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Pionier im Kreis Coesfeld

(Allgemeine Zeitung vom 10.08.2016) Die Blütenfülle ist so üppig, als wenn der in diesem Jahr etwas durchwachsene Sommer noch mal alles geben will. Franz Josef Schulze Thier lässt den Blick über seinen Acker schweifen, auf dem keine Feldfrüchte reifen, sondern Wildblumen – blaue Wegwarte, rote Lichtnelke, gelber Alant und viele andere. Der „Hingucker“ für Naturfreunde aus der Nachbarschaft war die bunte Pracht in den letzten Wochen. Doch die Wildblumen sind nicht nur eine Augenweide oder Lebensraum für Insekten und Agrarvögel, sondern sollen als Alternative zu Mais in einer Biogas-Anlage verwertet werden. „Auch wilde Pflanzen geben Gas“, berichtet der Landwirt.

Angefangen hat für Schulze Thier alles mit dem Netzwerk Lebensraum Feldflur, dem mittlerweile zahlreiche Landesjagdverbände und Jagd-Organisationen, Energieversorger von E.ON bis Naturstrom sowie Kommunen und Saatguthersteller angehören. „Mir war sofort klar: Da mache ich mit!“ erinnert sich der passionierte Waidmann. Denn mit dem Einsatz von Wild- als Energiepflanzen auf dem Acker können aus seiner Sicht gleich zwei Ziele erreicht werden: Heimische Wildtiere finden auf den Flächen Nahrung und Deckung. Gleichzeitig fallen sie – wie bei den bislang geförderten Blühstreifen und Lerchenfenstern – nicht ganz aus der landwirtschaftlichen Nutzung heraus, sondern können anstelle von Mais „Gas geben“. Wie wirtschaftlich das ist, wird nun seit 2015 bei dem Regionale-Projekt „GrünSchatz“ auch wissenschaftlich erforscht. Als einziger Landwirt im Kreis Coesfeld macht Schulze Thier mit.

Den vollständigen Artikel in der AllgemeinenZeitung finden Sie hier.

 

Praxishandbuch ÖVF, ökologische Vorrangfläche

Praxishandbuch zur naturschutzfachlichen Ausgestaltung von ÖVF

Das durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) geförderte Projekt zur „Naturschutzfachlichen Ausgestaltung von ökologischen Vorrangflächen“ hat ein Praxishandbuch mit gleichnamigen Titel veröffentlicht. Das Handbuch richtet sich an Landwirtinnen und Landwirte sowie an Mitarbeiter der Landwirtschafts- und Umweltverwaltung, der Landwirtschaftskammern und der Beratungsorganisationen, die mit der Umsetzung und der Beratung zu ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) befasst sind.

Die Publikation mit Empfehlungen zu den ÖFV-Typen können Sie hier herunterladen.

Das F+E-Vorhaben „Naturschutzfachliche Ausgestaltung von ökologischen Vorrangflächen – Praxishandbuch und wissenschaftliche Begleitung“ widmet sich den ersten Erfahrungen mit der obligatorischen Ausweisung von ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) ab 2015 und deren naturschutzfachlichem Nutzen. Dabei werden auch Aspekte der Verwaltung und das Zusammenspiel mit anderen Instrumenten im Agrarumweltbereich einbezogen. Neben Feldaufnahmen zur Untersuchung der Flora und Fauna auf ausgewählten Schlägen und Betrieben, werden Landwirte, Berater und Verwaltungsvertreter befragt. Analysen von InVeKoS-Daten sollen Aufschluss geben über die tatsächliche Auswahl von ÖVF sowie zur Additionalität dieser Flächen. Die Projektergebnisse und daraus folgende Empfehlungen werden auf einer Konferenz auf Vilm vorgestellt und diskutiert sowie als BfN-Skript veröffentlicht. Eine englische Zusammenfassung soll die Ergebnisse auch auf EU-Ebene zugänglich machen. Das Vorhaben soll dazu beitragen, im Rahmen der anstehenden Evaluierung der ÖVF im Jahr 2017 sowohl die EU-Kommission als auch den Bund hinsichtlich der weiteren Ausgestaltung von ÖVF beraten zu können.

Das Projekt wird gemeinsam von dem Thünen Institut für Ländliche Räume, dem Institut für Ländliche Strukturforschung  (ifls) und dem Institut für Agrarökologie und Biodiversität (ifab) bearbeitet.

 

ökologische Intensivierung

Ökologischen Intensivierung als Chance für Landwirtschaft und Artenschutz

Nach Ansicht britischer Forscher ist die sogenannte „Ökologische Intensivierung“ ein Ansatz, um industrielle Landwirtschaft und Artenschutz zukünftig zu verknüpfen. Bei der ökologischen Intensivierung werden vor allem an den Rändern landwirtschaftlicher Flächen Wildpflanzen gesät, die Hummeln und andere Insekten anlocken. Diese wiederum befruchten die Nutzpflanzen und vertilgen Getreideschädlinge. Eine britische Studie hat nun gezeigt, dass die Ernte auf den gezielt belebten Weizen- und Rapsfeldern tatsächlich größer sein kann und Ertragsverluste durch Naturschutzleistungen durch ökologische Intensivierung kompensiert werden könnten.

Einen ausführlichen Beitrag im Deutschlandfunk finden Sie hier.

Eine vergleichbare Studie zur Wirksamkeit ökologischer Maßnahmen bei der Ertragssteigerung finden Sie hier.

 

Joachim Wadsack Wildpflanzen

Wildpflanzen zur Biomasseproduktion in Nordhessen

(Quelle: HNA vom 30.07.2015) Die Wildpflanzen, die ein Landwirt im Auftrag von Joachim Wadsack im vergangenen Herbst am Falkenberg bei Zierenberg ausgesät hat, haben sich prächtig entwickelt. Verschiedene Arten machen das Feld vielfältig in Farbe und Struktur. Ginge es nach Wadsack, würden im Wolfhager Land viel mehr Wildpflanzen angebaut werden – nicht zuletzt, damit auch Biogasanlagen mit ihnen gefüttert werden können.

Wadsack, einer der Initiatoren des deutschlandweit agierenden Netzwerks Lebensraum Feldflur, sieht viele Vorteile: So bestünden die Pflanzenmischungen aus verschiedenen Arten wie Steinklee, Luzerne, Königskerze, Rainfarn, Wilde Möhre, Malve und Lichtnelke. Der Artenreichtum locke Insekten, insbesondere Bienen an, die reichlich Nahrung fänden. Gerade mehrjährige Pflanzen böten Wildtieren in Sommer und Winter Deckung. Zudem würden die Mischungen erst ab Ende Juli gemäht, wodurch sich der Verlust bei Bodenbrütern und Jungtieren verringere. Neben der guten ökologischen Bilanz hielten die Wildpflanzen auch einigen ökonomischen Kriterien stand, sagt Wadsack. Als Dauerkultur erforderten sie keine jährliche Bodenbearbeitung, auf Pflanzenschutzmittel und Düngung könne verzichtet werden und gegenüber dem Mais sei die Bodenerosion geringer.

Dennoch setzt eine Vielzahl von Energiewirten auf die Monokultur Mais. Und das hat vor allem finanzielle Gründe. Denn pro Hektar werfen Wildpflanzen 300 Euro weniger ab. „Auf mittleren Böden ist die Ausbeute gegenüber dem Mais um 20 Prozent geringer“, sagt der Zierenberger, der unterhalb des Cafés Friedrichstein und am Fuße des Falkenbergs insgesamt einen Hektar mit Wildpflanzen bestellt hat – in der gesamten Bundesrepublik wachsen aktuell auf einer Fläche von 1500 Hektar Blumen, aus denen in Biogasanlagen Methan erzeugt wird. Dennoch arbeiten er und das Netzwerk Lebensraum Feldflur weiter an der Etablierung der Wildpflanzen. Sie wollen die Mischungen verbessern, damit sie gegenüber dem Mais weniger finanzielle Einbußen haben. Ferner fordert das Netzwerk Lebensraum Feldflur von EU, Bund und Ländern, das Engagement von Landwirten, die auf Wildpflanzen setzen, zu honorieren.

 

Den vollständigen Artikel aus der HNA finden Sie hier.