Anders als bei der Nahrungs- und Futtermittelproduktion eröffnet die Biogasproduktion die Möglichkeit, unterschiedlichste Pflanzenarten und -sorten in Reinsaat und in Mischung anzubauen und den gesamten Aufwuchs zur Methangewinnung zu nutzen. Saatgutmischungen aus ertrag- und blütenreichen ein- und mehrjährigen heimischen Wildarten und Kulturarten bieten innovative Ansätze, mit denen die Energieerzeugung aus Biomasse enger mit Zielen des Landschafts-, Natur- und Artenschutzes verknüpft werden kann.

Wie wirken sich mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion auf Säugetiere aus?

Wildbiologische Untersuchungen zeigen, dass die Wildpflanzenflächen für zahlreiche Tierarten ein wichtiges Nahrungs-, Deckungs- und Bruthabitat darstellen und gegenüber herkömmlichen Kulturen bevorzugt werden. Besonders in der vegetationsarmen Periode bieten die mehrjährigen Bestände Wildtieren in der sonst kargen Landschaft einen Lebensraum und werden von vielen Säugetieren präferiert. Bei Untersuchungen konnten so etwa Feldhase, Dachs, Reh oder Igel auf den Wildpflanzenflächen deutlich häufiger als auf Winterweizen nachgewiesen werden. Durch die Ernte ab Ende Juli wird die Gefahr von Mähverlusten bei Bodenbrütern und Jungtieren verringert.

Auch die einzig flugfähigen Säugetiere, die Fledermäuse, nutzen die Wildpflanzenflächen. Aufgrund des hohen Insektenangebotes finden die Tiere hier ausreichend Beute – in vielen Regionen heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Bei Untersuchungen wurden neun Arten nachgewiesen, die den insektenreichen Luftraum über den Wildpflanzenfeldern regelmäßig als Jagdrevier nutzten. Darunter auch seltene und bedrohte Arten wie Mopsfledermaus und Bechsteinfledermaus.

Wie wirken sich mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion auf die Vogelwelt aus?

Die Wildpflanzen stellen durch ihre Strukturvielfalt und das reichhaltige Angebot an Insekten für viele Vogelarten ein attraktives Nahrungs- und Bruthabitat dar. Um das zu untersuchen, wurden im Rahmen des GrünSchatzprojektes der Universität Münster über zwei Jahre jeweils acht Brutrevierkartierungen von Ende März bis Ende Juli auf 24 Wildpflanzenflächen durchgeführt. Die Auswertung der Brutvögel erfolgte nach den EOAC-Kriterien (European Ornithological Atlas Committee). Die häufigsten Brutvögel waren Dorngrasmücke und Sumpfrohrsänger. Als Vögel saumartiger, ruderaler Standorte scheinen sie in besonderem Maße von den Wildpflanzen zu profitieren. Der Zilpzalp als Bewohner der Strauchschicht wurde in den dichten Bereichen der Kulturen ebenfalls als Brutvogel festgestellt. Auch Wiesenschafstelze und Goldammer nutzen die Wildpflanzen als Bruthabitat. Daneben profitieren auch Arten mit anderen Ansprüchen, etwa Rebhuhn, Fasan, Feldlerche oder Kiebitz von den mehrjährigen Wildpflanzenflächen. Diese bevorzugten für Ihre Brutreviere Bereiche geringerer Pflanzenhöhe und -dichte mit offenem Bodenstellen.

Aber auch Arten, die nicht direkt in den Wildpflanzen brüten, profitieren von dem Insektenreichtum der Flächen. Ob nun Arten, die in der näheren Umgebung brüten, oder Zugvögel, die auf dem Durchzug auf den Flächen Nahrung finden. Zahlreiche Vogelarten wurden auf den Wildpflanzen Flächen als Nahrungsgäste festgestellt: so etwa Wiesenpieper, Bluthänfling, Mehl- und Rauchschwalbe, Stieglitz, Singdrossel, Feld- und Haussperling, Turmfalke, Mäusebussard und Wachtel.

Die Ergebnisse weiterer Untersuchungen unterstreichen den hohen ökologischen Wert der mehrjährigen Wildpflanzenmischungen für die Vogelwelt: So wurden auf den Flächen in einem Jahr 30 verschiedene Vogelarten, davon 15 Rote Liste Arten, festgestellt (im zweiten Erfassungsjahr 24 Vogelarten, davon 10 Rote Liste Arten). Diese Arten kamen entweder als Nahrungsgäste oder nutzten die Flächen als Brutplatz. Abschließend lässt sich feststellen, dass die untersuchten Flächen eine eindeutige Magnetwirkung auf Nahrungsgäste haben und zahlreiche Sing-, Raub- und Rabenvögel die Wildpflanzenflächen gegenüber den für Biomasse typischen Kulturen wie Mais bevorzugen.

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