Netzwerk Lebensraum Feldflur fordert Änderung des GAK-Rahmenplans

(Hamburg/ Berlin, 17. Januar 2017) Niedersachsen ist das Bundesland mit der höchsten installierten Biogas-Leistung in Deutschland. Die Zentren der Biogasanlagen sind aber auch die Hochburgen der Geflügel- und Schweinehaltung in der Nordwestdeutschen Tiefebene. Durch diese Formen der Landnutzung dominiert der Maisanbau mit zum Teil über 60 % der Ackerfläche das Landschaftsbild. Das Land Niedersachsen bietet gleichzeitig eine Vielzahl attraktiver Agrarumweltmaßnahmen. Allerdings: Keine der 15 zur Auswahl stehenden Fördermaßnahmen auf Ackerland ist dazu geeignet, auch nur einen Hektar Mais durch ein alternatives Substrat für die Biogaserzeugung zu ersetzen.

Das Land Niedersachsen übernimmt 2017 den Vorsitz in der Agrarministerkonferenz. „Damit hat Niedersachsen die Chance, endlich den Natur- und Artenschutz auf die Tagesordnung der Energieproduktion aus Biomasse zu setzen“, sagt Hilmar Freiherr v. Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung und Mitglied im Netzwerk Lebensraum Feldflur. „Der Anbau und die Nutzung von Wildpflanzen für Biogasanlagen muss endlich als Agrarumweltmaßnahme angeboten werden“, fordert Münchhausen weiter. „Niedersachsen würde damit eine attraktive Umweltmaßnahme mit hoher Akzeptanz und weitreichenden ökologischen Effekten in der intensiv genutzten Agrarlandschaft auf den Weg bringen.“

Leider verhindern auch die derzeitigen Regelungen im Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur & Küstenschutz (GAK), dass die Bundesländer eine entsprechende Maßnahme anbieten. Die Anlage von ein- und mehrjährigen Blühstreifen ist zwar auch in der GAK förderfähig, ihr Aufwuchs darf aber grundsätzlich nicht genutzt werden. Weil eine nationale Ko-Finanzierung aus der GAK dadurch nicht möglich und der Ansatz damit für die meisten Länder nicht finanzierbar ist, ist eine Fördermaßnahme für mehrjährig nutzbare Wildpflanzen zur Biomasseproduktion in keinem Bundesland vorgesehen. „Das Netzwerk Lebensraum Feldflur fordert, dass die Nutzung des Aufwuchses mehrjähriger Blühflächen im Rahmen der GAK ermöglicht wird“, so der Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung weiter.

Anders als bei der Nahrungs- und Futtermittelproduktion eröffnet die Biomasseproduktion die Möglichkeit, unterschiedlichste Pflanzenarten in Mischung anzubauen und den gesamten Aufwuchs zur Biogasgewinnung zu nutzen. Saatgutmischungen aus ertrag- und blütenreichen ein- und mehrjährigen heimischen Wildarten und Kulturarten erreichen bei vergleichsweise geringen Investitions- und Pflegekosten mittlerweile über 80 % des Methanertrages je Hektar vom Mais. Gleichzeitig haben sie viele ökologische Vorteile: Sie bieten das ganze Jahr Nahrung und Deckung für Niederwild, Feldvögel und Insekten, werten das Landschaftsbild auf und erhöhen den Erholungswert einer Region. Gleichzeitig sind sie in der Lage, hohe Stickstoffmengen aus dem Boden zu nutzen – ein Aspekt der vor dem Hintergrund der unverminderten Nitratbelastung des Grundwassers an vielen Stellen von Bedeutung ist. (Pressemitteilung des Netzwerks Lebensraum Feldflur vom 17. Januar 2017)

Ein Forderungspapier mit konkreten Vorschlägen zur Änderung des GAK-Rahmenplans des Netzwerks Lebensraum Feldflur finden Sie hier.

Vorgestellt: „F.R.A.N.Z“ Projekt für Ressourcen, Agrarwirtschaft und Naturschutz mit Zukunft

Mit dem Ziel „mehr Artenvielfalt auf dem Acker“, gab Bundesminister Schmidt in der Bundespressekonferenz am 9. Januar 2017 den Startschuss für das Verbundprojekt F.R.A.N.Z der Michael Otto Stiftung für Umwelt, des Deutschen Bauernverbands (DBV), des Bundesumweltministeriums (BMUB) und des Landwirtschaftsministeriums (BMEL).

Das Projekt soll die Möglichkeiten eines kooperativen Ansatzes von Landwirtschaft und Naturschutz verdeutlichen und Vorbild für die GAP 2020 werden. Zehn über ganz Deutschland verteilte konventionelle landwirtschaftliche Betriebe erproben gemeinsam mit Akteuren des Naturschutzes und der Landwirtschaft Maßnahmen, die einen hohen naturschutzfachlichen Nutzen haben und praxistauglich und betriebswirtschaftlich tragfähig sind.

Die Ergebnisse aus der Maßnahmenumsetzung sollen auch dazu dienen, die bestehenden ordnungs-und förderrechtlichen Instrumente weiterzuentwickeln und Impulse für die künftige Gestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) und der Agrarumweltprogramme der Bundesländer zu liefern.

Damit ist ein weiteres Projekt geschaffen, dass die Landwirtschaft enger mit den Zielen des Natur- und Artenschutzes verbindet. Diese Ziele verfolgt auch das Netzwerk Lebensraum Feldflur, welches sich darüber hinaus dafür einsetzt, Wildpflanzenmischungen als Energiepflanzen in der landwirtschaftlichen Praxis zu etablieren und damit die Wettbewerbsfähigkeit von Landwirten zu verbessern.

Impulse sind hier u. a. den Anbau von Wildpflanzen und ihre Nutzung in Biogasanlagen als Ökologische Vorrangflächen im Rahmen des Greenings anerkennen zu lassen. Voraussetzungen wären hier der Verzicht auf Düngung, die Dominanz blütenreicher Pflanzenarten, ein Erntezeitpunkt frühestens ab dem 01. August und keine zweite Nutzung des Aufwuchses im Herbst.

Damit bietet das Netzwerk Lebensraum Feldflur einen wichtigen Beitrag zu einer sich stärker am Arten- und Naturschutz orientierenden Energiewende. Weitere Informationen zu den Forderungen des Netzwerks Lebensraum Feldflur finden Sie hier.

 

© M. Boerner