Aktionswoche Artenvielfalt - Wildpflanzen als Biogassubstrat schützen Bienen und Bauern

Mehrjährige Wildpflanzenmischungen Teil des neuen Projekts „InsektA“ für mehr insektenfreundliche Lebensräume

In dem neuen Verbundprojekt „Integrativer Insektenschutz ‒ Aktionsnetzwerk Mitteldeutschland (InsektA)“, gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt (Volumen rund 4 Millionen €), sollen Akteure in den drei Bundesländern Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gemeinsam ein Maßnahmenpaket entwickeln, das Insekten langfristig auf unterschiedlichen Flächen schützen soll.

Über die Laufzeit von sechs Jahren sollen im Projekt „InsektA“ Lebensräume für Insekten geschaffen und der ökologische Verbund der noch bestehenden Habitate mithilfe von Trittsteinbiotopen verbessert werden. Dazu werden auf insgesamt 600 Hektar landwirtschaftlicher Flächen mehr als 13 verschiedene Maßnahmentypen umgesetzt: Geplant ist, artenreiche Säume zu entwickeln, Ackerwildkrautschonstreifen anzulegen und blütenreiche Mähwiesen wiederherzustellen. Als Alternative zum intensiven Maisanbau sollen heimische Wildpflanzenmischungen für die Bioenergiegewinnung erprobt werden.

Wir freuen uns sehr, dass die blühenden Wildpflanzenmischungen besonders auch bei den Projektkoordinatoren und Fördermittelgebern vom BMUV und BfN als notwendige Maßnahme gesehen werden, die Agrarlandschaft insektenfreundlicher zu gestalten. Als Alternative zum Mais können die mehrjährig stehenden Kulturen die Funktion der Trittsteinbiotope sehr gut erfüllen – und das nicht nur für Insekten, sondern auch für Niederwild und größere heimische Wildtiere

Bunte Biomasse interessante Alternative zum Maisanbau

Betrieb in Grünbach zeigt beispielhaft, dass mit Bunter Biomasse biologische Vielfalt bei nur geringem Ertragsminus möglich ist.

„Es ist ganz einfach“, erklärt Markus Binding in der Merkur, der zusammen mit seiner Frau Odile in Grünbach im Landkreis Erding in Oberbayern eine zwei Hektar große Ackerfläche mit Bunter Biomasse ausgesät hat. „Bei dieser Aussaat, die idealerweise im August ausgebracht wird, handelt es sich um Samen von Stauden und Kräutern, die in der Natur gesammelt und vermehrt wurden.“ Bei dem Saatgut handelt es sich um eine sogenannte mehrjährige Energiepflanzenmischung. Sie kann ohne zu ackern auf dem Feld eingebracht werden, auf einem ehemaligen Mais-Acker auch direkt in die restlichen Stoppeln gesät werden.

Der Betrieb von Familie Binding ist einer von 170 Betrieben, die mitlerweile Bunte Biomasse als Alternative zum Mais anbauen. Bereits über 500 Hektar Fläche konnten im Gemeinschaftsprojekt der Veolia Stiftung, der Deutschen Wildtier Stiftung und dem Deutschen Jagdverband in blütenreiche Flächen verwandelt werden. Und das Modell macht Schule: Bereits drei Bundesländer – Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen – haben den Anbau von Energiepflanzenmischungen in die öffentliche Förderung ab 2023 aufgenommen.

„Schon nach wenigen Tagen sind erste Pflänzchen zu sehen, am Ende wird die Saat etwa so hoch wie Mais. Aber“, betont Markus Binding, „diese Gewächse haben den riesigen Vorteil, dass hier nicht nur Wildpflanzen zur Biogas-Gewinnung wachsen, sie bieten auch Blühangebot und Nistmöglichkeiten für Wildbienen und andere Insekten. Hier entsteht außerdem ein neuer Lebensraum für manche Vögel, Rebhühner oder sogar Feldhasen. Und es bringt weitere Vorteile für den Acker. Denn Wildpflanzen wurzeln nicht nur tiefer als Mais, sie sind auch trockenheitsresistenter und bauen Humus auf, ein gewichtiges Argument in heißen Sommern.“

Wer im August ausgesät hat, kann im Folgejahr dreschen, bekommt Biomasse als Substrat, kann dieses weiter zu Biogas verarbeiten. Hier greift nun auch der wirtschaftliche Aspekt des Verfahrens. Einen möglichen Minder-Ertrag im Vergleich zum Maisanbau bekommen die Landwirte über das Projekt Bunte Biomasse mit einer Pauschale ausgeglichen. Auch der Fachverband Biogas fördert das Proejkt Bunte Biomasse, denn das aus den Wildpflanzen gewonnene Substrat lässt sich laut Landwirt Binding „ohne Schäden an der Anlage verarbeiten.“

Eine Förderung der Bunten Biomasse läuft vorerst noch bis 2024.

Georg Hackl und Nachhaltiger Westen e.V. stellen Bunte Biomasse vor

Im Landkreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen kümmert sich der Verein Nachhaltiger Westen um Biodiversität und Artenvielfalt auf den Ackerflächen. Mit dabei sind neben Landwirten und Naturschützern auch Jäger, Imker, Maschinentechniker und natürlich Betreiber von Biogasanlagen. In einem Video mit Rennrodel-Legende Georg Hackl zeigt der Verein, wie im Landkreis Steinfurt mittlerweile 100 ha Bunte Biomasse entstanden sind und was „Anbau-Satelliten“ sind.

 

Ein Jahr nach der Flut: Im Swisttal verwandelt Bunte Biomasse verschlammtes Ackerland in blühende Felder

Nach sintflutartigen Regenfällen trat der Swistbach am 14. Juli 2021 über seine Ufer. Mit Flut und Schlamm wurden Schadstoffe auf die wertvollen Ackerböden geschwemmt, sodass die betroffenen Landwirte entschieden haben, auf den Flutflächen die Produktion von Lebensmitteln bis auf Weiteres auszusetzen. Im Frühjahr 2022 wurden daher insgesamt 25 Hektar Bunte Biomasse entlang der Swist angelegt.

Aktionswoche Artenvielfalt - Wildpflanzen als Biogassubstrat schützen Bienen und Bauern

Veranstaltungstipp Baden-Württemberg: Wildpflanzenbiogas ab 2023 im FAKT II – Ökologiewende auf dem Energieacker?!

Ab dem Jahr 2023 wird der Anbau von Wildpflanzen in Baden-Württemberg in das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz & Tierwohl (FAKT II) aufgenommen. Damit wird Biogaslandwirten eine ökologische und ökonomisch sinnvolle Alternative zum Maisanbau angeboten. Um zu zeigen, wie der Wildpflanzenanbau gelingt, lädt die AG Wildpflanzenbiogas zusammen mit dem Landschaftserhaltungsverband Ravensburg und der elobau Stiftung zu einem Wildpflanzenbiogas-Nachmittag am 29.07.2022 in Kisslegg ein.
Auf dem Programm stehen neben einer Feldbegehung eines Wildpflanzenfeldes in voller Blüte drei Impulsvorträge zum Wildpflanzenanbau und zur Förderkulisse der FAKT-Förderung.

Eine Anmeldung zu Veranstaltung sowie ein Info-Clip ist über ein eingerichtetes Onlineformular möglich.

Biogas und Artenvielfalt, das geht auch zusammen! – Aktionswoche Artenvielfalt 2022

Biogas und Artenvielfalt, das geht auch zusammen!
Viele Menschen denken bei Biogas zuerst an große Maisflächen, die die Landschaft bedecken. Die Maismonokulturen bieten keinen Raum für Artenvielfalt auf den Äckern. Ganz anders sieht es aus, wenn man mehrjährige heimische Wild- und Kulturpflanzenmischungen für die Biogaserzeugung anbaut.

Diese Bunte Biomasse lässt sich nicht nur gut in der Biogasanlage verwerten, sondern hilft auch unseren Insekten und Wildtieren und verwandelt die Agrarflächen in bunte Hotspots der Biodiversität. Um genau darauf aufmerksam zu machen, dass die Produktion von Biomasse zur Biogasproduktion auch Hand in Hand mit dem Erhalt der Artenvielfalt in der Feldflur gehen kann, hat der Fachverband Biogas die nunmehr dritte Aktionswoche Artenvielfalt ausgerufen.

 

Über eigene Veranstaltungen und die sozialen Medien können sich Menschen deutschlandweit einbringen (#BlühendesLeben): Gefragt sind hier persönliche Erfahrungen, Aktionen und Bilder zu alternativen Biogaskulturen sowie die Äußerung von Wünschen und Forderungen an die Politik.

Gemeinsam können wir so darauf hinweisen, dass das Spektrum an möglichen Energiepflanzen sehr groß ist – und dass viele dieser Pflanzen einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt und Biodiversität auf den Ackerflächen leisten.

Seit letztem Jahr mit dabei ist auch der dreifache Rodel-Olympiasieger Georg Hackl. Für den Biogas-Botschafter ist der Klima- und Umweltschutz eine Herzensangelegenheit: „Als Wintersportler merkt man ganz massiv die Auswirkungen des Klimawandels. Ich sehe in der Biogasnutzung eine große Chance, dem entgegenzuwirken – ganz besonders, wenn der Anbau der Energiepflanzen auch noch Artenvielfalt und Insektenschutz mit sich bringt.“ Für die Aktionswoche Artenvielfalt produzierte Hackl eine Mini Serie, die die Vorteile der Bunten Biomasse zeigt.

Weitere Informationen zur Aktionswoche Artenvielfalt finden sie hier und in den sozialen Medien unter dem Hashtag #BlühendesLeben

Anbaulandwirte für „Bunte Biomasse“ in Schleswig-Holstein gesucht

Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein e. V. ist einer der Kofinanzierer im Kooperationsprojekt „Bunte Biomasse“. Ab sofort werden nun Landwirte in Schleswig-Holstein gesucht, die bereit sind, einen kleinen Teil ihrer Maisanbaufläche durch mehrjährige Wildpflanzenkulturen zu ersetzen. Die Betriebe erhalten über das Projekt einen Ausgleich für Deckungsbeitragsverluste und werden kostenlos beim Anbau der Bestände und der Ernte des Aufwuchses beraten. Ein deutliches Plus an Biologischer Vielfalt und einen bedeutenden Imagegewinn für die Landwirtschaft bietet das Projekt zum Nulltarif. Mehr auf www.Bunte-Biomasse.de

Sie haben Fragen zum Projekt oder möchten sich einbringen?

Als Ansprechpartner steht Ihnen bei der Deutschen Wildtier Stiftung Dr. Andreas Kinser zur Verfügung (A.Kinser@DeutscheWildtierStiftung.de / 040 9707869-21)

Blühende Biomasse im Winter

NRW-Ministerin Heinen-Esser besucht Vorzeigeprojekt des Nachhaltigen Westen e.V.

Im Kreis Steinfurt bauen bereits 39 Landwirte auf einer Gesamtfläche von insgesamt 84 Hektar mehrjährige Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion an. Am gestrigen Montag besuchte die NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser den Kreis Steinfurt, um sich dort über das vom Nachhaltigen Westen e.V. betreute Projekt zum Anbau mehrjähriger Wildpflanzenkulturen zu informieren. Die Erfolge und Erfahrungen aus dem Kreisprojekt wurden mit der Ministerin diskutiert, um die Vorteile für die Biodiversität und das Landschaftsbild möglichst auch auf Landesebene übertragen zu können.

Ministerin Ursula Heinen-Esser sieht im Anbau von Wildpflanzenmischungen das Potential, Insekten- und Biodiversitätsschutz in die produktive Landnutzung zu integrieren und gab bei ihrem Besuch einen Ausblick in die Zukunft: „Ich setze mich dafür ein, dass der Wildpflanzenanbau zukünftig landesweit gefördert wird und dass es dabei verlässliche Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft gibt. Die Weichen dazu wurden bereits gestellt: Das Land Nordrhein-Westfalen will den Wildpflanzenanbau ab dem Jahr 2023 im Rahmen des etablierten Systems der Agrarumweltmaßnahmen anbieten und speist dies in den nationalen Strategieplan zur Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik ein.“ Im Raum steht derzeit eine Förderkulisse von 4.000 Hektar und eine Förderhöhe von 460 € pro Hektar.

Einen Fernsehbeitrag über den Besuch der Ministerin am 24.1. finden Sie hier (ab Minute 17:20).

Landrat Dr. Sommer begrüßte Frau Heinen-Esser sowie die geladenen Gäste und zeigte sich erfreut über das Interesse der Ministerin: „Wir freuen uns sehr darüber, dass die Strahlkraft unseres kooperativen Kreisprojektes bis nach Düsseldorf reicht!“ Im Kreis Steinfurt wird der 5-jährige Anbau von Wildpflanzen seit 2020 finanziell gefördert – angeregt und mitfinanziert durch das Projekt „Bunte Biomasse“ der Deutschen Wildtier Stiftung, der Veolia Stiftung und des Deutschen Jagdverbandes. Im Jahr 2020 förderte der Kreis das Projekt mit 60.000 €, im Jahr 2021 mit 80.000 €. Für die Anlage weiterer Flächen werden im Jahr 2022 insgesamt 100.000 € bereitgestellt. Die Organisation und Koordination übernimmt der Nachhaltige Westen e.V., unterstützt von Politik und Verwaltung sowie von der Naturstoff- und Dienstleistungszentrale Land & Forst – NLF-GmbH, der Landwirtschaftskammer und dem Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband des Kreises Steinfurt.

(Quelle: Nachhaltiger Westen e.V.)

 

 

Mehrjährige strukturreiche Blühflächen

Neues Erklärvideo zu strukturreichen Blühflächen veröffentlicht

Viele der ehemaligen „Allerweltarten“ sind heute selten. Besonders in der Agrarlandschaft ist dieser Artenschwund in Deutschland zu beobachten. Mehrjährige, strukturreiche Blühflächen können vielen Arten einen Lebensraum bieten. Nun gibt es ein neues Erklärvideo über das Prinzip von strukturreichen Blühflächen.

Feldtermin Bunte Biomasse in Schleswig-Holstein

Auf 1,5 Hektar hat Bruno Hamerich mehrjährige Wildpflanzenkulturen angebaut. Der Landwirt aus Böbs beteiligt sich am Projekt „Bunte Biomasse“. Das Projekt wird gemeinsam vom Deutschen Jagdverband (DJV), der Deutschen Wildtier Stiftung und der Veolia-Stiftung durchgeführt. Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein e.V. unterstützt das Projekt durch Kofinanzierung in Schleswig-Holstein. Mit dem Kooperationsprojekt „Bunte Biomasse“ soll deutschlandweit Mais durch ertragreiche, mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion ersetzt werden.

Um für mehr Akzeptanz von Wildpflanzen als Maisalternative zu werben, trafen sich deshalb die Präsidenten der Landesjägerschaft und des Bauernverbandes mit mehreren Pressevertretern. „Biodiversität ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung“, sagte Werner Schwarz, Präsident des Bauernverbandes SH. Dabei gehe es nicht darum, den Mais komplett durch Wildpflanzen zu ersetzen. Vielmehr sollen kleinstrukturierte und vielfältige Flächen entstehen, die Hotspots der Biodiversität bilden, betonte Ansgar Aundrup, Agrarreferent des DJV.

Wolfgang Heins, Präsident des Landesjagdverbandes Schleswig-Holstein zeigte sich begeistert: „Bunte Biomasse ist ein Leuchtturmprojekt!“. Gleichzeitig forderte Heins vom Land eine Förderung von 500€ pro Hektar, damit Bioenergie aus Wildpflanzen ihr ökologisches Potenzial als Maisersatz entfalten kann. „Energie aus Wildpflanzen ist eine produktionsintegrierte Maßnahme und kombiniert Arten-, Gewässer-, Bodenschutz und die Förderung der Artenvielfalt miteinander“, so der LJV-Präsident weiter. Insgesamt neun Landwirte beteiligen sich in Schleswig-Holstein an dem Projekt. Bis 2024 sollen Wildpflanzen deutschlandweit auf 500 Hektar Mais ersetzen.

Die Vorteile von mehrjährigen Wildpflanzenkulturen sind vielfältig. Die Wildpflanzen sind für fünf Jahre ausgelegt und können an unterschiedlichsten Standorten angebaut werden. Natternkopf, Fenchel, Malve und Co. senken zudem die Produktionskosten durch geringeren Arbeitsaufwand, senken die Bodenverdichtung, bieten ganzjährige Begrünung und schaffen zusätzlichen Lebensraum für Wildtiere und Insekten. Die Verminderung des Wildschadensrisikos ist ebenso ein positiver Effekt. Die mehrmonatige Blühphase schafft zudem Akzeptanz in der Bevölkerung.