Netzwerk Lebensraum Feldflur schlägt Förderprogramm für Wildpflanzenkulturen vor

Die Verhandlungen zur Ausgestaltung der nächsten Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) laufen sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene auf Hochtouren. Das Netzwerk Lebensraum Feldlfur hat dies zum Anlass genommen, den Entwurf eines Förderprogrammes für mehrjährige Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion zu veröffentlichen. In dem Entwurf, der eine Förderung der artenreichen Bestände im Rahmen der Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme (AUKM) vorsieht, werden konkrete Fördergegenstände und die Höhe ihrer Honorierung vorgeschlagen. Unter anderem schlägt das Netzwerk Lebensraum Feldflur eine Förderhöhe von bis zu 500 € pro Hektar und Jahr als Basisförderung und weitere optionale Maßnahmen wie z.B. einen Ernteverzicht auf 10 % der Antragsfläche vor.

Den detaillierten Vorschlag des Netzwerks Lebensraum Feldflur finden Sie hier als PDF zum Download.

Biogas kann Artenvielfalt – durch Wildpflanzenkulturen

Mehrjährige Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion bieten die große Chance, landwirtschaftliche Produktion mit den Zielen des Umwelt- und Klimaschutzes zu verbinden. Das Anbausystem bietet im Sommer wie im Winter Nahrung und Deckung für Säugetiere, Feldvögel und Wintergäste. Sein vielfältiges Blütenangebot und die lange Blütezeit verbessern die Nahrungssituation für eine Vielzahl von Insekten. Auf chemische Pflanzenschutzmittel kann weitestgehend verzichtet werden und ab dem 2. Standjahr findet keine mechanische Bodenbearbeitung mehr statt, wodurch Bodenbrüter und Jungtiere geschützt werden. Die ganzjährige Bewurzelung des Oberbodens verbessert die Humusbilanz, vermindert Erosion, erhält die Bodenfeuchte und beugt der Bodenverdichtung vor. Mehrjährige Wildpflanzenkulturen bieten ein hohes Potential zur Stickstoffbindung und tragen dadurch zum Gewässerschutz bei. Nicht zuletzt werten Blühmischungen das Landschaftsbild auf und erhöhen dadurch den Erholungswert einer Region.

Vom Pilotprojekt zum Mainstream

Aktuell laufen zahlreiche Pilotprojekte, um mehrjährige Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion in der landwirtschaftlichen Praxis zu verankern. Doch noch immer ist die Skepsis vieler Landwirte gegenüber dem erprobten Anbausystem groß. Ohne eine politische Förderung werden es die Wildpflanzenkulturen als ökologisch hochwertige Biomassekultur nicht in den landwirtschaftlichen Mainstream schaffen. Daher fordert das Netzwerk Lebensraum Feldflur die Bundesländer auf, bei der Programmierung ihrer Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum ab 2023 die Maßnahme „Mehrjährige Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion“ frühzeitig in ihre Planungen einzubeziehen. Durch den produktionsintegrierten Ansatz und die dadurch im Vergleich zu ungenutzten Blühflächen deutlich geringere Förderhöhe können durch diese Maßnahme die Ziele des Umwelt- und Klimaschutzes zukünftig auf großer Fläche verfolgt werden.

 

Biogas und Artenvielfalt: Förderung von Wildpflanzen als Eco Scheme

GAP Verhandlungen: Biogas bietet Chance für Artenvielfalt

Die Verhandlungen rund um die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) und der Ausgestaltung der Vorgaben auf nationaler Ebene laufen auf Hochtouren. Im Rahmen des Verbändebeteiligungsverfahrens des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) verdeutlichte der Fachverband Biogas e.V. seine Forderung,  die Biogasproduktion müsse enger an den Natur- und Umweltschutz gekoppelt werden. Denn bei der energetischen Verwertung von Energiepflanzen in Biogasanlagen bietet sich die Chance, Ökologie und Ökonomie auf landwirtschaftlichen Flächen miteinander zu verbinden. Diese Chance müsse jetzt im Rahmen der Verhandlungen um die Gemeinsame Agrarpolitik ergriffen werden, mahnt der Fachverband Biogas e.V. „Deshalb müssen Energiepflanzen, die für mehr Artenvielfalt sorgen, bei den so genannten Öko-Regelungen dringend berücksichtig werden“, fordert Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer im Fachverband Biogas, und verweist auf zahlreiche Untersuchungen, die den positiven Effekt von bestimmten Energiepflanzen auf die Artenvielfalt belegen.

„Welche Energiepflanzen in Zukunft verstärkt angebaut werden, das entscheidet letztendlich auch die GAP“, erklärt Rauh. Vergoren werden könne fast jede Pflanze. Der Gasertrag sei allerdings sehr unterschiedlich: bei der besonders ergiebigen Energiepflanze Mais ist er etwa doppelt so hoch wie beispielsweise bei Wildpflanzenmischungen. Mit der gezielten Berücksichtigung von Wildpflanzen in den Öko-Regelungen könnte diese monetäre Differenz ausgeglichen und gleichzeitig ein Beitrag für den Umweltschutz geleistet werden. Er fordert, dass jetzt die richtigen Weichen gestellt werden, um sowohl der Artenvielfalt als auch der Biogasbranche und den Landwirten eine langfristige Perspektive zu geben. Denn obwohl die Öko Regelungen nur einjährig festgelegt werden, ist über wiederholte Beantragung auch eine Förderung mehrjähriger Maßnahmen, die eine besonders hohe ökologische Wirkung erzielen können, möglich.

Den kompletten Artikel von topagrarONLINE finden Sie hier.

Auch der Deutsche Jagdverband (DJV) fordert eine sinnvolle Ausgestaltung der Eco Schemes, etwa durch die Förderung mehrjähriger Wildpflanzenmischungen für für die Biomasseproduktion.

Das Netzwerk Lebensraum Feldflur hatte bereits in der letzten Förderperiode einen Vorschlag zur Förderung der Wildpflanzen im Rahmen der Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) erarbeitet und veröffentlicht. Nun ist die Politik gefragt, diesen Forderungen mit offenen Ohren entgegen zu treten.

Blüte der Wilden Malve (Malva sylvestris)

Wildpflanzensteckbriefe – Wilde Malve

Die Wilde Malve (Malva sylvestris) erfreut nicht nur Gartenbesitzer oder Parkbesucher als kultivierte Zierpflanze, sondern findet auch in Saatmischungen für die Biomasseproduktion Verwendung. Die artenreichen und mehrjährigen Mischungen enthalten in der Regel über 20 verschiedene Wild- und Kulturarten und bieten daher vielen Insekten und Wildtieren einen Lebensraum. Das Besondere: Die mehrjährige Kultur bildet daneben auch ordentlich Biomasse, die dann nach jährlicher Ernte in der Biogasanlage verwertet und zu klimafreundlicher Energie umgewandelt werden kann. So werden Biogas und Artenvielfalt quasi auf ein und derselben Fläche produziert. In der Rubrik „Pflanzensteckbriefe“ finden Sie weitere Informationen rund um die Wilde Malve, etwa warum Sie im Volksmund auch Käsepappel oder Schwellkraut genannt wird.