Umfrage Energie aus Wildpflanzen

Umfrage zum Anbau von Wildpflanzen zur Biomasseproduktion

Wieviel Hektar Wildpflanzen werden deutschlandweit zur Biomasseproduktion angebaut und was motiviert Landwirte und Anlagenbetreiber, die Alternative zum Mais auf den Acker zu bringen? Um diese Fragen zu klären führt das Netzwerk Lebensraum Feldflur und das Projekt GrünSchatz der Uni Münster bis zum 15.  September eine online-Umfrage unter Anlagenbetreibern und Landwirten durch, die ertragreiche Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion anbauen. „Mit Hilfe der Umfrage wollen wir die Rahmenbedingungen verstehen, die dazu beitragen können, den Anbau von Wildpflanzen zu einem attraktiven landwirtschaftlichen Modell zu machen,“ sagt Sabine Paltrinieri vom Projekt GrünSchatz und ergänzt „Nicht zuletzt helfen alle, die an der Umfrage teilnehmen, die Feldflur lebendiger und artenreicher werden zu lassen.“

Hier geht es zur online-Umfrage. Die Beantwortung der Fragen dauert nur wenige Minuten.

Landwirtschaftsministerin besucht Projektfläche zu Biogas aus Wildpflanzen

Die Produktion von Biogas aus Wildpflanzen war Ende Juli Grund eines Besuches von Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast im Landkreis Emsland. „Der ökologische Mehrwert wird jedem sofort bewusst, der einmal an einer Fläche mit Wildpflanzen gestanden hat – es summt und brummt überall“, so die Ministerin. In einem ersten Projekt der Landesjägerschaft Niedersachsen wurden die ökologischen und ökonomischen Effekte der Produktion von Biogas aus Wildpflanzen untersucht. Nun steht in dem gemeinsamen Folgeprojekt von Landesjägerschaft, Land Niedersachsen mit dem 3N Kompetenzzentrum die Nährstofffixierung dieser Wildpflanzen im Mittelpunkt: Das Projekt will konkrete Ergebnisse zur Nährstoffdynamik durch den Anbau von mehrjährigen Wildpflanzen liefern. Die Untersuchungen betreffen die Nährstoffgehalte im Boden, im Erntegut und in der Wurzelmasse. Gefördert wird dieses Projekt mit 150.000 € vom Land Niedersachsen.

Ein Video über den Besuch von Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast an einer Projektfläche zu Biogas aus Wildpflanzen finden Sie hier.

„Wildpflanzen sind eine absolute Bereicherung der Artenvielfalt – all unsere bisherigen Forschungsergebnisse bestätigen das“, so Josef Schröer, Stellvertretender Präsident der Landesjägerschaft Niedersachen. „Der Insektenschwund, insbesondere die prekäre Situation der Wildbienen sind derzeit in aller Munde – worauf also warten?“ Wildpflanzenmischungen bieten auch jetzt schon Abhilfe: Durch die lange Blühperiode der verschiedenen Pflanzen ist eine Blütentracht von Frühjahr bis Herbst sichergestellt. Da Wildpflanzen bis auf den Erntemonat ganzjährig Aufwuchs aufweisen, bieten sie zudem den Insekten auch im Winter noch Lebensraum. Entscheidend sei, dass die Politik nun die Rahmenbedingungen für den Anbau schaffe: „Der Anbau von Wildpflanzen zur Energiegewinnung muss zukünftig eine viel stärkere Gewichtung erfahren. Wer es ernst meint mit der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft muss genau hier Anreize schaffen.“

Eine Fördermaßnahme für mehrjährig nutzbare Wildpflanzen ist bisher allerdings in keinem Bundesland vorgesehen. Einer der Hauptgründe ist, dass die nationale Ko-Finanzierung aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) nicht möglich und der Ansatz damit für die meisten Länder nicht finanzierbar ist. Das Netzwerk Lebensraum Feldflur fordert daher, dass die Nutzung des Aufwuchses mehrjähriger Blühflächen im Rahmen der GAK ermöglicht wird.

Die vollständige Pressemitteilung der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) über den Besuch von Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast finden Sie hier.

Rebhuhn Wildpflanzen für Biogas

Vorzeigebetrieb für „Energie aus Wildpflanzen“ erhält Förderpreis

Der Geflügelhof Schulte aus Ostwestfalen ist mit dem Förderpreis „Wildtierfreundliche Landwirtschaft“ der Stiftung natur+mensch ausgezeichnet worden. Der Hof zeigt beispielhaft, wie die Bestände von Feldvögeln, Niederwild und Insekten gefördert und gleichzeitig eine gewinnorientierte Landwirtschaft betrieben werden können. Ein wichtiges Element für die Kombination von Natur- und Artenschutz und landwirtschaftlicher Produktion ist der Anbau von „Energie aus Wildpflanzen, also mehrjährige, ertragreiche Wildpflanzen zur Biomasseproduktion. Gestiftet wurde der mit 5.000 € dotierte Preis von der Agrarboden GmbH & Co. KG.

Energie aus Wildpflanzen

Der Geflügelhof Schulte bewirtschaftet 200 ha Landwirtschaft und eine 500 KW Biogasanlage, deren Abwärme bei den betrieblichen Abläufen genutzt wird. Neben dem Mais als klassische Energiepflanze baut der Betrieb mittlerweile 17 ha „Energie aus Wildpflanzen“ an. Die mehrjährigen, ertragreichen Mischungen aus über 20 verschiedenen Wildpflanzenarten bieten den Wildtieren im Sommer und Winter Nahrung und Deckung und werten mit ihrer Blütenpracht das Landschaftsbild auf. Das mehrjährige Anbausystem senkt den Bearbeitungsaufwand erheblich und auf chemische Pflanzenschutzmittel kann weitgehend verzichtet werden. Darüber hinaus verbessert die Dauerkultur die Humusbilanz, Bodenerosion wird vermieden und die Nährstoffauswaschung weitgehend minimiert. Somit stellt der Anbau und die Vergärung von Wildpflanzen in der Biogasanlage einen wertvollen Beitrag zur Steigerung der Biodiversität und zum Gewässerschutz auf dem Geflügelhof Schulte dar.

Weitere Lebensraumverbesserungen

Neben „Energie aus Wildpflanzen“ werden in Schultes Revier z.T. im Rahmen von Vertragsnaturschutzprogrammen Blühstreifen mit mehrjährigen und blütenreichen Pflanzenarten angelegt, die Insekten, Feldvögeln und Niederwild Lebensraum bieten. Die Saatsstärke wird dabei bewusst gering gewählt, um dem Wild möglichst viel Bewegungsraum zu ermöglichen. Alle 2-3 Jahre werden diese Blühstreifen, die jeweils ca. 12 m breit sind, neu angesät, da die Flächen sonst vergrasen würden. Über die Jahre sind durch Schultes Hand so mehr als 35 wildtierfreundliche Maßnahmen emtstanden. Auf den Anbau von Ganzpflanzensilage, wie zum Beispiel Schnittroggen im Frühjahr oder als Zweitfrucht im Sommer, wird verzichtet, um die Wildtiere in ihren Brut- und Setzzeiten nicht zu gefährden.

Die Jagd

Richard Schulte ist langjähriger passionierter Jäger, Jagdschütze und auch Jagdpächter. Mit viel Engagement und Leidenschaft betreut er ein Revier von über 800 ha und widmet sich dabei neben der wildtierfreundlichen Lebensraumgestaltung besonders der Prädatorenbejagung. Ein flächendeckend über das ganze Revier verteiltes Netz von Lebendfangfallen reduziert die Bestände von Fuchs, Marder und Waschbär. Die gleichzeitige Bejagung von Rabenkrähe und Elster komplettieren die jagdlichen Maßnahmen zum Schutz des Niederwildes.Diese Arbeit zahlt sich aus! 2017 wurden im Revier 60 Kiebitz-Brutpaare gezählt. Und eine Feldhasenzählung in den Revieren Delbrück im Herbst 2017 ergab die stattliche Anzahl von 741 Feldhasen… .

Wildpflanzen Biomasse Energie

Biogas aus Wildpflanzen macht Landwirte zu Natur- und Artenschützern

(noz.de vom 30.6.18) Auf einer rund fünf Hektar großen Ackerfläche des Landwirts Josef Schröer aus Lingen-Mundersum blüht es farbenfroh und es summt lebendig: Die mehrjährigen Stauden aus einer regionalen Saatmischung locken Bienen, Schmetterlinge und Insekten an und bieten Feldlerchen, Rebhühnern und anderen Feldvögeln und Niederwild Deckung und Nahrung. Ganz nebenbei wird auf dem Feld auch Biomasse zur Stromerzeugung produziert: Biogas aus Wildpflanzen! Diesen Spagat schafft das Projekt „Energie aus Wildpflanzen“, das die Jägerschaft Lingen im Emsland in enger Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und dem „Netzwerk Lebensraum Flur“ umsetzt. Die Naturschutzstiftung Emsland nutzte jetzt die Möglichkeit, sich bei einer Feldbegehung über das System „Biogas aus Wildpflanzen“ von Landwirt Josef Schröer, der auch stellvertretender Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen ist, in der Praxis zu informieren.

Etwa Ende Juli wird die landwirtschaftlich genutzte und auch gedüngte Fläche abgeerntet und die Wildpflanzen werden für die Biogaserzeugung einsiliert. Ein dann folgender zweiter immergüner Aufwuchs ermöglicht den Wildtieren auch im Winter eine Rückzugs- und Äsungsfläche. So gelingt es den Akteuren des Projekts „Energie aus Wildpflanzen“, für Landwirte als Anbauer einer reichlich blühenden ökologischen Vielfalt auch einen ökonomischen Beitrag zu leisten. Josef Schröer erläuterte, dass im Rahmen des Projekts derzeit außerdem untersucht wird, ob die Wildpflanzenmischung auch einen positiven Effekt auf den Gewässerschutz hat. Am 20. Juli erwarte man in Lingen-Mundersum zudem die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast, der man anhand der bisherigen Projektergebnisse die Erfolge von Biogas aus Wildpflanzen für den Arten-, Natur- und Umweltschutz darlegen möchte.

Den vollständigen Artikel auf noz.de finden Sie hier.