Bunte Biomasse blüht in Hessen

Bunte Biomasse bringt jetzt auch Hessen zum Blühen

Bunte Biomasse – auf seinem Acker in unmittelbarer Nähe des Nationalparkeingangs Kellerwald Edersee hat Michael Bischoff Wildpflanzen angebaut, die für die Biogasproduktion bestimmt sind.

Nach Auskunft von Werner Kuhn vom Netzwerk Lebensraum Feldflur, gilt Bischoff als Pionier in Hessen: „Weil er sich für die Aussaat heimischer Wildpflanzen und Kulturarten als nachwachsende Energieträger entschieden hat.“

Eher durch Zufall sei er auf den Anbau von Wildpflanzen für die Biomasseproduktion aufmerksam geworden, berichtet Michael Bischoff, der als Geschäftsführer seines Dienstleistungsunternehmens in Malsfeld arbeitet und dort lebt. „Ein Berufsjäger aus Niedersachsen, in dessen Auftrag ich in der Rehkitzrettung aus der Luft im Einsatz war, brachte mich auf die Idee.“ Für das Wildpflanzen-Projekt habe er dann auch andere begeistern können, erzählt der passionierte Jäger. Dazu zählt Kai Döhring aus Altwildungen, der mit einem Kompagnon eine Biogasanlage betreibt. „Diese Art der Biomasse-Erzeugung bietet eine Menge Vorteile für den Menschen und die Natur. Ich denke da in erster Linie an den Arten- und Landschaftsschutz. Denn nicht nur Insekten und Vögel profitieren von den Wildpflanzen, sondern auch eine Reihe anderer Tierarten wie der Feldhase oder das Reh.“ Weitere Vorteile seien der Erosions- und Grundwasserschutz, weil auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet werden könne, ergänzt Michael Bischoff. Biomasse sei ein wichtiger Baustein der Energiegewinnung, erklärte Werner Kuhn vom Netzwerk Lebensraum Feldflur beim Ortstermin in Mehlen. Wenngleich der Anbau von Energiemais wegen seines hohen Biogasertrags derzeit immer noch die erste Wahl sei. Kuhn erinnerte an die Zeit nach dem beschlossenen Atomausstieg und die damals hochgelobten Anfänge der Biomasseproduktion. „Heute müssen wir uns mit dem Vorwurf vermaister Landschaften auseinandersetzen. Darum wollen wir gemeinsam Wege aufzeigen, wie die Energieerzeugung aus Biomasse enger mit dem Arten- und Naturschutz verknüpft werden kann.“ Ziel des Netzwerks Lebensraum Feldflur, das sich aus Akteuren der Jagd, Naturschutz, Bienenhaltung und Energiewirtschaft zusammensetzt, sei es eine ökologisch und ökonomisch tragfähige Ergänzung zu konventionellen Energiepflanzen in der Landwirtschaft zu etablieren. Michael Bischoff habe mit der Saat artenreicher Mischungen aus Wild- und Kulturpflanzen einen wichtigen Beitrag für das Pilotprojekt Bunte Biomasse geleistet. Das Anbausystem solle deutschlandweit auf möglichst vielen Flächen angewendet werden und sich in der landwirtschaftlichen Praxis dauerhaft etablieren, erklärte Werner Kuhn. Dazu sei aber nicht zuletzt die Politik gefragt, um fernab von Initiativen wie Bunte Biomasse langfristige Förderinstrumente im Rahmen der Agrarpolitik bereitzustellen.

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unte Biomasse: Lokale Unterstützung für mehr Artenvielfalt in Lingen

Bunte Biomasse: Lokale Unterstützung für mehr Artenvielfalt in Lingen

Lingen blüht auf – mithilfe lokaler Unterstützer können im Süden des Emslands artenreiche Wildpflanzenmischungen angesät werden. Doch die Wildpflanzen sollen nicht nur Blühen und gut aussehen, sie werden auch geerntet. Denn die Mischungen aus über 20 heimischen Arten liefern ordentlich Biomasse, die zur Biogasgewinnung genutzt werden kann. Das innovative Anbausystem kann über mehrere Jahre beerntet werden und hat zahlreiche ökologische Vorteile für Insekten, Vögel und viele weitere Bewohner unserer Agrarlandschaft. Und daneben schont es Böden und auch Grundwasser.

Durch das Pilotprojekt Bunte Biomasse soll das Anbausystem deutschlandweit auf möglichst vielen Flächen angebaut werden und sich so in der landwirtschaftlichen Praxis etablieren. Da die Wildpflanzen bei all ihren ökologischen Vorzügen weniger Biomasse als herkömmliche Energiepflanzen liefern, erhalten die teilnehmenden Landwirte einen finanziellen Ausgleich. Doch die Projektmittel sind begrenzt und die Nachfrage aus Landwirtschaft und Naturschutz enorm.

In Lingen haben sich daher lokale Akteure zusammengetan und mit mehreren Spenden dazu beigetragen, dass 10 Hektar (1 Hektar= 10.000 Quadratmeter!) über die nächsten Jahre erblühen können. Die Spenden kommen vom Verband Wohneigentum – Kreisgruppe Lingen, Ulrich Schumacher und dem Gartenfachmarkt Klukkert. Nicht zu vergessen ist auch das Engagement von Johann Högemann, der die Landwirte als Experte zu allen praktischen Fragen rund um das Thema Energie aus Wildpflanzen berät.

Eine tolle Initiative, die hoffentlich zahlreiche Nachahmer findet!

Über das lokale Engagement wurde auch in der Presse berichtet

Biogas kann Artenschutz

Zukunft der Biogasbranche – Förderung mehrjähriger Wildpflanzen über die EEG-Umlage

Ist Biogas ein Problem, oder ein Teil der Lösung? Und wie sieht die Zukunft der Branche aus? Diese und andere Fragen diskutierten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis im Rahmen eines Parlamentarischen Experten-Webinars, ausgerichtet von den FL(EX)PERTEN, einem Netzwerk zur Flexibilisierung des Biogasmarkts.

Fest steht: Unser „Energiehunger“ wird in absehbarer Zukunft nicht abnehmen und durch den Kohle- und Atomausstieg bedarf es erneuerbarer Energiequellen. Für eine dezentrale und im Gegensatz zu Wind- und Solarkraft wetterunabhängigen Energiebereitstellung hat die Biogasnutzung eine tragende Rolle. Aktuell werden rund 12 % der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen über Biogas geleistet. Wie sich die Biogasnutzung in Zukunft entwickelt, hängt maßgeblich davon ab, welchen Rahmen die Politik vorgibt, noch in diesem Herbst soll die große EEG-Novelle kommen.

Durch die Nutzung alternativer, ökologisch wertiger Energiepflanzen wie etwa mehrjährigen heimischen Wildpflanzenmischungen kann die Energieerzeugung mit dem Arten- und Naturschutz versöhnt werden. Jedoch bedarf es Förderinstrumenten, um solch ökologisch wertige Substrate, die weniger Ertrag als Mais oder andere herkömmliche Biomassekulturen liefern, in größerem Rahmen auf den Acker zu bringen. Pilotprojekte, wie etwa Bunte Biomasse, können hier nur Brücken bauen. Langfristig wäre etwa eine Förderung über die EEG Umlage eine Möglichkeit.

Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung hat im Rahmen des Fl(ex)pertenforums die Wildpflanzenmischungen als Substrat zur Biogaserzeugung in einem kurzen Video vorgestellt (einfach auf diesen Link klicken).

Bunte Biomasse Kooperation in Paderborn

Bunte Biomasse: Neue Kooperation in Paderborn

Der Landkreis Paderborn fördert den Anbau von 50 Hektar mehrjähriger Wildpflanzen zur Biomasseproduktion über drei Jahre. Deutschlandweit sollen durch das Projekt Bunte Biomasse bis 2024 insgesamt 500 Hektar des innovativen Anbausystems angelegt werden.

Das Projekt Bunte Biomasse wächst weiter: Der Landkreis Paderborn stellt jetzt Gelder bereit, damit 50 Hektar mehrjährige, ertragreiche Wildpflanzenmischungen für die Biogasproduktion angebaut werden. Teilnehmende Landwirte aus dem Kreis Paderborn erhalten eine Ausgleichszahlung in Höhe von 250 € pro Jahr und Hektar, um den geringeren Biogas-Ertrag der Wildpflanzen gegenüber Mais zu kompensieren. Die Laufzeit beträgt drei Jahre.

Insgesamt wollen Veolia Stiftung, Deutsche Wildtier Stiftung und Deutscher Jagdverband gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern bis 2024 deutschlandweit 500 Hektar Mais ersetzen. Seit dem Startjahr 2019 haben schon 90 landwirtschaftliche Betriebe in sechs Bundesländern insgesamt mehr als 300 Hektar Bunte Biomasse angelegt. Davon profitieren Insekten und Feldvögel gleichermaßen. Unternehmen wie Fendt, Sauer & Sohn, Jägerschaften, Kommunen sowie Einzelpersonen haben Geld zur Verfügung gestellt. Die Nachfrage von Landwirten ist weiterhin groß, Mais für die Biogas-Produktion durch Wildpflanzen zu ersetzen, teilt der Deutsche Jagdverband mit.

„Mit dem Anbau der artenreichen Mischungen aus Wild- und Kulturpflanzen kann die Produktion von Biomasse und damit einer erneuerbaren Energieversorgung enger mit den Zielen des Natur- und Artenschutzes verzahnt werden“, sagt Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung, die das Projekt Bunte Biomasse deutschlandweit koordiniert. „Wir sind sehr froh, in Paderborn starke Partner gefunden zu haben, die das Projekt unterstützen.“

Den kompletten Artikel von Hinrich Neumann auf topagrarONLINE finden Sie hier 

Stickstofffixierung durch Wildpflanzen - Gewässerschutz

Gewässerschutz mit mehrjährigen Wildpflanzen

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe präsentiert in einer neuen Broschüre vielfältige Forschungsergebnisse zum Gewässerschutz mit nachwachsenden Rohstoffen, wie etwa mehrjährigen Wildpflanzen.

Mit der im März beschlossenen neuen Düngeverordnung steigen die Anforderungen an die Landwirtschaft, den Gewässerschutz in der Praxis zu optimieren. Lösungsansätze und detaillierte Informationen dafür liefert die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) mit der Neuauflage der Broschüre „Gewässerschutz mit nachwachsenden Rohstoffen“. Sie präsentiert vielfältige Ergebnisse zum Gewässerschutz im Energiepflanzenanbau aus Forschungsprojekten, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert hat. Dabei wird nicht nur die Reduktionswirkung der einzelnen Maßnahmen im Hinblick auf Nährstoffverluste verglichen, sondern der Leser findet auch viele Aussagen zu Erträgen und Wirtschaftlichkeit.

Die Broschüre stellt diverse Ansätze vor, Stickstoff- und Phosphor-Verluste zu reduzieren. Einige Konzepte wie der Anbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten oder die Anpassung von Düngegaben sind nicht neu, interessant sind aber die Werte, die in Versuchen zu diesen Ansätzen ermittelt wurden. Auf Standorten, die langjährig mit organischen Düngern, zum Beispiel mit Gärresten, behandelt wurden, besteht häufig Spielraum für eine Reduzierung der Düngegaben, denn solche Böden weisen in der Vegetationszeit eine hohe Stickstoff-Nachlieferung auf.

Neue Kapitel: Dauerkulturen und Wildpflanzen

Noch mehr Platz als in der ersten Auflage räumt die Broschüre den Dauerkulturen ein: Silphie, Riesenweizengras und Wildpflanzenmischungen haben ihre Eignung für den Boden- und Gewässerschutz in Versuchen unter Beweis gestellt, wie etwa in einem mehrjährigen Monitoring zur Nährstofffixierung in Niedersachsen. Und auch in der Praxis finden die mehrjährigen Wildpflanzen bereits Anwendung im Gewässerschutz, wie etwa in Bayern. Als nach der Ernte weiterwachsende Kultur, die den Boden über Winter bedeckt, sind sie prädestiniert für diese Aufgaben. Auf den Wildpflanzenflächen finden Insekten und andere Wildtiere darüber hinaus reichlich Nahrung und Deckung. Eine Aufnahme in Agrarumweltprogramme oder andere Fördermaßnahmen könnte diesem innovativen Anbausystem zum Durchbruch verhelfen.

Die Neuauflage enthält auch zwei Kapitel, die sich mit dem Gewässerschutz auf der Biogasanlage selbst und mit der Vermarktung der Gärreste beschäftigen. Sie stellen ein wirtschaftliches Verfahren zur Behandlung von organisch belastetem Oberflächenwasser auf Biogasanlagen vor und geben Tipps zum richtigen Marketing bei der Abgabe von Gärrestdüngern außerhalb der Landwirtschaft.

Die Broschüre „Gewässerschutz mit nachwachsenden Rohstoffen“ sowie der Abschlussbericht zur Nährstofffixierung durch mehrjährige Wildpflanzen stehen hier als Download zur Verfügung.

Den kompletten Artikel aus der  topagrar finden Sie hier.

Schmetterlinge - Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus)

Bunte Biomasse kann Schmetterlingen helfen

In Deutschland leben rund 3.700 verschiedene Schmetterlinge. Nach Auskunft des Bundesamtes für Naturschutz in Bonn sind mindestens 60 Schmetterlingsarten bereits ausgestorben, 494 weitere seien vom Aussterben bedroht oder unterschiedlich stark gefährdet. „Selbst viele Allerweltsarten wie zum Beispiel das Tagpfauenauge oder die Kohlweißlinge sind im Bestand merkbar rückläufig“, sagte Andreas Segerer, stellvertretender Direktor der Zoologischen Staatssammlung München, der Deutschen Presse-Agentur. Und auch andere früher häufige Arten wie der Hauhechel-Bläuling (s. Beitragsbild, Foto: M.Tetzlaff) nehmen vielerorts ab.

Die Ursachen sind laut Experten unter anderem der Klimawandel und die damit verbundenen langen Dürresommer und Hitze sowie die intensive Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden und Düngern. Zudem werde der Lebensraum der Tiere immer kleiner. Schmetterlinge bräuchten nährstoffarme, offene und blütenreiche Landschaften und lichte, naturnahe Wälder, sagte Segerer. Doch solche Biotope gebe es fast nur noch in Schutzgebieten.“Diese sind aus der Vogelperspektive nur noch winzige Inseln inmitten einer für alle Arten lebensfeindlichen Agrar- und Betonwüste“, sagte Segerer. Ein Beispiel ist laut Segerer das Naturschutzgebiet im Donautal in Regensburg. Dort würden seit mehr als 200 Jahren Daten über Schmetterlinge gesammelt. 39 Prozent von mehr als 120 Arten seien dort mittlerweile verschwunden, etwa die Hälfte davon allein in den letzten 20 Jahren. „Das zeigt die Dynamik besonders dramatisch.“

Doch es gibt auch Möglichkeiten, die bedrohten Falter auch außerhalb von Schutzgebieten zu schützen.Um auf großer Fläche etwas zu bewirken, braucht es produktionsintegrierte Lösungen auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Denn rund die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Der Anbau mehrjähriger Saatmischungen aus Wild- und Kulturarten zur Biomasseproduktion ermöglicht genau diesen Zweiklang aus Ökologie und Ökonomie. Auf den Flächen kann zum Einen Biomasse zur Verwertung in der Biogasanlage produziert, zum Anderen aber auch ein wertvoller Lebensraum für Insekten und Wildtiere geschaffen werden. Denn die mehrjährigen Wildpflanzen bieten laut Untersuchungen nicht nur den Schmetterlingen, sondern auch vielen weiteren Insektengruppen ein reichhaltiges und lang anhaltendes Blühangebot, sondern bieten auch zahlreichen Wildtieren ganzjährig Deckung und Nahrung. Gleichzeitig liefern sie ordentliche Biomasseerträge und liefern eine wirklich nachhaltige, erneuerbare Energie.

Den kompletten Artikel zum Verschwinden der Schmetterlinge auf ZEIT ONLINE finden Sie hier.

Johann Högemann auf Wildpflanzenfeld zur Biomasseproduktion

Wildpflanzen statt Mais im Weserbergland

Anbau von Wildpflanzen und Vernetzung lokaler Akteure soll zu mehr Artenvielfalt bei der Biogasproduktion führen

Am 2. Juli 2020 trafen sich Landwirte, Journalisten und weitere Interessierte in Aerzen im Weserbergland, um sich über das Konzept mehrjähriger Wildpflanzen zur Biomasseproduktion zu informieren. Auf dem Betrieb von Jörg und Christian Pape konnten die Teilnehmenden nicht nur alles rund um den theoretischen Hintergrund des innovativen Anbausystems erfahren, sondern auch direkt eine Praxisfläche mit den in Blüte stehenden Wild- und Kulturpflanzenmischungen begehen. Die Fläche hatte Betriebsinhaber Pape im letzten Jahr im Rahmen des Projektes Bunte Biomasse angesät.

Johann Högemann, Fachberater für Acker-und Pflanzenbau, begeisterte die Anwesenden für die mehrjährigen Wildpflanzenmischungen, die je nach Standortgüte 9 bis 14 Tonnen Trockenmasse pro Hektar liefern können. Zwar kommen die Mischungen nicht an den Mais heran, sie liefern nur etwa 65 Prozent des Methanertrags. Dafür haben Sie aber zahlreiche ökologische Vorteile: Sie bieten nicht nur Insekten und Wildtieren einen Lebensraum, sondern schützen auch den Boden und das Grundwasser.

Anberaumt hatten das Treffen das Netzwerk Lebensraum Feldflur, der Fachverband Biogas e. V., der Landesverband der Maschinenringe e. V. und der Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachen-Bremen e. V. Durch die Vernetzung lokaler Akteure soll der Anbau und die Ernte mehrjähriger, ertragreicher Wildpflanzenmischungen sowie die Abnahme der Biomasse in eine nahe gelegene Biogasanlage erleichtert werden. Denn auch Landwirte ohne eigene Biogasanlage oder nur mit kleinen zur Verfügung stehenden Flächen sollen die heimischen Mischungen aus Wild- und Kulturpflanzen anbauen können.

„Besonders auch kleinere, in der Landschaft verteilte Wildpflanzenflächen können eine hohe ökologische Wirkung erzielen. Die Veranstaltung war ein erfolgreicher Anfang, um die Wildpflanzen auch in Südniedersachsen vermehrt auf die Fläche zu bringen“, sagte Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung, die das Netzwerk Lebensraum Feldflur koordiniert im Nachgang der Veranstaltung. Gleichzeitig sei aber die Politik gefragt, dieses ökologisch wertvolle Anbausystem für Landwirte attraktiv zu machen“, so Kinser weiter. Das Netzwerk Lebensraum Feldflur hat seine Forderungen dazu unter dieser Rubrik zusammengefasst.

Über das Treffen in Aerzen wurde auch in der Presse berichtet, s. hier

Aktionswoche Artenvielfalt - Wildpflanzen als Biogassubstrat schützen Bienen und Bauern

Alternative Energiepflanzen helfen Bienen und Bauern – Deutscher Imkerbund beteiligt sich an Aktionswoche Artenvielfalt

Artenvielfalt und Biogas sind kein Widerspruch. Im Gegenteil: die Biogasnutzung bietet die große Chance, dass unsere Felder langfristig wieder bunter und artenreicher werden und gleichzeitig ein wertvoller Lebensraum für unsere Wildtiere und Insekten geschaffen wird. Genau das will der Fachverband Biogas e.V. in der Aktionswoche Artenvielfalt gemeinsam mit vielen anderen Verbänden und Organisationen in diesem Jahr vom 29. Juni bis 3. Juli deutlich machen.

Auch der Deutsche Imkerbund e.V. (D.I.B.), mit rund 128.000 organisierten Imker*innen der mitgliederstärkste europäische Bienenzüchterverband, beteiligt sich an der Aktion, die unter dem Motto #blühendesleben steht.

Lange hat sich die Landwirtschaft auf ausgewählte Einzelkulturen, hier vorrangig Mais, zur Biomassegewinnung fixiert. Dabei sind abwechslungsreiche Fruchtfolgen nicht nur ökologisch die bessere Wahl. D.I.B.-Präsident Torsten Ellmann merkt an: „Biogas ist nicht gleichbedeutend mit Maisanbau, denn dieser liefert unseren Bienen keinen Nektar und nur in geringem Maße Pollen. Es gibt eine ganze Reihe alternativer Energiepflanzen, deren Anbau nicht nur eine lebensnotwendige Nahrungsquelle für Wild- und Honigbienen ist und die Biodiversität fördert, sondern Landwirten Nachhaltigkeit, Bodenfruchtbarkeit und gute Erträge garantiert.“

Seit vielen Jahren setzt sich der D.I.B. für die Nahrungsverbesserung von Blüten besuchenden Insekten ein. Denn besonders in den Monaten Juli bis September finden diese im ländlichen Raum durch geänderte Flächennutzung zu wenig vielfältige, pollen- und nektarreiche Nahrung. „Für Wildbienen stellen diese Trachtlücken eine existenzielle Bedrohung dar. Den Honigbienen können wir Imker mit einer Zufütterung helfen – die Pollenarmut und die damit fehlende Eiweißversorgung lässt sich dadurch aber nicht ausgleichen“, erklärt Ellmann.

Man sucht deshalb nach geeigneten Pflanzen, die nicht nur Blüten besuchenden Insekten Nahrung verschaffen, sondern deren Anbau auch für Energiewirte wirtschaftlich ist. „Wir wissen, dass Landwirte von ihren Erträgen leben müssen. Deshalb sind solche Alternativen am geeignetsten, die beiden Seiten helfen“, sagt Ellmann.

Schon lange sind Wildpflanzenmischungen in erfolgreicher Erprobung. Sie zeichnen sich durch eine besonders hohe ökologische Bilanz aufgrund der Mehrjährigkeit und der Artenvielfalt aus. Sie verbessern aufgrund der langen Blühzeit nicht nur das Habitatangebot für Wildbienen und die Nahrungssituation für eine Vielzahl von Insekten, sondern bieten sowohl im Sommer als auch im Winter Nahrung und Deckung für Niederwild, Singvögel und Kleinsäuger. Aufgrund der klimatischen Veränderungen werden auch spätblühende, trockenresistente „Prärie-Pflanzen“, wie z. B. Sonnenhut und Sonnenbraut, immer interessanter, die auch bei geringem Niederschlag wachsen und Nektar und Pollen liefern.

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim geht im Projekt „Energie aus Wildpflanzen“ bereits seit 2008 der Frage nach, ob neben dem hohen ökologischen Wert Wildpflanzen als Energielieferanten auch eine ökonomische Alternative für den Biogasanlagenbetreiber darstellen. Betrachtet man allein den Methanhektarertrag, so können Wildpflanzen nicht mit Mais konkurrieren, da dieser in kurzer Zeit erheblich mehr Biomasse bildet. Auch sind Wirtschaftlichkeitsberechnungen standortabhängig unterschiedlich zu bewerten. Fest steht aber, dass bei Wildpflanzenmischungen auf chemische Pflanzenschutzmittel weitestgehend verzichtet werden kann und ab dem zweiten Standjahr keine mechanische Bodenbearbeitung mehr durchgeführt werden muss. Außerdem verbessert die ganzjährige Bewurzelung des Oberbodens die Humusbilanz, der Bodenabtrag durch Erosion und die Bodenverdichtung werden reduziert und die Bodenfeuchte gehalten. Mehrjährige Wildpflanzenkulturen bieten zudem ein hohes Potential zur Stickstoffbindung. Daneben werten die Blühpflanzen das Landschaftsbild auf und ermöglichen einen Imagegewinn für die Landwirtschaft.

Ellmann: „Trägt ein Landwirt zum Naturschutz und Artenerhalt bei, so ist dies eine öffentliche Leistung, die honoriert werden sollte. Eine solche Förderung würde Ertragsverluste, die durch derartige, umweltschonende Anbausysteme entstehen, ausgleichen. Dies ist eine Forderung in unserem Positionspapier zur Gemeinsamen EU-Agrarpolitik.“

Artenvielfalt - Gartenhummel (Bombus hortorum) auf Wildpflanzenacker zur Biogasproduktion

Aktionswoche Artenvielfalt – passen Biogas und Biodiversität zusammen?

Biogas und Artenvielfalt – passt das zusammen?

Diese Frage würden viele Menschen spontan wahrscheinlich mit einem klaren „Nein“ beantworten. Denn in den meisten Köpfen hängt die Biogasproduktion untrennbar mit dem Anbau ökologisch wenig wertiger Monokulturen zusammen, man denke nur an den omnipräsenten Begriff der „Vermaisung“ der Landschaft. Wenn man in Betracht zieht, dass auf rund einer Million Hektar in Deutschland Mais für die Biomasseproduktion angebaut wird, scheint diese Annahme durchaus gerechtfertigt.

Doch die Bereitstellung von erneuerbarer Energie durch Biogasanlagen muss nicht zwangsläufig durch intensive Monokulturen erfolgen. Es gibt inzwischen zahlreiche Alternativen. Die ökologisch wertvollste Art der Biomasseproduktion eröffnet dabei die Nutzung mehrjähriger heimischer Wild- und Kulturpflanzenmischungen. Diese Mischungen liefern nicht nur einen ordentlichen Biomasseertrag, sondern sie haben gegenüber herkömmlichen Kulturen auch unzählige ökologische Vorteile. Sie bieten Insekten Nahrung und einen Lebensraum und auch Vögel und Säugetiere profitieren von den mehrjährigen Wildpflanzenflächen, denn Sie finden hier nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter Deckung und Nahrung. Gleichzeitig stärkt die mehrjährige Bodenruhe, die Wildpflanzenmischungen können nach der einmaligen Ansaat bis zu fünf Jahre beerntet werden, die Bodenfauna. Darüber hinaus sorgt der weitgehende Verzicht auf Pflanzenschutzmittel für eine reiche Artenvielfalt auf den Flächen.

Dass die Produktion von Biogas mit den Zielen des Arten- und Naturschutzes durchaus vereinbar ist, soll auch durch das deutschlandweit größte Projekt zur Etablierung mehrjähriger Wildpflanzenmischungen gezeigt werden. Das Gemeinschaftsvorhaben Bunte Biomasse der Veolia Stiftung, des Deutschen Jagdverbands e. V. und der Deutschen Wildtier Stiftung soll die Wildpflanzen deutschlandweit auf den Acker bringen. Die teilnehmenden Landwirte werden dabei kostenfrei von erfahrenen Experten beraten und erhalten unbürokratisch eine Ausgleichszahlung, denn die Wildpflanzen kommen nur auf rund 65 % der Methanausbeute der über Jahrzehnte optimierten Maiskulturen. Das Projekt findet deutschlandweit großen Anklang in der Landwirtschaft, im Naturschutz und der Jägerschaft.

Aktionswoche Artenvielfalt

Um darauf aufmerksam zu machen, dass die Produktion von Biomasse zur Biogasproduktion auch Hand in Hand mit dem Erhalt der Artenvielfalt gehen kann, hat der Fachverband Biogas vom 29. Juni bis zum 03. Juli 2020 die Aktionswoche Artenvielfalt ausgerufen. Über eigene Veranstaltungen und die sozialen Medien können sich Menschen deutschlandweit einbringen (#blühendesleben und #Biogas2030): Gefragt sind hier persönliche Erfahrungen und Aktionen zu alternativen Biogaskulturen sowie die Äußerung von Wünschen und Forderungen an die Politik.

Das Netzwerk Lebensraum Feldflur fordert, dass die politischen Entscheider für den Anbau der mehrjährigen Wildpflanzen zur Biogasproduktion Anreize schaffen, sodass sich dieses innovative und ökologisch wertvolle Anbausystem auf größerer Fläche etablieren kann. Denkbar wäre hier etwa eine Förderung im Rahmen des Greenings (wie bereits geschehen für die Durchwachsene Silphie), eine Aufnahme in die ländlichen Förderprogramme der Länder oder eine Förderung durch die EEG-Umlage. So könnten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Eine erneuerbare, nicht fossile Energiegewinnung und der Schutz der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft.

Aktionswoche Artenvielfalt Fachverband Biogas

Ministerin Otte Kinast lobt Wildpflanzen-Projekt

Ministerin Otte-Kinast lobt Wildpflanzen-Projekt: Chance für Artenvielfalt, Grundwasserschutz und Bodenqualität

Große Chance für Artenvielfalt, Grundwasserschutz und Bodenqualität: Der Anbau von Wildpflanzen als Alternativkultur zum Mais für die energetische Nutzung in der Biogasanlage bietet nicht nur einen hohen ökologischen Mehrwert für die heimische Tierwelt, sondern zeigt auch positive Effekte auf die Grundwasserqualität. Zu diesem Ergebnis kommt das Forschungsprojekt „Nährstofffixierung mehrjähriger Wildpflanzen auf Praxisflächen in Niedersachsen“.  Die Landesjägerschaft Niedersachsen präsentierte die Abschlussergebnisse dieses Forschungsprojektes der Niedersächsischen Landwirtschaftsministerin, Barbara Otte-Kinast, heute in Syke.

„Das sind sehr vielversprechende Ergebnisse. Neben der Steigerung der Artenvielfalt, ist die Vermeidung von Stickstoffausträgen im Boden ein weiterer positiver Effekt, der für den Anbau dieser Wildpflanzenmischungen spricht,“ zeigte sich Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast erfreut. „Die Ergebnisse unserer beiden gemeinsamen Forschungsprojekte können innovative Ansätze für ein Gesamtkonzept zum Wohle von Artenvielfalt, Grundwasserschutzes und Bodenqualität liefern – dafür bin ich der Landesjägerschaft Niedersachsen sehr dankbar“, so die Ministerin weiter.

Verteilt auf neun Versuchsflächen im Raum Lingen, Syke, Bruchhausen-Vilsen und Wiefelstede, wurden in den Jahren 2017 bis Ende 2019 auf rund 25 ha Praxisfläche die Nährstoffgehalte im Boden, im Erntegut und in der Wurzelmasse untersucht. Unter anderem wurden in regelmäßigem Turnus Nmin-Messungen durchgeführt in die sowohl mehrjährig etablierte Wildpflanzenbestände als auch neu angelegte Flächen einbezogen wurden. Zu verschiedenen Zeiten der Vegetationsperiode stand dabei die Nährstoffausnutzung – insbesondere Nitrat – im Fokus, um deren Potenzial zur Stickstoffbindung zu ergründen. Mehrjährige Wildpflanzen, so eine der Kernaussage der Ergebnisse, setzten die zur Eigenversorgung benötigten moderaten Nährstoffmengen vollständig in Biomasse um und entzogen darüber hinaus dem Boden bis zum Vegetationsende Nitrat, was für eine verbesserte Qualität des Grundwassers sorgt.

„Wir sind von den Potenzialen der mehrjährigen Wildpflanzen absolut überzeugt: Sie fördern die Artenvielfalt und führen zu einer ökologischen Aufwertung der Feldflur – darüber hinaus sind sie in der Lage die Grundwasserqualität zu steigern“, so Josef Schröer, Stellvertretender Präsident der Landesjägerschaft Niedersachen. Um den Anbau dieser Dauerkulturen in Niedersachsen großräumiger zu etablieren, seien nun politischer Wille und finanzielle Förderanreize notwendig: „Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität und zur Reduzierung der Nährstoffausträge sind drängende aktuelle Fragen. Ein sehr vielversprechender Ansatz dabei kann der Anbau von Wildpflanzen zur Energiegewinnung sein“, so Schröer weiter.

Ergänzend zu den regelmäßigen Nmin-Beprobungen wurden in den Jahren 2018 und 2019 zudem Nitrattiefenprofile erstellt. Hierdurch konnten Auskünfte über die Nitratüberschüsse der vergangenen Jahre gewonnen werden – auch hier zeigte sich ein deutlicher Effekt: In Bodenschichten bis 90 cm Tiefe ohne Wildpflanzenanbau wurden durchschnittlich 127 mg Nitrat/l im Bodenwasser gemessen, wohingegen dieser Wert auf Flächen mit Wildpflanzenanbau mit 42 mg Nitrat/l deutlich niedriger lag. Auch ließ sich feststellen, dass unter Flächen, die mit mehrjährigen Wildpflanzen bestellt sind, keine Nitratverlagerung in tiefere Bodenschichten erfolgt. „Die Ergebnisse der Untersuchung geben deutliche Hinweise darauf, dass der Anbau von Wildpflanzen unter dem derzeit praktizierten Düngeregime zu einer Reduktion der Nitratausträge in das Grundwasser gegenüber der herkömmlichen Bewirtschaftung führt“, resümiert Andreas Rohde, vom Büro Ingenieurgemeinschaft für Landwirtschaft und Umwelt (IGLU), das mit Auswertung der Nitratflächenprofile beauftragt war.

Der Anbau von Wildpflanzen verbessert die Biodiversität auf landwirtschaftlichen Nutzflächen durch die mehrjährige Vielfalt an Pflanzenarten. Mit ihren unterschiedlichen Blühzeitpunkten bieten sie fast während der gesamten Vegetationsperiode Insekten, Bienen, Feldvögeln und anderen Wildtieren einen dauerhaften Lebens-, Nahrungs- und Rückzugsraum – und sorgen für eine dauerhafte Flächenbegrünung – ein deutlicher Vorteil gegenüber Mais. Bei der Beerntung bieten die Methanerträge allerdings je Hektar ein niedrigeres Ertragsniveau im Vergleich zur Maissilage. Dass es in Anbetracht des ökologischen Mehrwerts sinnvoll ist hier eine Ausgleichsregelung zu schaffen, verdeutlicht 3N-Geschäftsführerin Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer an einem praktischen Rechenbeispiel: „Bereits 1 ha Wildpflanzen liefert ein Jahr lang den Strom für fast zweieinhalb 4-Personen-Haushalte“.

Beim Ansatz, Wildpflanzen zur Energiegewinnung wissenschaftlich zu fundieren und deren Chancen und Potenziale transparent zu machen, ist Niedersachsen bundesweit führend: In einem ersten gemeinsamen Projekt der Landesjägerschaft Niedersachsen und dem Land Niedersachsen in Kooperation mit dem 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V und dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover wurden in den Jahren 2013 bis 2016 bereits die ökologischen und ökonomischen Effekte des Anbaus von Wildpflanzen zur Energiegewinnung untersucht. Beide Projekte wurden mit je 150.000 € mit Mitteln des Landes Niedersachsen finanziell gefördert. Intensiv ackerbaulich betreut werden die Wildpflanzenflächen von Dipl. Ing. Agrar Johann Högemann aus der Jägerschaft Lingen e.V.

Den Abschlussbericht des Forschungsprojekts finden Sie hier

Die Ergebnisse untermauern das hohe Potenzial der Wildplfanzenmischungen für den Grundwasser- und Bodenschutz. Im Rahmen des Projektes Bunte Biomasse, das deutschlandweit den Anbau von Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion voranbringt, wurde mit der Gemeinde Rimpar in Bayern bereits eine Kooperation gestartet, um die Wasserqualität zweier Brunnen zu verbessern. Dieses Beispiel könnte nun deutschlandweit, nicht nur in Regionen mit hoher Viehdichte oder in Wasserschutzgebieten, Nachahmer finden.