Bunte Biomasse Kooperation in Paderborn

Bunte Biomasse: Neue Kooperation in Paderborn

Der Landkreis Paderborn fördert den Anbau von 50 Hektar mehrjähriger Wildpflanzen zur Biomasseproduktion über drei Jahre. Deutschlandweit sollen durch das Projekt Bunte Biomasse bis 2024 insgesamt 500 Hektar des innovativen Anbausystems angelegt werden.

Das Projekt Bunte Biomasse wächst weiter: Der Landkreis Paderborn stellt jetzt Gelder bereit, damit 50 Hektar mehrjährige, ertragreiche Wildpflanzenmischungen für die Biogasproduktion angebaut werden. Teilnehmende Landwirte aus dem Kreis Paderborn erhalten eine Ausgleichszahlung in Höhe von 250 € pro Jahr und Hektar, um den geringeren Biogas-Ertrag der Wildpflanzen gegenüber Mais zu kompensieren. Die Laufzeit beträgt drei Jahre.

Insgesamt wollen Veolia Stiftung, Deutsche Wildtier Stiftung und Deutscher Jagdverband gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern bis 2024 deutschlandweit 500 Hektar Mais ersetzen. Seit dem Startjahr 2019 haben schon 90 landwirtschaftliche Betriebe in sechs Bundesländern insgesamt mehr als 300 Hektar Bunte Biomasse angelegt. Davon profitieren Insekten und Feldvögel gleichermaßen. Unternehmen wie Fendt, Sauer & Sohn, Jägerschaften, Kommunen sowie Einzelpersonen haben Geld zur Verfügung gestellt. Die Nachfrage von Landwirten ist weiterhin groß, Mais für die Biogas-Produktion durch Wildpflanzen zu ersetzen, teilt der Deutsche Jagdverband mit.

„Mit dem Anbau der artenreichen Mischungen aus Wild- und Kulturpflanzen kann die Produktion von Biomasse und damit einer erneuerbaren Energieversorgung enger mit den Zielen des Natur- und Artenschutzes verzahnt werden“, sagt Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung, die das Projekt Bunte Biomasse deutschlandweit koordiniert. „Wir sind sehr froh, in Paderborn starke Partner gefunden zu haben, die das Projekt unterstützen.“

Den kompletten Artikel von Hinrich Neumann auf topagrarONLINE finden Sie hier 

Stickstofffixierung durch Wildpflanzen - Gewässerschutz

Gewässerschutz mit mehrjährigen Wildpflanzen

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe präsentiert in einer neuen Broschüre vielfältige Forschungsergebnisse zum Gewässerschutz mit nachwachsenden Rohstoffen, wie etwa mehrjährigen Wildpflanzen.

Mit der im März beschlossenen neuen Düngeverordnung steigen die Anforderungen an die Landwirtschaft, den Gewässerschutz in der Praxis zu optimieren. Lösungsansätze und detaillierte Informationen dafür liefert die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) mit der Neuauflage der Broschüre „Gewässerschutz mit nachwachsenden Rohstoffen“. Sie präsentiert vielfältige Ergebnisse zum Gewässerschutz im Energiepflanzenanbau aus Forschungsprojekten, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert hat. Dabei wird nicht nur die Reduktionswirkung der einzelnen Maßnahmen im Hinblick auf Nährstoffverluste verglichen, sondern der Leser findet auch viele Aussagen zu Erträgen und Wirtschaftlichkeit.

Die Broschüre stellt diverse Ansätze vor, Stickstoff- und Phosphor-Verluste zu reduzieren. Einige Konzepte wie der Anbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten oder die Anpassung von Düngegaben sind nicht neu, interessant sind aber die Werte, die in Versuchen zu diesen Ansätzen ermittelt wurden. Auf Standorten, die langjährig mit organischen Düngern, zum Beispiel mit Gärresten, behandelt wurden, besteht häufig Spielraum für eine Reduzierung der Düngegaben, denn solche Böden weisen in der Vegetationszeit eine hohe Stickstoff-Nachlieferung auf.

Neue Kapitel: Dauerkulturen und Wildpflanzen

Noch mehr Platz als in der ersten Auflage räumt die Broschüre den Dauerkulturen ein: Silphie, Riesenweizengras und Wildpflanzenmischungen haben ihre Eignung für den Boden- und Gewässerschutz in Versuchen unter Beweis gestellt, wie etwa in einem mehrjährigen Monitoring zur Nährstofffixierung in Niedersachsen. Und auch in der Praxis finden die mehrjährigen Wildpflanzen bereits Anwendung im Gewässerschutz, wie etwa in Bayern. Als nach der Ernte weiterwachsende Kultur, die den Boden über Winter bedeckt, sind sie prädestiniert für diese Aufgaben. Auf den Wildpflanzenflächen finden Insekten und andere Wildtiere darüber hinaus reichlich Nahrung und Deckung. Eine Aufnahme in Agrarumweltprogramme oder andere Fördermaßnahmen könnte diesem innovativen Anbausystem zum Durchbruch verhelfen.

Die Neuauflage enthält auch zwei Kapitel, die sich mit dem Gewässerschutz auf der Biogasanlage selbst und mit der Vermarktung der Gärreste beschäftigen. Sie stellen ein wirtschaftliches Verfahren zur Behandlung von organisch belastetem Oberflächenwasser auf Biogasanlagen vor und geben Tipps zum richtigen Marketing bei der Abgabe von Gärrestdüngern außerhalb der Landwirtschaft.

Die Broschüre „Gewässerschutz mit nachwachsenden Rohstoffen“ sowie der Abschlussbericht zur Nährstofffixierung durch mehrjährige Wildpflanzen stehen hier als Download zur Verfügung.

Den kompletten Artikel aus der  topagrar finden Sie hier.

Schmetterlinge - Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus)

Bunte Biomasse kann Schmetterlingen helfen

In Deutschland leben rund 3.700 verschiedene Schmetterlinge. Nach Auskunft des Bundesamtes für Naturschutz in Bonn sind mindestens 60 Schmetterlingsarten bereits ausgestorben, 494 weitere seien vom Aussterben bedroht oder unterschiedlich stark gefährdet. „Selbst viele Allerweltsarten wie zum Beispiel das Tagpfauenauge oder die Kohlweißlinge sind im Bestand merkbar rückläufig“, sagte Andreas Segerer, stellvertretender Direktor der Zoologischen Staatssammlung München, der Deutschen Presse-Agentur. Und auch andere früher häufige Arten wie der Hauhechel-Bläuling (s. Beitragsbild, Foto: M.Tetzlaff) nehmen vielerorts ab.

Die Ursachen sind laut Experten unter anderem der Klimawandel und die damit verbundenen langen Dürresommer und Hitze sowie die intensive Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden und Düngern. Zudem werde der Lebensraum der Tiere immer kleiner. Schmetterlinge bräuchten nährstoffarme, offene und blütenreiche Landschaften und lichte, naturnahe Wälder, sagte Segerer. Doch solche Biotope gebe es fast nur noch in Schutzgebieten.“Diese sind aus der Vogelperspektive nur noch winzige Inseln inmitten einer für alle Arten lebensfeindlichen Agrar- und Betonwüste“, sagte Segerer. Ein Beispiel ist laut Segerer das Naturschutzgebiet im Donautal in Regensburg. Dort würden seit mehr als 200 Jahren Daten über Schmetterlinge gesammelt. 39 Prozent von mehr als 120 Arten seien dort mittlerweile verschwunden, etwa die Hälfte davon allein in den letzten 20 Jahren. „Das zeigt die Dynamik besonders dramatisch.“

Doch es gibt auch Möglichkeiten, die bedrohten Falter auch außerhalb von Schutzgebieten zu schützen.Um auf großer Fläche etwas zu bewirken, braucht es produktionsintegrierte Lösungen auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Denn rund die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Der Anbau mehrjähriger Saatmischungen aus Wild- und Kulturarten zur Biomasseproduktion ermöglicht genau diesen Zweiklang aus Ökologie und Ökonomie. Auf den Flächen kann zum Einen Biomasse zur Verwertung in der Biogasanlage produziert, zum Anderen aber auch ein wertvoller Lebensraum für Insekten und Wildtiere geschaffen werden. Denn die mehrjährigen Wildpflanzen bieten laut Untersuchungen nicht nur den Schmetterlingen, sondern auch vielen weiteren Insektengruppen ein reichhaltiges und lang anhaltendes Blühangebot, sondern bieten auch zahlreichen Wildtieren ganzjährig Deckung und Nahrung. Gleichzeitig liefern sie ordentliche Biomasseerträge und liefern eine wirklich nachhaltige, erneuerbare Energie.

Den kompletten Artikel zum Verschwinden der Schmetterlinge auf ZEIT ONLINE finden Sie hier.

Johann Högemann auf Wildpflanzenfeld zur Biomasseproduktion

Wildpflanzen statt Mais im Weserbergland

Anbau von Wildpflanzen und Vernetzung lokaler Akteure soll zu mehr Artenvielfalt bei der Biogasproduktion führen

Am 2. Juli 2020 trafen sich Landwirte, Journalisten und weitere Interessierte in Aerzen im Weserbergland, um sich über das Konzept mehrjähriger Wildpflanzen zur Biomasseproduktion zu informieren. Auf dem Betrieb von Jörg und Christian Pape konnten die Teilnehmenden nicht nur alles rund um den theoretischen Hintergrund des innovativen Anbausystems erfahren, sondern auch direkt eine Praxisfläche mit den in Blüte stehenden Wild- und Kulturpflanzenmischungen begehen. Die Fläche hatte Betriebsinhaber Pape im letzten Jahr im Rahmen des Projektes Bunte Biomasse angesät.

Johann Högemann, Fachberater für Acker-und Pflanzenbau, begeisterte die Anwesenden für die mehrjährigen Wildpflanzenmischungen, die je nach Standortgüte 9 bis 14 Tonnen Trockenmasse pro Hektar liefern können. Zwar kommen die Mischungen nicht an den Mais heran, sie liefern nur etwa 65 Prozent des Methanertrags. Dafür haben Sie aber zahlreiche ökologische Vorteile: Sie bieten nicht nur Insekten und Wildtieren einen Lebensraum, sondern schützen auch den Boden und das Grundwasser.

Anberaumt hatten das Treffen das Netzwerk Lebensraum Feldflur, der Fachverband Biogas e. V., der Landesverband der Maschinenringe e. V. und der Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachen-Bremen e. V. Durch die Vernetzung lokaler Akteure soll der Anbau und die Ernte mehrjähriger, ertragreicher Wildpflanzenmischungen sowie die Abnahme der Biomasse in eine nahe gelegene Biogasanlage erleichtert werden. Denn auch Landwirte ohne eigene Biogasanlage oder nur mit kleinen zur Verfügung stehenden Flächen sollen die heimischen Mischungen aus Wild- und Kulturpflanzen anbauen können.

„Besonders auch kleinere, in der Landschaft verteilte Wildpflanzenflächen können eine hohe ökologische Wirkung erzielen. Die Veranstaltung war ein erfolgreicher Anfang, um die Wildpflanzen auch in Südniedersachsen vermehrt auf die Fläche zu bringen“, sagte Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung, die das Netzwerk Lebensraum Feldflur koordiniert im Nachgang der Veranstaltung. Gleichzeitig sei aber die Politik gefragt, dieses ökologisch wertvolle Anbausystem für Landwirte attraktiv zu machen“, so Kinser weiter. Das Netzwerk Lebensraum Feldflur hat seine Forderungen dazu unter dieser Rubrik zusammengefasst.

Über das Treffen in Aerzen wurde auch in der Presse berichtet, s. hier