiftung.de / 040 9707869-21)

Auch Bioenergie-Verbände fordern mehr blühende Energiepflanzen

Berlin, 09.02.2022: Das Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) und der Bundesverband Bioenergie e.V. (BBE) haben gemeinsam Vorschläge für das von der Bundesregierung geplante Klimaschutzsofortprogramm vorgelegt, welches die Bundesregierung noch in diesem Frühling beschließen möchte. Nach Ansicht der Bioenergieverbände sollte dieses Sofortprogramm sowohl Ansätze enthalten, die Deutschland auf den Pfad zur Klimaneutralität bringen, als auch kurzfristig wirksame Maßnahmen, die eine direkte Kurskorrektur zur Erreichung der Klimaschutzziele für das Jahr 2030 bewirken.

Hierfür schlagen HBB und BBE neue Lösungen zur Gewährleistung einer verlässlichen Strom- und Wärmeversorgung vor, welche den dringend erforderlichen massiven Ausbau von fluktuierenden Erneuerbaren unterstützen sowie absichern. Ein Vorschlag der Verbände ist der verstärkte Anbau von Wild- und Blühpflanzen für die Biogaserzeugung. Dadurch können Synergieeffekte zwischen der Erzeugung von klimaneutralem Strom und der Artenvielfalt in der Landwirtschaft geschaffen werden. Korrespondierend zur Biogasförderung im EEG sollten die Rahmenbedingungen für die Nutzung von Wild- und Blühpflanzen als Gärsubstrate verbessert werden. Eine Möglichkeit aus Sicht der Verbände wäre die Einführung einer neuen bundesweiten Agrarumweltmaßnahme für Energie-Blühpflanzen bzw. Wildpflanzenflächen.

Blühende Biomasse im Winter

NRW-Ministerin Heinen-Esser besucht Vorzeigeprojekt des Nachhaltigen Westen e.V.

Im Kreis Steinfurt bauen bereits 39 Landwirte auf einer Gesamtfläche von insgesamt 84 Hektar mehrjährige Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion an. Am gestrigen Montag besuchte die NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser den Kreis Steinfurt, um sich dort über das vom Nachhaltigen Westen e.V. betreute Projekt zum Anbau mehrjähriger Wildpflanzenkulturen zu informieren. Die Erfolge und Erfahrungen aus dem Kreisprojekt wurden mit der Ministerin diskutiert, um die Vorteile für die Biodiversität und das Landschaftsbild möglichst auch auf Landesebene übertragen zu können.

Ministerin Ursula Heinen-Esser sieht im Anbau von Wildpflanzenmischungen das Potential, Insekten- und Biodiversitätsschutz in die produktive Landnutzung zu integrieren und gab bei ihrem Besuch einen Ausblick in die Zukunft: „Ich setze mich dafür ein, dass der Wildpflanzenanbau zukünftig landesweit gefördert wird und dass es dabei verlässliche Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft gibt. Die Weichen dazu wurden bereits gestellt: Das Land Nordrhein-Westfalen will den Wildpflanzenanbau ab dem Jahr 2023 im Rahmen des etablierten Systems der Agrarumweltmaßnahmen anbieten und speist dies in den nationalen Strategieplan zur Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik ein.“ Im Raum steht derzeit eine Förderkulisse von 4.000 Hektar und eine Förderhöhe von 460 € pro Hektar.

Einen Fernsehbeitrag über den Besuch der Ministerin am 24.1. finden Sie hier (ab Minute 17:20).

Landrat Dr. Sommer begrüßte Frau Heinen-Esser sowie die geladenen Gäste und zeigte sich erfreut über das Interesse der Ministerin: „Wir freuen uns sehr darüber, dass die Strahlkraft unseres kooperativen Kreisprojektes bis nach Düsseldorf reicht!“ Im Kreis Steinfurt wird der 5-jährige Anbau von Wildpflanzen seit 2020 finanziell gefördert – angeregt und mitfinanziert durch das Projekt „Bunte Biomasse“ der Deutschen Wildtier Stiftung, der Veolia Stiftung und des Deutschen Jagdverbandes. Im Jahr 2020 förderte der Kreis das Projekt mit 60.000 €, im Jahr 2021 mit 80.000 €. Für die Anlage weiterer Flächen werden im Jahr 2022 insgesamt 100.000 € bereitgestellt. Die Organisation und Koordination übernimmt der Nachhaltige Westen e.V., unterstützt von Politik und Verwaltung sowie von der Naturstoff- und Dienstleistungszentrale Land & Forst – NLF-GmbH, der Landwirtschaftskammer und dem Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband des Kreises Steinfurt.

(Quelle: Nachhaltiger Westen e.V.)