Kooperationsprojekt „Bunte Biomasse“ gestartet

Der Verlust der Biologischen Vielfalt hat in unserer Feldflur dramatische Ausmaße angenommen. Zum Internationalen Tag der Biodiversität setzen die Veolia Stiftung, der Deutsche Jagdverband und die Deutsche Wildtier Stiftung ein erfolgreiches Modell zum Schutz der Biodiversität in den Agrarlandschaften in die Praxis um: Mit dem Kooperationsprojekt „Bunte Biomasse“ werden deutschlandweit 500 Hektar Mais durch ertragreiche, mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion ersetzt. Die Flächen bieten Bodenbrütern im Frühjahr Nistmöglichkeiten und das langanhaltende und vielfältige Blütenangebot verbessert die Nahrungsressourcen für Bienen und Schmetterlinge, wovon wiederum viele Vogel- und Fledermausarten profitieren. Gleichzeitig produzieren ertragreiche Wildpflanzenmischungen bis zu 45 t Frischmasse je Hektar, die bei einer einmaligen Investition im Etablierungsjahr jährlich geerntet werden können.

„Als Experte für Wasser-, Energie- und Stoffkreisläufe ist Veolia die Verknüpfung der Biomasseproduktion mit dem Schutz von Biodiversität, Böden und Gewässern ein überaus wichtiges Anliegen“, erläutert Sylke Freudenthal vom Vorstand der Veolia Stiftung. Denn vor allem in Regionen mit einer hohen Viehdichte könnte das hohe Potential mehrjähriger Wildpflanzenmischungen zur Bindung von mineralisiertem Stickstoff für den Gewässerschutz zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Vom Artensterben in der Feldflur sind neben Wild- und Honigbienen, Schmetterlingen und vielen anderen Insekten vor allem Feldvögel betroffen. „Kiebitz, Grauammer oder Feldlerche sind vielerorts verstummt, die Zahl der Rebhühner ist europaweit seit 1980 um 94 % eingebrochen“, konstatiert Dr. Volker Böhning vom Deutschen Jagdverband. Monitoring-Daten der Jäger für Deutschland zeigen: Das Rebhuhn-Verbreitungsgebiet ist allein von 2009 bis 2017 um ein Drittel geschrumpft. Im selben Zeitraum ging die Zahl der Brutpaare um 44 Prozent zurück – von 0,45 Brutpaaren pro Quadratkilometer auf 0,25 Paare.

Das Projekt „Bunte Biomasse“ soll einen bedeutenden Beitrag dazu leisten, den Anbau von pflanzlicher Biomasse als Substrat für Biogasanlagen enger an den Natur- und Artenschutz zu koppeln. „Wir suchen deutschlandweit Landwirte und Biogasanlagenbetreiber, die bereit sind, einen kleinen Teil ihrer Maisanbaufläche durch mehrjährige Wildpflanzenkulturen zu ersetzen“, sagt Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung. Die Landwirte erhalten über das Projekt „Bunte Biomasse“ einen Ausgleich für Deckungsbeitragsverluste und werden kostenlos beim Anbau der Bestände und der Ernte des Aufwuchses beraten. Ein deutliches Plus an Biologischer Vielfalt und einen bedeutenden Imagegewinn für die Landwirtschaft und ihre lokalen Akteure bietet das Projekt „Bunte Biomasse“ zum Nulltarif.

Zu einer ausführlichen Projektbeschreibung gelangen Sie hier.

Aktionswoche Artenvielfalt - Wildpflanzen als Biogassubstrat schützen Bienen und Bauern

Wiefelstede blüht auf – mit Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion

Die Landesjägerschaft Niedersachsen macht mobil für mehr Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Durch den Anbau mehrjähriger Wildpflanzenmischungen zur Biogaserzeugung sollen Insekten, Rebhuhn und Co. wieder wertvollen Lebensraum erhalten. Um mit gutem Beispiel voran zu gehen, hat der Hegering Wiefelstede im letzten Jahr zwei Projektflächen in Mollberg und Heidkamperfeld von zusammen gut acht Hektar angelegt. In Niedersachsen sollen bis 2020 auf gut 150 Hektar solche Wildpflanzenmischungen blühen.

Die ökologischen Vorteile gegenüber herkömmlichen Energiekulturen wie Mais sind zahlreich, wie ein eigens von der Landesjägerschaft Niedersachsen ins Leben gerufene Projekt zeigt. Die mehrjährigen Wildpflanzenmischungen böten unzähligen Tieren Nahrung und Deckung – ob Insekten oder bedrohten Vögeln. Gerade vor dem Hintergrund des diskutierten „Insektensterbens“ sei das Blühangebot der artenreichen Wildpflanzenmischungen vom Frühjahr bis in den Herbst extrem wertvoll. Durch die Ansaat auf 5 Jahre entfiele außerdem die jährliche Bodenbearbeitung, sodass Feldhase oder Rebhuhn auch im Spätherbst und Winter auf diesen Flächen Deckung fänden. Daneben binden die mehrjährigen Wildpflanzenkulturen nach Angaben der Jäger auch deutlich mehr Stickstoff und damit Nitrat als Mais und schützen dadurch das Grundwasser.

Da die Wildpflanzenmischungen aber nicht die gleiche Methanausbeute wie Energiemais liefern, müsste die Politik den Landwirten mit einer Förderung die Ertragseinbußen ausgleichen. Um diese Fördermöglichkeiten auszuloten, trafen sich deshalb Vertreter der Jägerschaft, der Landwirtschaftskammer und Landwirte sowie die Vorsitzende der Bingo-Umweltstiftung, Sigrid Rakow, in Wiefelstede. Hier wurde ein Positionspapier erarbeitet, mit dem die Jägerschaft vor allem an die Politik auf allen Ebenen herantreten will.

Darin heißt es unter anderem: „Um weitere Flächenbewirtschafter und Landwirte für den Anbau mehrjähriger Wildpflanzen zu gewinnen, sind zusätzliche Anreize unerlässlich: Die Förderung von Saatgutkosten ist eine Möglichkeit, den Anbau (…) attraktiver zu gestalten. Weiterhin sollte in Zukunft, insbesondere bei der Fortschreibung der Gemeinsamen Agrarpolitik, darauf geachtet werden, die Förderfähigkeit des Anbaus von Wildpflanzen zur Energiegewinnung im Rahmen von Greening oder bei kommenden Alternativen umzusetzen.“ Nun liegt der Ball bei der Politik, um den Weg für eine ökologischere Biogaserzeugung zu ebnen.

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