Endlich: Politischer Rückenwind für „Energie aus Wildpflanzen“

Wildpflanzen trotzen der Trockenheit – Bunte Biomasse gerade in Dürrezeiten auf Erfolgskurs

Hamburg, 13. Mai 2020. Der April war viel zu trocken und auch der Mai brachte bisher nicht genug Regen. Was der Sommer bringt, weiß niemand. Fest steht: Dürreperioden und extreme Trockenheit machen den Landwirten zu schaffen. Schon jetzt ist der Wassergehalt des Bodens vielerorts zu niedrig. Da kommt die Nachricht aus dem Projekt Bunte Biomasse genau richtig: Ertragreiche Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion trotzen der Trockenheit – und zwar häufig besser als Mais!

„Unsere bundesweiten Erfahrungen haben gezeigt, dass Kulturen aus mehrjährigen Wildpflanzenmischungen sehr gut mit der Trockenheit klarkommen“, sagt Christian Kemnade, Leiter des Kooperationsprojektes Bunte Biomasse bei der Deutschen Wildtier Stiftung. „Viele Landwirte, die sowohl Mais als auch mehrjährige Wildpflanzen für die Biogasgewinnung angebaut haben, konnten in den Dürresommern 2018 und 2019 mehr Frischmasse von den Wildpflanzenflächen ernten als vom benachbarten Maisfeld“, so Kemnade.

Der größte Vorteil der Wildpflanzenmischungen liegt in ihrer Mehrjährigkeit. Die Saatgutmischung wird im Sommer eingesät und bildet bis zum Winter bereits eine geschlossene Vegetationsdecke. Die Wildpflanzen nutzen dann die Winterfeuchtigkeit, um zu wachsen, und fangen bereits früh im neuen Jahr an zu blühen. „Wenn der Mais im April oder Mai gesät wird, hat sich auf den Wildpflanzenflächen bereits eine üppige Vegetation ausgebildet und die ersten Blüten zeigen sich“, betont Kemnade. „Die mehrjährigen Stauden, die in den Wildpflanzenmischungen enthalten sind, bilden über die Jahre ein tiefes und sehr dichtes Wurzelwerk aus.“ Das hilft ihnen, das im Boden vorhandene Wasser optimal zu nutzen und schützt den Boden außerdem gerade im Frühjahr vor Erosion durch Wind.

Auch wenn mehrjährige, ertragreiche Wildpflanzenkulturen bei Trockenheit mitunter höhere Biomasseerträge als Mais liefern, bleibt unter Normalbedingungen ihr Methanertrag je Hektar hinter dem Mais zurück. „In unserem Kooperationsprojekt Bunte Biomasse erhalten die teilnehmenden Landwirte daher eine Ausgleichszahlung von 250 Euro pro Hektar und Jahr“, so Kemnade. „Die Nachfrage ist sehr groß und die positiven ökologischen Effekte sind überzeugend.“ So wächst ein lang anhaltendes und reichhaltiges Blühangebot, das im Frühjahr und Sommer Nahrung und Lebensraum für Insekten und im Winterhalbjahr vielen Wildtieren Deckung bietet, während andere Äcker nur nackte Böden zu bieten haben. Auf den Projektflächen tummeln sich deutlich mehr Insekten oder Feldvögel. Es wird nicht nur Biomasse, sondern nebenbei auch biologische Vielfalt produziert.

Bunte Biomasse ist ein Kooperationsprojekt der Veolia Stiftung, des Deutschen Jagdverbands e. V. und der Deutschen Wildtier Stiftung. Deutschlandweit sollen bis 2024 mehr als 500 Hektar der ertragreichen, mehrjährigen Wildpflanzenmischungen angelegt werden. Die Landwirte erhalten über das Projekt und mithilfe regionaler Unterstützer einen Ausgleich für Deckungsbeitragsverluste und werden kostenlos zu Anbau und Ernte beraten.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier

Biogas kann Artenschutz

Können Eco-Schemes Wildpflanzen zur Biomasseproduktion fördern?

Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Und das nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten Europäischen Union. Denn durch den Brexit auf der einen Seite und die Forderungen nach mehr Klima-, Umwelt- und Artenschutz auf der anderen Seite ist ein „Weiter wie bisher“ für die kommende Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) schwer vorstellbar. Noch ist vieles in Bezug auf die Ausgestaltung der nächsten Förderperiode relativ unklar. Ein viel diskutiertes Thema sind allerdings die sogenannten Eco-Schemes  (auf Deutsch etwa Öko Regeln). Ein Bericht, den das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und das Institut für Europäische Umweltpolitik (IEEP) im Auftrag der IFOAM EU-Gruppe erstellt haben, offenbart nun weitere Einblicke und konkrete Handlungsempfehlungen für die verantwortlichen Behörden.

Einer der positiven Aspekte ist laut der Autoren die Tatsache, dass die Eco-Schemes in der 1. Säule verankert werden, wo auch in der nächsten Förderperiode der Großteil der Mittel angesiedelt sein wird. Die Eco-Schemes sollen zu 100 % aus EU-Mitteln finanziert werden, bei ihrer Ausgestaltung aber soll den Mitgliedsstaaten quasi freie Hand gelassen werden. Als neues Instrument sollen sie Landwirte dabei unterstützen, neue Praktiken zu entwickeln und ökologisch nachhaltiger zu wirtschaften, so der Bericht weiter. „Die Eco-Schemes sind die wichtigste Innovation der neuen GAP“, sagte Dr. Matthias Stolze vom FiBL bei der Vorstellung der Studie auf der Biofach, „sie haben großes Potenzial zur Umgestaltung der europäischen Landwirtschaft in ein nachhaltiges System.“ (aus topagrarONLINE).

Besonders für Öko-Landwirte soll dieses neue Werkzeug auch die Kürzungen in der 2. Säule abfedern. Ein entscheidender Vorteil soll daneben auch die „Anreizkomponente“ sein, da anders als bei klassischen Agrarumweltmaßnahmen den teilnehmenden Betrieben nicht nur die Verluste erstattet, sondern über die reine Kompensation hinaus auch ein finanzieller Anreiz geschaffen werden kann. Zu diesem Zeitpunkt ist aber der finanzielle Rahmen der Eco-Schemes und auch die konkrete Implementierung noch unklar.

Der Deutsche Bauernverband fordert, dass die Basisprämie, also die pauschalen Direktzahlungen, mindestens 60 % der Mittel der 1. Säule ausmachen sollen, die Eco Schemes hingegen nur 20 %. Die Grünen hingegen wollen 30 % der Direktzahlungen für ehrgeizige Eco-Schemes bereit stellen und den Anteil in den Folgejahren sogar auf 60 % erhöhen.

Da die Eco-Schemes jedes Jahr neu programmiert werden sollen, müssen mehrjährige Maßnahmen wohl weiterhin aus der 2. Säule getragen werden. Gleichzeitig sollen die Mittel hier stark gekürzt werden. Eine Förderung etwa des Anbaus mehrjähriger Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion durch Eco-Schemes erscheint nicht umsetzbar. Eine mögliche Alternative, um die ertragreichen und ökologisch wertvollen Kulturen in Deutschland dennoch in größerem Maße auf die Fläche zu bringen, könnte, fernab der Eco-Schemes, eine Sondervergütung im Rahmen der EEG-Umlage darstellen. Eine Sondervergütung von 2 bis 3 Cent je Kilowattstunde würde das Anbausystem mehrjähriger Wildpflanzenmischungen auf das wirtschaftliche Niveau des Mais heben. Und die mehrjährigen Wildpflanzen können nicht nur in der Biogasanlage zur Strom- und Wärmegewinnung genutzt werden, sondern ganz nebenbei auch noch die Biologische Diversität fördern und das Grundwasser schützen.

*nachträgliche Ergänzung des Autors: Falls, wie in dem aktualisierten Bericht „Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2020 – Grüne Architektur“ vorgeschlagen, eine „grundsätzliche Möglichkeit, die Maßnahmen als Öko-Regelung auch mehrere Jahre auf derselben Fläche durchzuführen, um u. a. ihre Wirksamkeit zu steigern“ nachgekommen wird, wäre damit eine indirekte Förderung mehrjähriger Maßnahmen durchaus denkbar.

Wildpflanzenprojekt Rhön-Grabfeld hilft Wildbienen

Wildpflanzen zur Biogasproduktion helfen Wildbienen

Konventionelle Landwirtschaft kann in kürzester Zeit zur Artenvielfalt beitragen. Das zeigen Ergebnisse des „Wildpflanzenprojektes Rhön-Grabfeld“, das 2017 vom Bauernverband und der Firma Agrokraft gestartet wurde und seit 2019 auch vom Bayerischen Naturschutzfonds finanziell unterstützt und begleitet wird. Durch das Projekt werden Flächen zur Biogasproduktion, die normalerweise mit Mais bestellt werden, durch eine artenreiche Blühmischung, den „Veitshöchheimer Hanfmix“, ökologisch aufgewertet. Der Hanfmix besteht aus 30 Pflanzenarten und kann nach der Aussaat fünf bis acht Jahre stehen und beerntet werden.

Die Mischung bringt zwar weniger Methanertrag als Mais, hat aber zahlreiche ökologische Vorteile. Vergangenes Jahr wurde überprüft, ob und wie die Blühflächen von der Tierwelt angenommen werden. Was gefunden wurde, „hat alle umgehauen“, berichtet Projektleiterin Michaela Stäblein. So landeten 7734 Wildbienen in der Falle, 124 Arten wurden gezählt, darunter auch zwei, die auf der Roten Liste stehen. In vorigen Untersuchungen wurde auch die in der Roten Liste geführte Zweizellige Sandbiene (Andrena lagopus) auf den Flächen nachgewiesen. Und zwar häufiger (insgesamt entdeckten die Experten 10 Individuen), als in allen vorhergehenden Untersuchungen in Franken. Hinzu kamen zahlreiche andere Insekten und Vogelarten. Die Flächen wirken laut der an den Untersuchungen beteiligten Experten wie Magneten auf Insekten und Vögel. Michaela Stäblein präsentierte in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses die Ergebnisse der Insektenzählung.

Aktuell bauen 40 konventionell arbeitende Landwirte auf rund 100 Hektar den Veitshöchheimer Hanfmix an und beliefern mit den Ernteerträgen fünf Gemeinschaftsbiogasanlagen in Rhön-Grabfeld. Dadurch ist es den Landwirten in kürzester Zeit gelungen, Lebensräume für die bedrohten Wildbienen und viele weitere Bewohner der Feldflur zu schaffen. Nicht zu unterschätzen ist auch der Beitrag der Flächen zum Bodenschutz und zur Wassersicherung. Denn die Wildpflanzen bedecken den Boden ganzjährig, lockern ihn mit ihren Wurzeln auf und schützen ihn vor Erosion und Austrocknung.

Einen Ausgleich für den Minderertrag erhalten die teilnehmenden Landwirte während der dreijährigen Projektphase aus Mitteln des Bayerischen Naturschutzfonds. Damit die Finanzierung der artenreichen Blühflächen auch nach Projektende gesichert ist, wollen die Organisatoren versuchen, die Projektidee im Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) des Landes Bayern zu integrieren.

Landrat Thomas Habermann zeigte sich beeindruckt von dem Engagement der Landwirte und den Ergebnissen der Untersuchungen. Seiner Ansicht nach sollte man versuchen viel mehr Blühflächen im Landkreis anzulegen und „sie wie ein Raster über die Landschaft zu legen“.

Den kompletten Artikel können Sie hier finden

https://www.youtube.com/watch?v=L4ubx55gFsk

Rebhuhn in Wildpflanzen

Rebhuhn, wo bist du? Dramatischer Rückgang heimischer Feldvögel

Um viele Vogelarten, wie etwa das Rebhuhn, steht es in Deutschland sehr schlecht. Das ist die Quintessenz der vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) und vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) nun vorgelegten Studie. „Vögel in Deutschland – Übersichten zur Bestandssituation“ fasst den aktuellen Wissensstand über die Vogelwelt Deutschlands zusammen. Die präsentierten tabellarischen Übersichten sind Bezugsgrundlage für die Bewertung des Erhaltungszustandes und der Gefährdungssituation brütender, überwinternder und durchziehender Vogelarten.

Hier die Zusammenfassung der Ergebnisse:

  • Zwischen 1992 und 2016 sind im Offenland und Wald je fast zwei Millionen Reviere bzw. Brutpaare verloren gegangen, im Siedlungsbereich etwa 2,5 Millionen.
  • Die Lage in der Agrarlandschaft bleibt alarmierend: So nahmen etwa die Bestände von Rebhuhn und Kiebitz über 24 Jahre um fast 90% ab, beim Wiesenpieper sind drei Viertel der Brutpaare verschwunden. Ähnlich dramatisch ist die Entwicklung bei den Feuchtwiesenarten Uferschnepfe und Bekassine sowie dem Braunkehlchen.
  • Einige Arten der Agrarlandschaft sind mittlerweile so selten, dass sie in immer größeren Bereichen unserer Landschaft fehlen, wie z.B. die Turteltaube. Auch die Feldlerche, früher eine „Allerweltsart“ zeigt inzwischen größere Verbreitungslücken.
  • Der Nordosten Deutschlands ist artenreicher als der Westen oder Süden. Hier befinden sich noch regelrechte „Hotspots“ der Biodiversität, die auch viele seltene Vogelarten beherbergen. Die Gründe dafür sind die vielfältigeren Landschaftsstrukturen, die geringere Landnutzungsintensität und die niedrigere menschliche Siedlungsdichte in diesen Regionen.
  • Aber es gibt auch gute Nachrichten: Einige seltene Arten wie Großtrappe, Schwarzstorch oder Wiesenweihe erholten sich weiterhin dank
    gezielt auf sie abgestimmter Artenhilfsprogramme von ihren historischen Bestandstiefs.

Eine jüngst in „Bird Conservation International“ veröffentlichte Studie bestätigt die dramatische Situation der Feldvögel. Als Hauptursache für die starken Rückgänge wird der Verlust von Brachflächen und der gleichzeitige massive Zuwachs des Maisanbaus identifiziert. Auch fehlten extensiv bewirtschaftete Flächen und Strukturelemente wie Hecken oder Ackerrandstreifen.

Ein großes Problem für die Artenvielfalt in unserer Feldflur, nicht nur innerhalb der Vögel, ist die extreme Verarmung der Anbaukulturen. So werden auf knapp der Hälfte der Ackerfläche Deutschlands nur zwei Kulturen, nämlich Winterweizen und Mais angebaut (insgesamt knapp 6,5 Millionen Hektar !). Etwa 900.000 Hektar davon ist Mais für die Biogaserzeugung. Mais ist eine über Jahrzehnte optimierte und dadurch ertragreiche Kulturpflanze. Aber ihr zunehmend intensiver Anbau schadet dem Artenreichtum in unserer Feldflur. Dabei bietet gerade die Biomasseproduktion aber die Möglichkeit, ökologisch wertvolle Mischkulturen anzubauen.

Der Anbau mehrjähriger Wildpflanzenmischungen bietet sich hier als Lösungsansatz an, denn er vereinbart die Produktion von Biomasse für die Bereitstellung erneuerbarer Energie mit einer ökologischen Aufwertung der Flächen. Die Wildpflanzenmischungen bieten Insekten ein lang anhaltendes und vielfältiges Blühangebot, Deckung und Nahrung für Vögel, Fledermäuse und Niederwild – und das über das ganze Jahr. Durch die lediglich einmalige Bodenbearbeitung im ersten Anbaujahr entsteht eine vielfältige Bodenfauna. Daneben zeigen die mehrjährigen Wildpflanzenmischungen ein hohes Potenzial zur Stickstofffixierung, was sie für den Boden- und Gewässerschutz interessant macht. Gleichzeitig liefern die Wildpflanzen ordentlich Biomasse: Je nach Standort können über 40 t Frischmasse vom Hektar gefahren werden. Der Methanertrag liegt bei etwa 65 % – 70 % des Ertrages von Mais.

Das Projekt „Bunte Biomasse“ der Veolia Stiftung, des Deutschen Jagdverbandes und der Deutschen Wildtier Stiftung soll einen bedeutenden Beitrag dazu leisten, den Anbau von pflanzlicher Biomasse als Substrat für Biogasanlagen enger an den Natur- und Artenschutz zu koppeln. Dazu werden deutschlandweit Landwirte und Biogasanlagenbetreiber gesucht, die bereit sind, einen kleinen Teil ihrer Maisanbaufläche durch mehrjährige Wildpflanzenkulturen zu ersetzen. Die Landwirte erhalten über das Projekt „Bunte Biomasse“ und mit Hilfe regionaler Unterstützer einen Ausgleich für Deckungsbeitragsverluste und werden kostenlos beim Anbau der Bestände und der Ernte des Aufwuchses beraten. Hilfe für die bedrohten Feldvögel und einen bedeutenden Imagegewinn für die Landwirtschaft und ihre lokalen Akteure bietet das Projekt „Bunte Biomasse“ zum Nulltarif.

Sprechen Sie uns an:

Kontakt

Christian Kemnade (c.kemnade@DeutscheWildtierStiftung.de / 040 9707869-43)

 

Bunte Biomasse (Foto: C.Kemnade)

Bunte Biomasse – Anbausystem mit Zukunft

Das Kooperationsprojekt „Bunte Biomasse – Ressource für Artenschutz und Landwirtschaft“ der Veolia Stiftung, des Deutschen Jagdverbandes e.V. und der Deutschen Wildtier Stiftung zieht eine überaus positive Bilanz des ersten Projektjahres: Deutschlandweit wurden 2019 bereits über 120 ha mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biomassenutzung neu etabliert.

„Da das Projekt erst im Frühjahr und damit mitten in der Anbauphase gestartet ist, haben wir mit einer so großen Nachfrage von Landwirten nicht gerechnet“, sagt Dr. Andreas Kinser, stellvertretender Leiter Natur und Artenschutz bei der Deutschen Wildtier Stiftung.

Gleichzeitig wurden bereits über 80.000 Euro an Kofinanzierungsmitteln eingeworben, die gemeinsam mit den Projektmitteln zur Honorierung der teilnehmenden Landwirte eingesetzt werden. „Sowohl die Anzahl der bereits jetzt teilnehmenden Betriebe als auch die Höhe der zugesagten Kofinanzierungsmittel zeigen uns, dass Bunte Biomasse ein Anbausystem mit Zukunft ist“, so Kinser weiter. Als Kofinanzierer konnten bereits mehrere Jagd- und Fachverbände sowie Verwaltungen und Privatpersonen überzeugt werden.

Durch das Kooperationsprojekt Bunte Biomasse soll das Anbausystem von mehrjährigen Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion in der landwirtschaftlichen Praxis verankert werden.

Die Vorteile von Bunter Biomasse im Vergleich zu konventionellen Biomassepflanzen wie Mais sind vielfältig: Die Kulturen aus bis zu 25 verschiedenen Wildpflanzenarten bieten ganzjährig Lebensraum für Insekten, Agrarvögel und Wintergäste und die ganzjährige Bewurzelung des Oberbodens verbessert die Humusbilanz und vermindert Erosion. Mehrjährige Wildpflanzenkulturen bieten außerdem ein hohes Potential zur Stickstoffbindung und helfen dadurch beim Grundwasserschutz. „Die Verknüpfung von Arten- und Ressourcenschutz sind ein überzeugendes Argument für das Anbausystem Bunte Biomasse“, so Sylke Freudenthal vom Vorstand der Veolia Stiftung.

Doch auch ökonomisch sind mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion attraktiv. „2019 haben einige Betriebe trotz schwieriger Bedingungen über 40 t Frischmasse des Aufwuchses mehrjähriger Wildpflanzenmischungen geerntet,“ sagt Johann Högemann, der im Auftrag der Kooperationspartner die teilnehmende Landwirte im Projekt Bunte Biomasse kostenlos bei der Etablierung der Bestände und der Ernte des Aufwuchses berät.

„Je nach Standortgüte können Erträge von 9 bis 14 t Trockenmasse je Hektar bei einer Gasausbeute von etwa 65 Prozent gegenüber Mais erzielt werden“, so Högemann weiter. Da die einmal etablierten, mehrjährigen Wildpflanzenbestände bis zu fünf Jahre lang geerntet werden können, sind die Produktionskosten im Vergleich zu einjährigen Biomassepflanzen wie Mais deutlich geringer.

Um Bunte Biomasse zukünftig als einen festen Bestandteil in der landwirtschaftlichen Praxis zu etablieren, braucht es jedoch einen zusätzlichen Anreiz. Ein guter Weg wäre dabei die Einbindung des Anbausystems in die Agrarumweltmaßnahmen der Länder.

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Stickstofffixierung durch Wildpflanzen - Gewässerschutz

Artenreiche Wildpflanzen für Boden- und Gewässerschutz

In Rimpar sollen mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biogaserzeugung den Boden und das Grundwasser schützen. Dadurch sowie durch andere Sonderregelungen mit lokalen Landwirten soll die Wasserqualität der beiden Brunnen im Wasserschutzgebiet Maidbronner Forst spürbar verbessert werden.

Wildpflanzen-Experte Werner Kuhn stellte das Projekt „Bunte Biomasse„, dass den Anbau heimischer Wildpflanzen zur Biogaserzeugung seit diesem Jahr in Deutschland fördert, im Marktgemeinderat vor.

Die Wildpflanzenmischungen benötigen keine Pflanzenschutzmittel und durch die Mehrjährigkeit fällt die Bearbeitung des Bodens weg. Daneben können die Kulturen bis zu 5 Jahre beerntet werden. Auch werde die Bodenverdichtung durch das einmalige Befahren zur Ernte deutlich reduziert. Dadurch kann sich auf den Flächen eine artenreiche Bodenfauna entwickeln.

Bei den mehrjährigen Wildpflanzenkulturen sei die Ausbeute an Trockenmasse laut Kuhn mit etwa elf Tonnen pro Hektar ein Drittel bis um die Hälfte geringer als bei Mais. „Wir werden die Marktleistung von Mais nie schaffen, davon sind wir weit entfernt“, so Kuhn. Beachte man allerdings, dass auf diese Weise große Mengen an Stickstoff über einen langen Zeitraum gebunden würden, sei die Bilanz eine andere. Auch konnten die Entwickler auf einer solchen Fläche 670 Insektenarten nachweisen. Sogar Feldlerchen, Fledermäuse oder Rebhühner, von denen es bei Rimpar noch einige Bestände gibt, fühlen sich auf diesen Wildpflanzenflächen wohl.

Um den ökologischen Wert noch weiter zu steigern, empfiehlt Kuhn, Teile der Flächen nicht abzuernten. Den geringeren Ertrag soll die Förderung von 250 €/ha/Jahr im Projekt Bunte Biomasse für die teilnehmenden Landwirte ausgleichen. In Rimpar soll so der Anbau von 20 bis 30 Hektar Wildpflanzen umgesetzt werden. Die Marktgemeinde hofft damit, die Qualität des Trinkwassers zu verbessern. Die Nitratwerte eines der beiden Brunnen liegen zum Teil nur knapp unter dem gesetzlichen Grenzwert. Nur dadurch, dass das geförderte Wasser gemischt wird, gelingt es derzeit, diese deutlich zu unterschreiten.

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Aktionswoche Artenvielfalt - Wildpflanzen als Biogassubstrat schützen Bienen und Bauern

Biogas als Werkzeug für mehr Klima- und Insektenschutz

Als Reaktion auf die massiven Demonstrationen der Landwirte in den vergangenen Wochen und Monaten haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner zum Landwirtschaftsdialog eingeladen. Auch der Fachverband Biogas e.V. war in Person von Horst Seide (Präsident) und Dr. Stefan Rauh (Geschäftsführer und Referatsleiter Landwirtschaft) vertreten. „Wir sind Teil der Lösung für viele aktuelle Themen der Landwirtschaft“, betonte Horst Seide in dem Gespräch.

Gülle als Energielieferant

Allein durch die konsequente Vergärung der in deutschen Ställen anfallenden Gülle könnten so über 7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Durch die natürlichen Abbauprozesse von Gülle in Güllelagern entsteht Methan, das von dort in die Atmosphäre entweicht und dort als hochwirksames Treibhausgas den Klimawandel vorantreibt. In Biogasanlagen hingegen wird dieses Methan aufgefangen und zu klimafreundlichem Strom und Wärme umgewandelt. Danach kann die vergorene Gülle dann als wertvoller Dünger dienen oder in Pelletform in nährstoffarme Regionen transportiert werden.

Blühflächen für die Artenvielfalt

Gleichzeitig betont Seide die Potenziale von Biogas für die Artenvielfalt und den Insektenschutz: „Mit Biogas haben wir die einzigartige Möglichkeit, Ökonomie und Ökologie zu verbinden. Verschiedene Blühflächen, die Insekten und anderen Tieren im Sommer Nahrung und Lebensraum bieten, können im Herbst noch geerntet und in Energie umgewandelt werden.“

Nun sei die Politik gefordert, den rechtlichen als auch den finanziellen Rahmen zu setzen, um den Anbau für die Landwirte attraktiv zu gestalten.

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Geht Biogas nur mit Mais

Geht Biogas nur mit Mais? Hackl Schorsch gibt die Antwort…

Geht Biogas nur mit Mais? Diese Frage beantwortet Georg Hackl. Der dreifache olympische Goldmedaillengewinner stellt in diesem interessanten Video Alternativen zur Biogaserzeugung dar. Hier dürfen die mehrjährigen Wildpflanzenmischungen, die nicht nur Biogas liefern, sondern auch einen Lebensraum für Insekten und zahlreiche Wildtiere schaffen, natürlich nicht fehlen.

Blühende Bioenergie Dorsten

Kooperationsprojekt gestartet – Blühende Bioenergie Dorsten

Blühende Bioenergie Dorsten heißt das Kooperationsprojekt, das von der Firma ODAS, der Stadt Dorsten und der Wirtschaftsförderung WINDOR vereinbart wurde. Ziel ist, den Anbau von Mais für Biogasanlagen teilweise durch Wildpflanzen zu ersetzen, um so die biologische Vielfalt zu fördern, Lebensräume zu schaffen und den Boden- und Gewässerschutz zu verbessern.

Das Projekt ist im Mai gestartet und zunächst auf vier Jahre angelegt. Das landwirtschaftlich geprägte Logistik-Unternehmen ODAS hat Landwirte als Partner gewonnen, organisiert über sie Flächen und den Anbau von Wildpflanzen, nimmt nach der Ernte auch die Biomasse ab und verarbeitet diese. Die Stadt Dorsten übernimmt die strukturelle Organisation des Projekts und WINDOR engagiert sich finanziell mit einer „Anschubhilfe“ (unter anderem, weil die Wildpflanzen weniger Ertrag für die Landwirte bringen als Mais).

Mehr Vielfalt in der Landwirtschaft – das ist allen Beteiligten ein großes Anliegen. Denn die Feldflur ist still geworden, da die Verluste an biologischer Vielfalt dramatische Ausmaße angenommen haben. Vom Artensterben betroffen sind neben Wildbienen, Schmetterlingen und vielen anderen Insekten vor allem Feldvögel. Kiebitz, Grauammer oder Feldlerche sind vielerorts verstummt, die Zahl der Rebhühner ist europaweit seit 1980 um über 90 % eingebrochen. Der Kiebitz als früherer Allerweltsvogel hat weit über 50 % seiner Population verloren. Diese Verlustrechnung in der Feldflur lässt sich an vielen anderen Arten weiter fortführen.

Mit dem Kooperationsprojekt Blühende Bioenergie Dorsten werden Flächen für die Biogasproduktion angelegt, die nicht mit dem höchst rentablen Mais bepflanzt sind. Durch ertragreiche, mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion kann der Mais anteilig ersetzt werden. Die Flächen bieten Bodenbrütern im Frühjahr Nistmöglichkeiten und das langanhaltende und vielfältige Blütenangebot verbessert die Nahrungsressourcen für Bienen und Schmetterlinge, wovon wiederum viele Vogel- und Fledermausarten profitieren. Durch den Anbau erfolgt eine Reduzierung der Stickstoffausträge und durch die mehrjährige Kulturführung wird bodenschonend gearbeitet. Gleichzeitig produzieren ertragreiche Wildpflanzenmischungen bis zu 40 Tonnen Frischmasse je Hektar, die bei einer einmaligen Investition im Etablierungsjahr jährlich geerntet werden können. Natürlich sind die wirtschaftlichen Erträge im Vergleich zum konventionellen Maisanbau geringer und somit ist eine Kompensationszahlung wichtig, um diesen Anbau in der Landnutzung zu etablieren. Dabei konnte auf mehrjährige Anbauversuche u. a. im Forschungsprojekt „GrünSchatz“ zurückgegriffen werden.

Das Projekt soll einen bedeutenden Beitrag dazu leisten, den Anbau von pflanzlicher Biomasse als Substrat für Biogasanlagen enger an den Natur- und Artenschutz zu koppeln. Es ist höchst erfreulich, dass praktizierende Landwirte sich an das Projekt anschließen und den Maisanbau teilweise durch mehrjährige Wildpflanzenkulturen ersetzen wollen. Die Landwirte erhalten über das Projekt einen Ausgleich für Deckungsbeitragsverluste und werden kostenlos beim Anbau der Bestände und der Ernte des Aufwuchses beraten.

INFO:

Das Projekt ist in diesem Jahr zunächst mit wenigen Landwirten gestartet. Die Kooperationspartner sind jetzt schon auf der Suche nach weiteren Landwirten, die im nächsten Jahr als Partner mit in das Projekt einsteigen wollen. Ziel ist, zu den bisherigen Anbauflächen für Wildenergie weitere 50 Hektar zu gewinnen.

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Wildpflanzen zur Biogasproduktion

Aus Wildpflanzen wird Biogas

Zwei Landwirte und der Hegering Wiefelstede haben zusammen ein ammerlandweites Pilotprojekt gestartet. Im vergangenen Jahr wurde auf jeweils einem Feld von Dennis Schellstede und Hauke Helmers eine fünfjährige Blühmischung aus mehrjährigen Wildpflanzen ausgesät. Das Erntegut wird in diesem Jahr für die Verwertung in einer Biogasanlage genutzt.

„Wir können schon jetzt sagen, dass Wildpflanzen als Anbaumasse für Biogasanlagen viele Vorteile mit sich bringen“, erklärt Michael Sander, Hegeringleiter in Wiefelstede. Die 22 verschiedenen Pflanzen, darunter Klee, Färberkamille, Malve und Rainfarn, bedecken den Boden – im Gegensatz zu Mais oder Getreide – auch in den kälteren Jahreszeiten. „Da entwickelt sich über die Jahre eine Eigendynamik und jedes Jahr gibt es neue Pflanzen. Die Fläche blüht immer wieder aufs Neue“, so Sander.

Ausgeprägte Stickstoff-Bindung

Daneben bietet die bunt blühende Fläche Lebensraum für verschiedene Tiere wie Insekten und Niederwild und die mehrjährige Bewirtschaftung schont den Boden. Von der LUFA Nord-West in Hameln hat der Hegering Wiefelstede Bodenproben aus unterschiedlichen Tiefen untersuchen lassen. Dabei konnte laut Sander bereits herausgefunden werden, dass die Wildpflanzen mehr Stickstoff aufnehmen als beispielsweise Mais und somit zum Grundwasserschutz beitragen.

Förderung für Wildpflanzen fehlt

Einen Nachteil gibt es jedoch: Der Ertrag der Wildpflanzen reicht nicht ganz an die Energieausbeute von Mais und Getreide heran. Finanzielle Unterstützung bekommen die Landwirte und der Hegering daher von der Bingo-Umweltstiftung, dem 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen und der Landesjägerschaft Niedersachsen. Doch Michael Sander wünscht sich noch mehr Aufmerksamkeit seitens der Politik: „Wirkliche Fördermaßnahmen gibt es für dieses Projekt noch nicht. Die Mühlen mahlen langsam. Zwar finden wir von allen Seiten Zuspruch, es fehlt aber noch die Unterstützung.“

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