Stadtwerke Lünen lassen ab 2019 die EnergieBiene fliegen

Nach den Stadtwerken Nürtingen mit ihrem Projekt „Bienenstrom“ setzen ab 2019 auch die Stadtwerke Lünen bei der Produktion von Ökostrom auf Wildpflanzen. Mit ihrem Umweltprojekt „SWL-EnergieBiene“ leisten sie nicht nur einen wichtigen Beitrag für die Energiewende, sondern verwandeln Teile der Lippestadt in blütenreiche Lebensräume für Insekten.

Auf zwei bis drei Demonstrationsflächen werden in Lünen ab 2019 Wildpflanzen angebaut, geerntet und ihr Aufwuchs in der Biogasanlage der Stadtwerke-Tochter Bioenergie GmbH & Co. Kg vergärt. Die umweltfreundlich erzeugte Energie wird direkt in das örtliche Versorgungsnetz eingespeist. Die Demonstrationsflächen von EnergieBiene dienen im ersten Jahr dazu, interessierten Kunden und Bürgern ein Bild davon zu vermitteln, was das Projekt für die Natur und Umgebung in Lünen bedeutet. Nach der Getreideernte im Sommer 2019 wird die Etablierung (Vorbereitung und Aussaat) der Flächen für 2020 erfolgen. In den nächsten fünf Jahren sollen insgesamt auf rund 100 Hektar ertragreiche Wildpflanzen als Energiepflanzen angebaut werden. Möglich wird dieses Ziel durch kompetente Landwirte, die die Wildpflanzen-Mischungen auf ihren Ackerflächen ansäen, bewirtschaften und ernten. Sie sind ein zentraler Baustein des Projekts.

Entscheidend für den Erfolg des Projekts sind vor allem die Abnehmer, also die Strom- und Gaskunden. Mit einem Jahresbeitrag von 12 Euro kann man sich am Projekt beteiligen und nicht nur zu einem schöneren Stadtbild beitragen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Insektenfauna rund um Lünen leisten.

Einen Artikel in den Ruhrnachrichten über das Projekt EnergieBiene finden Sie hier.

Expertenforum Bioenergie 2018

Verheizte Natur – Expertenforum 2018 zur Bioenergie

Das Thema des Expertenforums 2018, das die Deutsche Wildtier Stiftung am 2. November am Pariser Platz in Berlin veranstaltet hat, lautete: „Verheizte Natur? – Ökologische Auswirkungen des Anbaus von Energiepflanzen“. Anlass für das Thema war nicht zuletzt der zum Teil dramatische Rückgang der Artenvielfalt in unseren agrarisch geprägten Landschaften. Denn Bioenergie kann nicht nur eine Alternative zu anderen Energieformen sein, sondern auch die Zerstörung von Lebensräumen unserer Wildtiere bedeuten.

Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband erläuterte, welche Auswirkungen hinsichtlich der Artenvielfalt zu beobachten sind und welche Alternativen sich anbieten. Die Ornithologin Dr. Krista Dziewiaty zeigte auf, welche Feldvögel die Verlierer beim Anbau von Energiepflanzen sind. Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung erläuterte das Anbausystem Energie aus Wildpflanzen und stellte Erfahrungen aus der Praxis vor. Zwar hat beim Thema Bioenergie bereits ein Umdenken in der Politik eingesetzt, doch bis Landwirte nicht nur „Energiewirte“, sondern auch „Naturschutzwirte“ werden, bleibt, das zeigte die Debatte der 70 Teilnehmer deutlich, noch viel zu tun.

Torsten Reinwald (Deutscher Jagdverband e.V.): „Vermaisung der Landschaft“

Dr. Krista Dziewiaty „Brutvögel und Energiepflanzen“

Dr. Andreas Kinser (Deutsche Wildtier Stiftung): „Energie aus Wildpflanzen“

Stickstofffixierung durch Wildpflanzen - Gewässerschutz

Risiken der Samenausbreitung durch Gärreste?

Enthalten Gärreste von Wildpflanzenbiomasse noch keimfähige Arten die zu erhöhtem Unkrautdruck führen? Um diese Frage drehte sich eine Untersuchung der Universität Rostock in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB). Dabei stellte sich heraus, dass hartschalige Samen auch nach der Gärung noch keimfähig sind. Vor allem Steinklee und Malvenarten könnten nach Meinung der Forscher in Gärresten vorhanden sein. Allerdings: Wird der Wildpflanzen-Anbau richtig durchgeführt, findet die Ernte bereits vor der Samenreife statt und es gelangen gar nicht erst keimfähige Samen in das Erntegut. Mit einer Ausbreitung von Wildpflanzen auf Flächen, auf denen sie nicht erwünscht sind, ist also nicht zu rechnen.

Gärreste der Mischung BG 70 untersucht

Bei der Vergärung von Biomasse in Biogasanlagen entsteht neben Biogas ein sogenannter „Gärrest“, welcher aufgrund seines hohen Nährstoffgehalts als Dünger auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht wird. Überdauern Wildpflanzensamen diese Gärprozesse, enthalten die Gärreste keimfähige Samen die auf Flächen kommen, auf denen Wildpflanzen eigentlich unerwünscht sind. Bei der Studie der Uni Rostock und des ATB wurde der Gärrest der Blühmischung BG70 der Firma Saaten Zeller, für die eine Standzeit von bis zu fünf Jahren vorgesehen ist, nach der Gärung untersucht. Über die fünf Jahre hinweg etablierten sich vor allem Beifuß (Artemisia vulgaris), Schwarze Flockenblume (Centaurea nigra) und Rainfarn (Tanacetum vulgare), im ersten Jahr auch verschiedene Malven-Arten (Malva sp.) und im zweiten Jahr weißer und gelber Steinklee (Melilotus albus M. officinales). Bei der Untersuchung, bei der große Mengen keimfähiges Saatgut in die Biogas-Prozesskette gelangten, wurde festgestellt, dass nur hartschalige Samen die Gärung überstanden. Die Überlebensquote lag je nach Art bei bis zu 70 Prozent. Beifuß, Schwarze Flockenblume und Rainfarn sind unkritisch, da diese keine hartschaligen Samen haben. Anders sieht es bei den Steinklee- und Malven-Arten aus, welche potenziell verbreitet werden könnten.

Bei einem richtig gewählten Erntetermin ist das Risiko einer Ausbringung von keimfähigen Wildpflanzen auf Marktfruchtäckern verschwindend gering. Wer trotzdem sicher gehen will bringt die Gärreste des Wildpflanzenaufwuchses einfach auf den Wildpflanzenflächen selbst aus oder verwendet die Mischung BG90. Diese besteht aus 22 über- und mehrjährigen Stauden und wird nach frühräumender Wintergerste oder Getreideganzpflanzensilage angebaut. Probleme mit einjährigen Arten, als Steinklee und Malvenarten, hätte man bei dieser Mischung überhaupt nicht. (Text: FNR & DeWiSt/C.Wegscheider)

Die Pressemitteilung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe finden Sie hier.

Den Endbericht zum Projekt „Wildpflanzen-Samen in der Biogas-Prozesskette – Eintrags- und Überlebensrisiko unter dem Einfluss von Prozessparametern“ finden Sie hier (Teil 1) und hier (Teil 2).

Wildpflanzen als Substrat Biogasanlagen

Neue Broschüre: Wildpflanzen als Substrat für Biogasanlagen

Zwischen Münsterland und Ruhrgebiet beweisen Landwirte seit zehn Jahren, dass mehrjährige Wildpflanzen wie Beifuß, Lichtnelke, Malve und Eibisch in Ergänzung zum Mais ertragreiche Biogaslieferanten sein können. Über das Projekt „Blühende Bioenergie in Dorsten“ hat die EnergieAgentur.NRW nun eine Broschüre zu „Wildpflanzen als Substrat für Biogasanlagen“ veröffentlicht. Darin werden Initiative, Umsetzung und ökonomische Ergebnisse von Wildpflanzen als Substrat für Biogasanlagen beschrieben.

Die Idee, Wildpflanzen als Substrat für Biogasanlagen in der Region auszubauen, entstand 2008 bei der in Dorsten ansässigen ODAS GmbH. Das Projekt „Blühende Bioenergie Dorsten“ wurde vom ODAS-Geschäftsführer Steffen Schirmacher-Rohleder ins Leben gerufen und seitdem erfolgreich ausgebaut. Das Prinzip dahinter ist so einfach wie ansprechend: Landwirte setzen auf Wildpflanzen und liefern diese an eine benachbarte Biogasanlage. Die im Vergleich zu Getreide oder Mais niedrigeren Erträge bei der Ernte und Biogasproduktion werden wettgewettgemacht durch ein reduziertes Ernteausfallrisiko, geringeren Arbeitsaufwand und insgesamt niedrige Produktionskosten. Die blühenden Wildpflanzenfelder bieten zudem Lebensräume für Insekten und Wildtiere. So verhelfen sie der Energieerzeugung aus Biogas zu einem positiven Image und zu einer Steigerung der gesellschaftlichen Akzeptanz.

Download

Wildpflanzen als Substrat für Biogasanlagen – Blühende Bioenergie Dorsten (2018); Broschüre der EnergieAgentur.NRW (Hrsg.), 6 S.

Bienenstrom der Stadtwerke Nürtingen

„Bienenstrom“ im ZDF-Mittagsmagazin

Mit „Bienenstrom“ haben die Stadtwerke Nürtingen und das Biosphärengebiet Schwäbische Alb das erste Stromprodukt geschaffen, das Ökostrom und die privatwirtschaftliche Finanzierung von artenreichen Blühflächen kombiniert. Damit werden Lebensräume für Wildtiere und Insekten geschaffen! Mit jeder durch die Stadtwerke Nürtingen verkauften Kilowattstunde Bienenstrom fließt ein Cent in den Anbau von mehrjährigen, ertragreichen Wildpflanzenmischungen, die Maismonokulturen ersetzen sollen. Die am Projekt beteiligten Landwirte erhalten als Honorierung ihrer Leistungen zum Artenschutz einen  jährlichen Blühhilfe-Beitrag und werden so zu Blühpaten. Ende Juli wurde das Projekt „Bienenstrom“ im ZDF-Mittagsmagazin vorgestellt.

Zu dem Filmbeitrag im ZDF-Mittagsmagazin gelangen Sie hier.

 

 

 

Umfrage Energie aus Wildpflanzen

Umfrage zum Anbau von Wildpflanzen zur Biomasseproduktion

Wieviel Hektar Wildpflanzen werden deutschlandweit zur Biomasseproduktion angebaut und was motiviert Landwirte und Anlagenbetreiber, die Alternative zum Mais auf den Acker zu bringen? Um diese Fragen zu klären führt das Netzwerk Lebensraum Feldflur und das Projekt GrünSchatz der Uni Münster bis zum 15.  September eine online-Umfrage unter Anlagenbetreibern und Landwirten durch, die ertragreiche Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion anbauen. „Mit Hilfe der Umfrage wollen wir die Rahmenbedingungen verstehen, die dazu beitragen können, den Anbau von Wildpflanzen zu einem attraktiven landwirtschaftlichen Modell zu machen,“ sagt Sabine Paltrinieri vom Projekt GrünSchatz und ergänzt „Nicht zuletzt helfen alle, die an der Umfrage teilnehmen, die Feldflur lebendiger und artenreicher werden zu lassen.“

Hier geht es zur online-Umfrage. Die Beantwortung der Fragen dauert nur wenige Minuten.

Landwirtschaftsministerin besucht Projektfläche zu Biogas aus Wildpflanzen

Die Produktion von Biogas aus Wildpflanzen war Ende Juli Grund eines Besuches von Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast im Landkreis Emsland. „Der ökologische Mehrwert wird jedem sofort bewusst, der einmal an einer Fläche mit Wildpflanzen gestanden hat – es summt und brummt überall“, so die Ministerin. In einem ersten Projekt der Landesjägerschaft Niedersachsen wurden die ökologischen und ökonomischen Effekte der Produktion von Biogas aus Wildpflanzen untersucht. Nun steht in dem gemeinsamen Folgeprojekt von Landesjägerschaft, Land Niedersachsen mit dem 3N Kompetenzzentrum die Nährstofffixierung dieser Wildpflanzen im Mittelpunkt: Das Projekt will konkrete Ergebnisse zur Nährstoffdynamik durch den Anbau von mehrjährigen Wildpflanzen liefern. Die Untersuchungen betreffen die Nährstoffgehalte im Boden, im Erntegut und in der Wurzelmasse. Gefördert wird dieses Projekt mit 150.000 € vom Land Niedersachsen.

Ein Video über den Besuch von Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast an einer Projektfläche zu Biogas aus Wildpflanzen finden Sie hier.

„Wildpflanzen sind eine absolute Bereicherung der Artenvielfalt – all unsere bisherigen Forschungsergebnisse bestätigen das“, so Josef Schröer, Stellvertretender Präsident der Landesjägerschaft Niedersachen. „Der Insektenschwund, insbesondere die prekäre Situation der Wildbienen sind derzeit in aller Munde – worauf also warten?“ Wildpflanzenmischungen bieten auch jetzt schon Abhilfe: Durch die lange Blühperiode der verschiedenen Pflanzen ist eine Blütentracht von Frühjahr bis Herbst sichergestellt. Da Wildpflanzen bis auf den Erntemonat ganzjährig Aufwuchs aufweisen, bieten sie zudem den Insekten auch im Winter noch Lebensraum. Entscheidend sei, dass die Politik nun die Rahmenbedingungen für den Anbau schaffe: „Der Anbau von Wildpflanzen zur Energiegewinnung muss zukünftig eine viel stärkere Gewichtung erfahren. Wer es ernst meint mit der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft muss genau hier Anreize schaffen.“

Eine Fördermaßnahme für mehrjährig nutzbare Wildpflanzen ist bisher allerdings in keinem Bundesland vorgesehen. Einer der Hauptgründe ist, dass die nationale Ko-Finanzierung aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) nicht möglich und der Ansatz damit für die meisten Länder nicht finanzierbar ist. Das Netzwerk Lebensraum Feldflur fordert daher, dass die Nutzung des Aufwuchses mehrjähriger Blühflächen im Rahmen der GAK ermöglicht wird.

Die vollständige Pressemitteilung der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) über den Besuch von Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast finden Sie hier.

Rebhuhn Wildpflanzen für Biogas

Vorzeigebetrieb für „Energie aus Wildpflanzen“ erhält Förderpreis

Der Geflügelhof Schulte aus Ostwestfalen ist mit dem Förderpreis „Wildtierfreundliche Landwirtschaft“ der Stiftung natur+mensch ausgezeichnet worden. Der Hof zeigt beispielhaft, wie die Bestände von Feldvögeln, Niederwild und Insekten gefördert und gleichzeitig eine gewinnorientierte Landwirtschaft betrieben werden können. Ein wichtiges Element für die Kombination von Natur- und Artenschutz und landwirtschaftlicher Produktion ist der Anbau von „Energie aus Wildpflanzen, also mehrjährige, ertragreiche Wildpflanzen zur Biomasseproduktion. Gestiftet wurde der mit 5.000 € dotierte Preis von der Agrarboden GmbH & Co. KG.

Energie aus Wildpflanzen

Der Geflügelhof Schulte bewirtschaftet 200 ha Landwirtschaft und eine 500 KW Biogasanlage, deren Abwärme bei den betrieblichen Abläufen genutzt wird. Neben dem Mais als klassische Energiepflanze baut der Betrieb mittlerweile 17 ha „Energie aus Wildpflanzen“ an. Die mehrjährigen, ertragreichen Mischungen aus über 20 verschiedenen Wildpflanzenarten bieten den Wildtieren im Sommer und Winter Nahrung und Deckung und werten mit ihrer Blütenpracht das Landschaftsbild auf. Das mehrjährige Anbausystem senkt den Bearbeitungsaufwand erheblich und auf chemische Pflanzenschutzmittel kann weitgehend verzichtet werden. Darüber hinaus verbessert die Dauerkultur die Humusbilanz, Bodenerosion wird vermieden und die Nährstoffauswaschung weitgehend minimiert. Somit stellt der Anbau und die Vergärung von Wildpflanzen in der Biogasanlage einen wertvollen Beitrag zur Steigerung der Biodiversität und zum Gewässerschutz auf dem Geflügelhof Schulte dar.

Weitere Lebensraumverbesserungen

Neben „Energie aus Wildpflanzen“ werden in Schultes Revier z.T. im Rahmen von Vertragsnaturschutzprogrammen Blühstreifen mit mehrjährigen und blütenreichen Pflanzenarten angelegt, die Insekten, Feldvögeln und Niederwild Lebensraum bieten. Die Saatsstärke wird dabei bewusst gering gewählt, um dem Wild möglichst viel Bewegungsraum zu ermöglichen. Alle 2-3 Jahre werden diese Blühstreifen, die jeweils ca. 12 m breit sind, neu angesät, da die Flächen sonst vergrasen würden. Über die Jahre sind durch Schultes Hand so mehr als 35 wildtierfreundliche Maßnahmen emtstanden. Auf den Anbau von Ganzpflanzensilage, wie zum Beispiel Schnittroggen im Frühjahr oder als Zweitfrucht im Sommer, wird verzichtet, um die Wildtiere in ihren Brut- und Setzzeiten nicht zu gefährden.

Die Jagd

Richard Schulte ist langjähriger passionierter Jäger, Jagdschütze und auch Jagdpächter. Mit viel Engagement und Leidenschaft betreut er ein Revier von über 800 ha und widmet sich dabei neben der wildtierfreundlichen Lebensraumgestaltung besonders der Prädatorenbejagung. Ein flächendeckend über das ganze Revier verteiltes Netz von Lebendfangfallen reduziert die Bestände von Fuchs, Marder und Waschbär. Die gleichzeitige Bejagung von Rabenkrähe und Elster komplettieren die jagdlichen Maßnahmen zum Schutz des Niederwildes.Diese Arbeit zahlt sich aus! 2017 wurden im Revier 60 Kiebitz-Brutpaare gezählt. Und eine Feldhasenzählung in den Revieren Delbrück im Herbst 2017 ergab die stattliche Anzahl von 741 Feldhasen… .

Wildpflanzen Biomasse Energie

Biogas aus Wildpflanzen macht Landwirte zu Natur- und Artenschützern

(noz.de vom 30.6.18) Auf einer rund fünf Hektar großen Ackerfläche des Landwirts Josef Schröer aus Lingen-Mundersum blüht es farbenfroh und es summt lebendig: Die mehrjährigen Stauden aus einer regionalen Saatmischung locken Bienen, Schmetterlinge und Insekten an und bieten Feldlerchen, Rebhühnern und anderen Feldvögeln und Niederwild Deckung und Nahrung. Ganz nebenbei wird auf dem Feld auch Biomasse zur Stromerzeugung produziert: Biogas aus Wildpflanzen! Diesen Spagat schafft das Projekt „Energie aus Wildpflanzen“, das die Jägerschaft Lingen im Emsland in enger Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und dem „Netzwerk Lebensraum Flur“ umsetzt. Die Naturschutzstiftung Emsland nutzte jetzt die Möglichkeit, sich bei einer Feldbegehung über das System „Biogas aus Wildpflanzen“ von Landwirt Josef Schröer, der auch stellvertretender Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen ist, in der Praxis zu informieren.

Etwa Ende Juli wird die landwirtschaftlich genutzte und auch gedüngte Fläche abgeerntet und die Wildpflanzen werden für die Biogaserzeugung einsiliert. Ein dann folgender zweiter immergüner Aufwuchs ermöglicht den Wildtieren auch im Winter eine Rückzugs- und Äsungsfläche. So gelingt es den Akteuren des Projekts „Energie aus Wildpflanzen“, für Landwirte als Anbauer einer reichlich blühenden ökologischen Vielfalt auch einen ökonomischen Beitrag zu leisten. Josef Schröer erläuterte, dass im Rahmen des Projekts derzeit außerdem untersucht wird, ob die Wildpflanzenmischung auch einen positiven Effekt auf den Gewässerschutz hat. Am 20. Juli erwarte man in Lingen-Mundersum zudem die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast, der man anhand der bisherigen Projektergebnisse die Erfolge von Biogas aus Wildpflanzen für den Arten-, Natur- und Umweltschutz darlegen möchte.

Den vollständigen Artikel auf noz.de finden Sie hier.

Energie aus Wildpflanzen

Referenzflächenatlas für alternative Energiepflanzen

Der Fachverband Biogas e.V. hat seine Internetseite www.farbe-ins-feld.de aktualisiert. Darauf werden verschiedene alternative Energiepflanzen, die sich neben Mais zum Einsatz in Biogasanlagen eignen, vorgestellt. Eine ökologisch besonders wertvolle Alternative sind ertragreiche Wildpflanzenmischungen. „In Biogasanlagen können fast alle Pflanzen vergoren werden, die bei uns wachsen. Dieses Potenzial sollten wir nutzen, um unsere Felder bunter und artenreicher zu machen“, sagt Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer im Fachverband Biogas. Bereits vor acht Jahren hat der Verband das Projekt „Farbe ins Feld“ ins Leben gerufen, um die Betreiber von Biogasanlagen dabei zu unterstützen, alternative Energiepflanzen anzubauen.

In der Regel ist der Gasertrag alternativer Energiepflanzen geringer als beim Mais – dafür freuen sich nicht nur Spaziergänger, sondern auch Insekten und Imker über die bunten Felder. Gleichzeitig leisten viele dieser Pflanzen einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Bodenstruktur, zur Stickstoffbindung und damit zum Schutz der Gewässer. „Biogas kann viel zur Artenvielfalt und damit auch zum Schutz unserer heimischen Wildtiere und Insekten beitragen“, betont Rauh. „Über entsprechende Regelungen in der Agrarpolitik könnten Landwirte noch gezielter unterstützt werden zum Wohle der Umwelt.“

Ein erster Schritt war die Änderung der Greening-Vorgaben zu Beginn dieses Jahres, laut der die Durchwachsene Silphie als Greening-Kultur anerkannt ist. Damit darf sie auf den von der EU geforderten ökologischen Vorrangflächen angebaut und zum Ende der Vegetationsperiode geerntet und in der Biogasanlage vergoren werden. „Über entsprechende Anpassungen der Agrarpolitik könnten die monetären Einbußen der Landwirte durch den Anbau von Blühpflanzen ausgeglichen und deren Anbau damit weiter vorangebracht werden. Derartige Regelungen ließen sich sowohl auf europäischer, auf nationaler als auch auf Bundesländer-Ebene umsetzen“, unterstreicht Rauh.

Neu auf der Internetseite www.farbe-ins-feld.de ist der Referenzflächen-Atlas: Für viele Landesteile Deutschlands stehen darin Anlagenbetreiber, die sich bereit erklären, interessierten Besuchern ihre alternativen Energiepflanzen und ihre Erfahrungen bei deren Anbau vorzustellen . Der Atlas soll sowohl Landwirte bei ihrer Entscheidung für alternative Energiepflanzen unterstützen als auch interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Vorteile von Biogasanlagen verdeutlichen. Wer an einer Besichtigung interessiert ist, wendet sich direkt an den Landwirt. Die Kontaktdaten zu den jeweiligen Ansprechpartner sind im Atlas zu finden.