Anders als bei der Nahrungs- und Futtermittelproduktion eröffnet die Biogasproduktion die Möglichkeit, unterschiedlichste Pflanzenarten und -sorten in Reinsaat und in Mischung anzubauen und den gesamten Aufwuchs zur Methangewinnung zu nutzen.

Es stehen drei verschiedene Wildpflanzenmischungen zur Verfügung:

  • Mischung BG 70 („Biogas 1“): Eine Mischung aus einjährigen, überjährigen und mehrjährigen Arten, die vom Ansaatjahr bis zum letzten Beerntungsjahr eine ökologische Möglichkeit zur Biogasproduktion bietet. Der Schwerpunkt dieser Mischung liegt neben einem ordentlichen Ertrag auf ökologischen Gesichtspunkten. Diese Mischung ist insbesondere zur Frühjahrsansaat geeignet.

Zusammensetzung Mischung Biogas 1

  • Mischung BG 80:  Diese Mischung ist eine rein einjährige Blühmischung, die in ihrer Bewirtschaftung dem Mais ähnelt (Aussaatzeitpunkt, Erntezeitpunkt). Besonders geeignet ist diese Mischung zur Umrahmung großer oder auch kleinerer Maisschläge. Von einem flächigen Anbau raten wir auf Grund der erschwerten Beerntung  und des geringeren Masseertrages ab.

     Tab. 2: Zusammensetzung der Mischung  BG 80

BG80

  • Mischung BG 90: Bei dieser Mischung steht der Ertrag  im Vordergrund. Es werden ausschließlich überjährige und mehrjährige Stauden verwendet. Die Aussaat dieser Mischung findet entweder nach frühräumenden Kulturen wie z.B. GPS oder Sommergerste statt. Dies hat den Vorteil, dass die Stauden im Etablierungsjahr nicht von anderen Pflanzen beschattet werden, sondern ohne Beeinträchtigung die Vegetationszeit für die Jugendentwicklung nutzen können. Dieses Anbausystem sichert dem Landwirt den Ertrag seiner Vorfrucht und im Folgejahr den Ertrag der Wildpflanzen.

Tab.3: Zusammensetzung der Mischung BG90

Mischung BG90

Quelle und weitere Informationen unter: www.Saaten-Zeller.de

Die Kontaktadressen zur Saatgutbestellung finden sie hier.

Sommersansaat mehrjähriger Arten (Mischung BG 90)

Ziel dieser Mischung ist eine risikoarme Bestandsetablierung nach frühräumender Wintergerste oder Getreideganzpflanzensilage auf Ackerflächen mit zu erwartender starker Verunkrautung. Diese Mischung bringt im Ansaatjahr keinen nutzbaren Biomasseertrag. Der Ertrag wurde jedoch über die Vorkultur erzielt. Zweijährige Arten und Stauden können sich aufgrund des fehlenden Drucks durch die hochwüchsigen Sonnenblumen und Malven bis zum Vegetationsende sehr gut entwickeln. Auflaufendes Ausfallgetreide sollte durch ein handelsübliches Gräserherbizid bekämpft werden (Zulassung beachten!). Bei zögerlicher Jugendentwicklung ist eine Startstickstoffdüngung mit ca. 40-50 kg Stickstoff (auch als Gärrest) je Hektar angebracht. Die weitere Bestandsentwicklung läuft ab dem zweiten Standjahr analog zur Variante der Frühjahrsansaat der Wildpflanzenmischung BG 70.

Frühjahrsansaat mehr- und einjähriger Arten (Mischung BG 70)

Um den einzelbetrieblichen Produktionsabläufen gerecht zu werden, wurden drei Möglichkeiten der Etablierung von Mischungen aus Wildpflanzen zur Energiegewinnung konzipiert. Unterschieden wird a) die Ansaat mehrjähriger Mischungen im Frühjahr mit einjährigen Pflanzenarten, b) die Direktsaat mehrjähriger Mischungen ohne einjährige Pflanzenarten im Sommer und c) die Ansaat einer einjährigen Mischung im Frühjahr.

Echte Stauden benötigen drei Standjahre, bis sie die volle Biomasseleistung erbringen können. Die Frühjahrsansaat der mehrjährigen Wildpflanzenmischung BG 70 kann aber bereits im ersten Jahr bis zu 10 t Trockenmasse leisten. Die Hauptertragsbildner sind zu diesem Zeitpunkt Sonnenblumen, Malven und der einjährige Steinklee. Ein früher Saatzeitpunkt auf einem gut abgesetzten und feinkrümeligen Saatbett fördert eine sichere Bestandsetablierung, da die Winterfeuchtigkeit effizienter genutzt werden kann. Die Stickstoffdüngung sollte im ersten Standjahr dieser Mischung 80 kg Gesamtstickstoff je Hektar nicht überschreiten, damit sich die Ertragsbildner der nachfolgenden Erntejahre ausreichend im Unterstand entwickeln können. Bei zu hoher Stickstoffversorgung neigen Sonnenblumen zudem zu Lagerbildung und können zu Erschwernissen bei der Ernte führen.

Im zweiten Standjahr leisten unter anderem Natternkopf und Wegwarte die Ertragsbildung, da die Stauden zu diesem Zeitpunkt ihre volle Leistungsfähigkeit noch nicht erreicht haben. Erst ab dem dritten Standjahr wird der Bestand von den ausdauernden Pflanzenarten, also Stauden wie Beifuß, Rainfarn, Echter Eibisch und Flockenblume dominiert. Bis zu diesem Zeitpunkt durchläuft die Mischung eine „geplante Sukzession“, das heißt die Artenzusammensetzung verändert sich jährlich.

Frühjahrsansaat einjähriger Arten (Mischung BG 80)

Diese Mischung besteht ausschließlich aus einjährigen Arten, vorwiegend vielblütige Sonnenblumen, Malven und Steinklee. Da auf die Entwicklung von nachfolgenden Pflanzengenerationen nicht geachtet werden muss, kann mit einem höheren Stickstoffniveau gearbeitet werden (ca. 100 kg Gesamtstickstoff). Aussaat und Ernte können mit dem Mais erfolgen.

Wenn Sie Fragen zum Anbau der Wildpflanzenmischungen haben, wenden Sie sich gerne an unsere Berater. Die Kontaktdaten finden Sie hier.

Flächenauswahl

Aufgrund der hohen Artenzahl und dem damit verbundenen breiten Standortspektrum von feucht/frisch bis trocken kann die Mischung Biogas I (BG 70 und 90) auf den meisten Ackerstandorten angebaut werden. Auch bezüglich des Kalkgehaltes werden unterschiedlichste Standortvoraussetzungen kompensiert. Es sollte möglichst nicht auf Altbrachen zurückgegriffen werden. Nur wenn die Flächen im Jahr vor der Ansaat durch ackerbauliche Maßnahmen in einen guten ackerbaulichen Zustand versetzt und Wurzelunkräuter wie Quecken und Disteln hinreichend bekämpft wurden, sind die Flächen geeignet. In jedem Fall trägt die Sommersaat zur Risikominimierung bei, weil die ersten Unkrautwellen nach dem Umbruch bis zur Saat im Juni (ohne einjährige – somit kein Ertrag) noch besser bekämpft werden können.

Flächenvorbereitung

Wie die Saat, so die Ernte! Deshalb sollte bei mehrjährigen Kulturen der Flächenvorbereitung und der Ansaat besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Alle Flächen sind grundsätzlich genauso sorgfältig wie für Getreide und andere Kulturpflanzen vorzubereiten! Ackerflächen, die unmittelbar aus der aktiven Nutzung kommen, sollten vor dem Winter zumindest gegrubbert werden. Besser ist eine Winterpflugfurche, damit mehr Stickstoff mineralisiert werden kann. Eine hoher Stickstoffanteil ist für das erste Entwicklungsjahr von Vorteil und ermöglicht eine reduzierte Stickstoffausbringung. Ein rechtzeitiges Abeggen bei abgetrocknetem Boden fördert das Auflaufen von einjährigen Ackerunkräutern, die bei einem weiteren Eggengang oder im Zuge der Aussaat mechanisch bekämpft werden können. Dieser Arbeitsschritt ist notwendig, da kein Herbizideinsatz gegen zweikeimblättrige Unkräuter durchgeführt werden kann.

Altbrachen sowie im Vorfeld extensiv bewirtschaftete Ackerflächen weisen häufig einen sehr hohen Anteil an Quecken, Kratzdisteln oder standorttypischen einjährigen Unkräutern auf. Diese Unkräuter können, ohne eine vorhergehende intensive mechanische oder chemische Bekämpfungsmaßnahme, die nachfolgende Ansaat sehr stark unterdrücken und damit den Erfolg einer Ansaat in Frage stellen. Der Einsatz von Totalherbiziden (Glyphosate) zur Flächenvorbereitung ist möglich, wobei die jeweiligen Zulassungsbestimmungen zwingend zu beachten sind.

Arbeitsschritte bei der Umwandlung von Altstilllegungen:

  • im Sommer Mulchen
  • bei Notwendigkeit: Einsatz eines Totalherbizides nach Wiederbegrünung und anschließendes Bearbeiten, Grubbern und Pflügen
  • Möglichkeit der Sommersaat prüfen, da der Unkrautdruck geringer ist
  • Der Frühjahrsumbruch von Altstilllegungen ist nur auf leichteren Böden sinnvoll.

Ansaatzeitpunkt

Der Ansaatzeitpunkt sollte sich nach dem Naturraum richten, da jeder Betriebsleiter das Risiko von Spätfrösten am besten selbst abschätzen kann. Als Faustregel gilt: Mit Beginn der Maissaat (ca. 20. April) ist auch der optimale Zeitpunkt für die Ansaat der Biogasmischungen gekommen. Auf Standorten mit Frühjahrstrockenheit sollte die Aussaat jedoch bereits Anfang April erfolgen. Auch bei späteren Saatterminen bis Mitte Mai ist eine sichere Bestandsetablierung noch gewährleistet. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass die optimale Trockensubstanzbildung (28-30 % TS) meist erst Ende September erreicht wird.

Saattechnik

Die Saatstärke der Wildpflanzenmischungen beträgt 10 kg pro Hektar. Die Saatmischungen stellen dabei keine besonderen Ansprüche an die Technik. Als Problem wird oftmals die geringe Saatmenge für kleine Flächen, die unterschiedlichen Korngrößen, aber auch die geringe Füllmenge bei Nockenrad-Drillmaschinen angeführt. Hier kann jedoch durch Zumischen von Soja- oder Getreideschrot als Füllstoff, also zur Erhöhung der Saatmenge, Abhilfe geschaffen werden. Die auszusäende Menge für die Fläche muss in diesem Fall entsprechend korrigiert werden. Pneumatische Drillmaschinen kommen mit kleinen Saatmengen problemlos zurecht. Durch Ausschalten der Rührwelle wird das Entmischen des Saatgutes bei den meisten Sämaschinentypen vermieden. Die Biogasmischungen müssen unbedingt auf die Oberfläche gesät werden, da sehr viele, äußerst feinkörnige Wildkräuterarten (Lichtkeimer) in der Mischung enthalten sind. Diese laufen nur zögerlich oder gar nicht auf, wenn die Samenkörner „vergraben“ werden. Das heißt für die Praxis, dass die Säschare nur flach über dem Saatbett laufen sollen oder ausgehoben werden. Der Saatstriegel sollte, wenn möglich, auf wenig Griff eingestellt sein. Der Einsatz eines elektrischen Schleuderstreuers oder eine Handaussaat ist auf Kleinflächen möglich. Nach der Saat ist die Fläche zu walzen, um eine Rückverfestigung des Saatbettes zu erreichen. Der damit erreichte Anschluss an das Kapillarwasser fördert ein zügiges Auflaufen der Saat und somit die zukünftige Bestandsentwicklung.

Das Saatgut unbedingt auf die Oberfläche säen.

Die Frühsommersaat als Direktsaat nach Getreide- Ganzpflanzensilage oder frühräumender Dreschfrucht ohne Ertragsbildner in der Mischung für das erste Standjahr ist ein neu entwickeltes Etablierungsverfahren, das risikoärmer und nach den bisherigen Erfahrungen auch bei schwierigen Praxisbedingungen relativ einfach umzusetzen ist. Da der Ertrag für das Anbaujahr bereits über die Vorkultur erzielt wurde, sind die Saatgut- und Bestellkosten das einzige Unternehmensrisiko. Das Verfahren eignet sich insbesondere auf Flächen mit hohem Unkrautdruck und nach umgewandelten Altstilllegungen. Die Aussaat sollte bis Juli erfolgt sein. Am besten erfolgt die Aussaat mit der sogenannten Direktsaattechnik wie z.B. Horsch Pronto. Hierbei muss auf den Einsatz der Vorlaufwerkzeuge (Scheibenegge) verzichtet werden, denn der durch die Vorkultur abgesetzte Ackerboden sollte möglichst nicht gestört werden. Durch die Direktsaattechnik kann bis zu 1 cm tief direkt in die Stoppel gesät werden. Das wiederum hat den Vorteil, dass der Anschluss an das Kapillarwasser sichergestellt ist und die typischen Problemunkräuter nicht zum Auflaufen angeregt werden. Sollte es zu einer Spätverunkrautung kommen, kann durch Mähen oder Mulchen der Verunkrautung entgegengewirkt werden, ohne dass ein Ertragsverlust entsteht. Im Folgejahr sind die typischen einjährigen Ackerunkräuter nicht mehr von Bedeutung, da ihnen der Anreiz zur Keimung durch eine vorausgehende Bodenbearbeitung fehlt.

Weitere Bestandsbegründungsverfahren wie die Untersaat im Mais, aber auch in Sommer- und Wintergetreide können die Varianten der Ansaat erweitern. Es ist jedoch zu beachten, dass der Jungbestand in der Entwicklung im Folgejahr zurückgeblieben ist, da die Pflanzen während der Hauptvegetationszeit deutlich unter Lichtmangel leiden und bei der Maisernte erheblich geschädigt werden. Bei Untersaat in Winter- oder Sommergetreide im Frühjahr ist neben einer deutlichen Saatstärkenreduzierung der Hauptfrucht, bis hin zu einem erweiterten Reihenabstand, auch dem notwendigen Herbizideinsatz eine besondere Beachtung zu schenken. Wenn der Bestand nicht als Ganzpflanzensilage genutzt wird, ist auf eine gleichmäßige Stroh- und Spreuverteilung zu achten, damit nach dem Drusch die Jungpflanzen nicht durch Strohpolster verdämmt werden oder das Ausfallgetreide eine nachfolgende Herbizidmaßnahme erforderlich macht.

Wenn Sie Fragen zur Aussaat der Wildpflanzenmischungen haben, wenden Sie sich gerne an unsere Berater. Die Kontaktdaten finden Sie hier.

Anbau von Wildpflanzenmischungen im Ökolandbau

Ökobetriebe die eine Biogasanlage besitzen oder beliefern nutzen in Deutschland vor allem Kleegras-, Gras-, Mais- oder Ganzpflanzensilage als nachwachsendes Substrat. Dabei sind Mischungen aus mehrjährigen Wild- und Kulturarten auch für Biobetriebe eine interessante Alternative.

Die Verwendung von Saat- und Pflanzgut ist in den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau klar geregelt: Wenn ökologisch vermehrtes Saat- oder Pflanzgut verfügbar ist, muss solches verwendet werden. Dies gilt auch für nachwachsende Rohstoffe und daher auch für mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion.

Aktuell sind diese Saatmischungen aber häufig nicht als Ökosaatgut erhältlich. In diesem Fall oder falls die in der Datenbank gelisteten Sorten für den Erzeuger nicht geeignet oder nicht lieferbar sein sollten, kann ausnahmsweise auch konventionell erzeugtes, nicht gebeiztes Saatgut verwendet werden. Ob das gewünschte Saatgut in Ökoqualität verfügbar ist, kann über die Datenbank www.organicxseeds.de geprüft werden. Sollte die Mischung nicht als Ökosaatgut erhältlich sein, können Sie über Ihre Ökokontrollstelle eine Ausnahmegenehmigung vereinbaren.