Können Eco-Schemes Wildpflanzen zur Biomasseproduktion fördern?
Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Und das nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten Europäischen Union. Denn durch den Brexit auf der einen Seite und die Forderungen nach mehr Klima-, Umwelt- und Artenschutz auf der anderen Seite ist ein „Weiter wie bisher“ für die kommende Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) schwer vorstellbar. Noch ist vieles in Bezug auf die Ausgestaltung der nächsten Förderperiode relativ unklar. Ein viel diskutiertes Thema sind allerdings die sogenannten Eco-Schemes (auf Deutsch etwa Öko Regeln). Ein Bericht, den das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und das Institut für Europäische Umweltpolitik (IEEP) im Auftrag der IFOAM EU-Gruppe erstellt haben, offenbart nun weitere Einblicke und konkrete Handlungsempfehlungen für die verantwortlichen Behörden.
Einer der positiven Aspekte ist laut der Autoren die Tatsache, dass die Eco-Schemes in der 1. Säule verankert werden, wo auch in der nächsten Förderperiode der Großteil der Mittel angesiedelt sein wird. Die Eco-Schemes sollen zu 100 % aus EU-Mitteln finanziert werden, bei ihrer Ausgestaltung aber soll den Mitgliedsstaaten quasi freie Hand gelassen werden. Als neues Instrument sollen sie Landwirte dabei unterstützen, neue Praktiken zu entwickeln und ökologisch nachhaltiger zu wirtschaften, so der Bericht weiter. „Die Eco-Schemes sind die wichtigste Innovation der neuen GAP“, sagte Dr. Matthias Stolze vom FiBL bei der Vorstellung der Studie auf der Biofach, „sie haben großes Potenzial zur Umgestaltung der europäischen Landwirtschaft in ein nachhaltiges System.“ (aus topagrarONLINE).
Besonders für Öko-Landwirte soll dieses neue Werkzeug auch die Kürzungen in der 2. Säule abfedern. Ein entscheidender Vorteil soll daneben auch die „Anreizkomponente“ sein, da anders als bei klassischen Agrarumweltmaßnahmen den teilnehmenden Betrieben nicht nur die Verluste erstattet, sondern über die reine Kompensation hinaus auch ein finanzieller Anreiz geschaffen werden kann. Zu diesem Zeitpunkt ist aber der finanzielle Rahmen der Eco-Schemes und auch die konkrete Implementierung noch unklar.
Der Deutsche Bauernverband fordert, dass die Basisprämie, also die pauschalen Direktzahlungen, mindestens 60 % der Mittel der 1. Säule ausmachen sollen, die Eco Schemes hingegen nur 20 %. Die Grünen hingegen wollen 30 % der Direktzahlungen für ehrgeizige Eco-Schemes bereit stellen und den Anteil in den Folgejahren sogar auf 60 % erhöhen.
Da die Eco-Schemes jedes Jahr neu programmiert werden sollen, müssen mehrjährige Maßnahmen wohl weiterhin aus der 2. Säule getragen werden. Gleichzeitig sollen die Mittel hier stark gekürzt werden. Eine Förderung etwa des Anbaus mehrjähriger Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion durch Eco-Schemes erscheint nicht umsetzbar. Eine mögliche Alternative, um die ertragreichen und ökologisch wertvollen Kulturen in Deutschland dennoch in größerem Maße auf die Fläche zu bringen, könnte, fernab der Eco-Schemes, eine Sondervergütung im Rahmen der EEG-Umlage darstellen. Eine Sondervergütung von 2 bis 3 Cent je Kilowattstunde würde das Anbausystem mehrjähriger Wildpflanzenmischungen auf das wirtschaftliche Niveau des Mais heben. Und die mehrjährigen Wildpflanzen können nicht nur in der Biogasanlage zur Strom- und Wärmegewinnung genutzt werden, sondern ganz nebenbei auch noch die Biologische Diversität fördern und das Grundwasser schützen.
*nachträgliche Ergänzung des Autors: Falls, wie in dem aktualisierten Bericht „Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2020 – Grüne Architektur“ vorgeschlagen, eine „grundsätzliche Möglichkeit, die Maßnahmen als Öko-Regelung auch mehrere Jahre auf derselben Fläche durchzuführen, um u. a. ihre Wirksamkeit zu steigern“ nachgekommen wird, wäre damit eine indirekte Förderung mehrjähriger Maßnahmen durchaus denkbar.