Experten suchen Wege zur Förderung von Biogas aus Wildpflanzen

Experten und Mandatsträger von Landratsamt und Landwirtschaftsamt Ravensburg, vom Landwirtschaftszentrum (LAZBW) Aulendorf , der Uni Hohenheim, von ProRegio, vom Bauernverband, Biogas-Fachverband, BUND und verschiedenen Kommunen trafen sich zur Fachtagung „Energie aus Wildpflanzen“ im Kißlegger Neuen Schloss.

Werner Kuhn, seit über 10 Jahren Ideengeber und Entwickler des Systems, zeigte in einem hochinteressanten Vortrag, warum gerade Biogas die besondere Chance birgt, mit intelligenten Mischkulturen die Biodiversität und Artenvielfalt zu steigern. Der für das Netzwerk Lebensraum Feldflur deutschlandweit beratende Experte stellte aber auch fest, dass diese ökologische Aufwertung nicht zum Nulltarif möglich ist. Die für Mensch und Tier so positive Flächenbewirtschaftung kann die Methangas-Leistung der Monokultur Mais nur zu ca. 60% erreichen. Es müssten also Wege gefunden werden, wie dem Landwirt sein „Produkt Artenvielfalt“ vergütet werden kann.

Michael Fick, Vertreter der Arbeitsgemeinschaft (AG) Wildpflanzen-Biogas Kißlegg, betonte, dass es der AG von Anfang an wichtig gewesen sei, zu zeigen, dass man die Veränderungen gemeinsam anpacken will und die Anstrengungen der Landwirte von vielen anderen Landnutzern unterstützt werden. Er konnte den angereisten Experten darlegen, dass in vielen Gemeinden Landwirte durch den Anbau der Wildpflanzenmischung gezeigt haben, dass sie bereit sind, neue Wege zu gehen. Die zahlreichen finanziellen Unterstützer aus der Bevölkerung und der regionalen Wirtschaft unterstreichen die Ernsthaftigkeit des Wunsches nach blühenden Landschaften.

In der anschließenden Diskussion unter den Fachleuten war man sich schnell einig, dass „Biogas aus Wildpflanzen“ einen wertvollen Beitrag zur Bereicherung von Flora, Fauna und Landschaftsbild leistet. Damit das Weiterleben dieser Idee nicht nur vom Idealismus abhängig sei, müssten jetzt Wege gefunden werden, um die Rahmenbedingungen einfacher und attraktiver zu gestalten. Die Verbreitung der Anbaualternative über Ämter und wissenschaftliche Einrichtungen sei dabei genauso wichtig, wie eine Inwertsetzung der ökologischen Aufwertung durch den Wildpflanzen-anbau.

MdB Westermeyer sieht im Wildpflanzenanbau eine Möglichkeit der produktionsintegrierten Kompensation, die den Flächenengpass in der Landwirtschaft durch Flächenstilllegung für ökologische Ausgleichsmaßnahmen entschärfen kann.

Auch Herr Siegel, Leiter des Landwirtschaftsamtes Ravensburg, erkennt in der ökologischen Kompensation eine Chance, die biologischere Biomasseproduktion durch Wildpflanzen für die Landwirte in Wert zu setzen.

Herr Schweizer, Leiter des LAZBW in Aulendorf, erwartet, dass Umsetzungsprobleme durch rotierende Flächenbelegung und langfristige Bindung lösungsorientiert angegangen und alle Möglichkeiten genutzt werden.

Herr Sieger, Leiter des Dezernats 4 beim Landratsamt Ravensburg, regte an, an einem konkreten Modellprojekt die Ökopunktefähigkeit der mehrjährigen Wildpflanzen zu prüfen.

Herr Krattenmacher, Bürgermeister in Kißlegg, bot sich gleich an, dieses Projekt zu unterstützen. Er werde sich auch im Kreistag für die Ökopunktefähigkeit der Wildblumenäcker einsetzen, damit Naturschutz und landwirtschaftliche Nutzung miteinander einhergehen

Nach dieser von allen Anwesenden konstruktiv und offen geführten Diskussion führten Gebhard Pfender und Markus Frick die Teilnehmer auf verschiedene Wildpflanzenflächen in der Kißlegger Umgebung. Spätestens hier wurde allen klar, was Herr Kuhn am Morgen meinte, als er die Wildpflanzenflächen nicht nur als Biotope sondern auch als „Psychotope“ bezeichnete: hier sieht man die Farben, riecht die Blüten, hört die Insekten, fühlt viele unterschiedliche Pflanzen und schmecken kann man die meisten Blumen auch noch.

Es wäre doch schade, wenn diese Idee wieder aus dem Landkreis verschwindet!

Quelle: AG Wildpflanzen-Biogas Kißlegg

Weitere Informationen zur Möglichkeit der Förderung von Wildpflanzen und das Postitionspapier des Netzwerkes Lebensrau Feldflur finden Sie hier.