In den Jahren von 1992 bis 2016 stieg die Zahl an Biogasanlagen, die mit nachwachsenden Rohstoffen, insbesondere Mais, betrieben werden, in Deutschland stark an. Die damit einhergehende Zunahme von Maisflächen führte zu großen Veränderungen im Landschaftsbild. Der Begriff der „Vermaisung der Landschaft“ ist in vielen Regionen zum festen Bestandteil des Wortschatzes geworden.
Bunte Biomasse neben Mais im Juni 2019 (Foto: C.Kemnade)

Bunte Biomasse neben Mais im Juni 2019 (Foto: C.Kemnade)

Der im Fachjournal ‚Biomass and Bionergy‘ veröffentlichte Artikel von Huth, Paltrinieri und Thiele (2019) untersucht, wie diese Veränderungen in der Bevölkerung wahrgenommen werden und ob Wildpflanzenmischungen als alternatives Substrat einen ästhetischen Gewinn für das Landschaftsbild darstellen. Um dieser Frage nachzugehen, wurden im Münsterland in Nordrhein-Westfalen unabhängig voneinander zwei Untersuchungen durchgeführt. Zum einen wurden Landschaftsfotos verwendet, zum Anderen wurden als Teil der Regionale 2016 im Rahmen des Projektes „GrünSchatz“ mittels Fragebögen und leitfadengestützten Interviews Befragungen durchgeführt. Der Mensch – dies zeigen Untersuchungen – beurteilt Landschaft umso positiver je abwechslungsreicher sie sich in Struktur und Farbe darstellt. Interessanterweise beurteilten auch die Probanden der Untersuchungen im Rahmen des „GrünSchatz“-Projektes die strukturreicheren, ökologisch wertvolleren Wildpflanzenkulturen zugleich auch als ästhetisch ansprechender. Strukturarme und monotone Landschaften wurden als weniger lebenswert beurteilt. Landschaften mit vereinzelten Maisfeldern wurden nicht schlechter bewertet als Landschaften ohne Mais. Dagegen sind die Bewertungen der von Mais dominierten Landschaften signifikant schlechter. Die Auswertung der Fragebögen ergibt eine deutlich bessere Beurteilung von Wildpflanzenflächen gegenüber Maisflächen in ökologischer und landschaftsästhetischer Hinsicht. Aufgrund des höheren ökologischen und ästhetischen Wertes von Wildpflanzenmischungen wird zudem von den Landwirten ein Imagegewinn für ihren Berufsstand erwartet. Den Untersuchungen zufolge ist der vorrangige Blick auf die „Aufgeräumtheit“ der Landschaft – wie er in der Vergangenheit bestand – der Wertschätzung für eine abwechslungsreiche Landschaft – der man gleichzeitig mehr ökologische Funktion zuspricht – gewichen.
Der Biomasseanbau mit Wildpflanzen führt zu einer strukturreicheren Landschaft und
  • … wird als attraktiver wahrgenommen.
  • … findet Zustimmung nicht nur in der Akteursgruppe der Landwirte, sondern auch bei den Probandinnen und Probanden aus dem Gastronomiegewerbe, für die das Landschaftsbild ein touristisches Potenzial im Rahmen der landschaftsgebundenen Erholung darstellt.
  • … wird von der Mehrheit der Befragten im Vergleich mit Maiskulturen als sowohl in ästhetischer als auch ökologischer Hinsicht überlegen eingestuft.
Die zur Energiegewinnung angebauten Wildpflanzenmischungen können also die Attraktivität sowie den ökologischen Wert unserer Agrarlandschaft steigern und nebenbei auch noch einen Beitrag zu einer wirklich nachhaltigen Energieerzeugung leisten. Den vollständigen Artikel im Journal „Biomass an Bioenergy“ finden Sie hier: Huth, E.; Paltrinieri, S. & Thiele, J. (2019): Bioenergy and its effects on landscape aesthetics – A survey contrasting conventional and wild crop biomass production. Biomass and Bioenergy, Volume 122,: 313-321.