Hier wachsen Wildpflanzen für die Biomasseporduktion

Hier wachsen Wildpflanzen für die Biogasproduktion – neue Übersichtskarte

Mehrjährige und ertragreiche Wildpflanzenmischungen sind ein innovatives Anbaumodell, dass die Biogasproduktion enger mit dem Natur- und Artenschutz verknüpfen kann. Die artenreichen Mischungen aus Wild- und Kulturpflanzen produzieren nicht nur ordenltich Biomasse, sondern bringen mehr Vielfalt in die Fläche und schützen durch Ihre mehrjährige Standzeit auch Boden und Grundwasser. Daneben erfreuen die lang blühenden Saatmischungen auch das menschliche Auge und werten das Landschaftsbild auf.

Auf der Homepage des Netzwerks Lebensraum Feldlfur ist nun eine aktuelle Übersichtskarte mit bekannten Wildpflanzenflächen veröffentlicht worden, die in Deutschland für die Biomasseproduktion angebaut werden (einfach hier klicken und etwas herunter scrollen). In den verschiedenen Farben sind die unterschiedlichen Projekte markiert, die zur Zeit den Anbau mehrjähriger, artenreicher Wildpflanzenmischungen voranbringen. Insgesamt kommen so rund 500 Hektar zusammen, auf denen eine ökologisch wertvolle Biomasseproduktion stattfindet. Das deutschlandwiet größte Projekt ist dabei „Bunte Biomasse„. Zu diesen Flächen kommen natürlich noch viele weitere Standorte, die von engagierten Landwirtinnnen und Landwirten projektunabhängig angelegt wurden. Nach Schätzungen des Netzwerks Lebensraum Feldflur werden in Deutschland aktuell auf über 2.000 Hektar mehrjährige Wildpflanzenmischungen angebaut. Um auf größerer Fläche Fuß zu fassen, müsste die Politik dieses förderwürdige Anbausystem in die Agrarpolitik integrieren, beispielsweise als Agrarumwelt und Klimamaßnahme oder künftige Öko-Regelung (Eco Schemes). Vorschläge des Netzwerks dazu finden Sie hier.

Wenn Sie eine Fläche besuchen möchten oder Fragen haben, nehmen Sie gerne Kontakt auf – unter C.Kemnade@DeutscheWildtierStiftung.de oder direkt über die Verlinkung innerhalb der Karte zu den verantwortlichen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern. Falls Sie Kontakt zu weiteren „Wildpflanzen-Projekten“ haben oder Ihre eigenen Flächen auf der Karte zeigen möchten, nehmen Sie ebenfalls gerne Kontakt auf.

Bunte Biomasse vor Ort erleben

Projekt zur Erhöhung des Ertragspotenzials von Wildpflanzen gestartet

In diesem Jahr ist ein neues Projekt rund um das Thema Energie aus Wildpflanzen gestartet. Das Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung von mehrjährigen Wildpflanzenmischungen, die einen höheren Ertrag liefern und gleichzeitig die Biodiversität in der Agrarlandschaft fördern und eine Verlagerung von Nährstoffen in das Grundwasser minimieren. Besonders vielversprechend ist der Einsatz einer im Vorläuferprojekt WaGBio gezüchteten, sehr produktiven Rainfarn-Linie zur Entwicklung neuer, mehrjähriger Mischungen zur Biomasseproduktion. Der Rainfarn ist einer der Hauptertragsbildner in den artenreichen Mischungen aus heimischen Wild- und Kulturpflanzen. Das Projekt läuft bis 2023 und wird von der Saaten Zeller GmbH durchgeführt und von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) gefördert.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier

 

Niedersächsischer Weg durch Landtag beschlossen

Niedersächsischer Weg beschlossen! Mehrjährige Wildpflanzen Teil der Lösung?

Niedersächsischer Weg eint Parteien und Verbände

Der Niedersächsische Landtag hat am 3.11. mit breiter Mehrheit den Änderungen im Naturschutz-, Wasser und Waldrecht zugestimmt, die für die Umsetzung des Niedersächsischen Wegs nötig sind. Durch den mehrheitlich von der rot-schwarzen Landesregierung ausgearbeiteten Kompromiss zwischen Umweltschutz und Landwirtschaft werden damit der Natur- und Artenschutz im Land deutlich gestärkt und gleichzeitig Landwirte entschädigt. NABU, BUND und UWG erklärten das von den Grünen unterstützte Volksbegehren zur Artenvielfalt anschließend für beendet.

„Aus Gegnern sind Partner geworden, Umweltschützer und Landwirte haben sich verständigt“, sagte Umweltminister Olaf Lies nach der Abstimmung. „Alle Partner haben zwar Zugeständnisse gemacht – aber es hat sich gelohnt!“

Agrarministerin Barbara Otte-Kinast sagte zuvor im Landtag: „Der Niedersächsische Weg bringt den Naturschutz mit den Einkommensinteressen unserer Landwirte unter einen Hut. So werden die Anforderungen der Gesellschaft nach mehr Naturschutz erfüllt, aber so sichern wir auch die Zukunftsfähigkeit unserer Landwirtschaftlichen Betriebe.“

Die verabschiedeten Gesetzesänderungen sollen bereits am 1. Januar 2021 in Kraft treten. Laut offiziellen Quellen sollen für die Maßnahmen rund um den Niedersächsischen Weg rund 120 Mio € zur Verfügung gestellt werden.

Den gesamten Artikel aus der topagrar ONLINE finden Sie hier. 

Förderung von mehrjährigen Wildpflanzenmischungen zur Biomassenutzung?

Neben den Änderungen in den Fachgesetzen gibt es aber noch weitere Aspekte, die laut dem Vertrag zum Niedersächsischen Weg in den nächsten Monaten angegangen werden sollen. Die Förderung mehrjähriger Wildpflanzenbestände zur Biomasseproduktion ist dabei an mehreren der 15 Programmpunkte des Niedersächsischen Wegs (s. hier)  denkbar:

Punkt 12 etwa hat die Förderung der klimaschonenden Bewirtschaftung zum Ziel. Dabei „geht es um die bodenerhaltende Bewirtschaftung von Moorstandorten, die Förderung von Weidehaltung sowie den Humusaufbau und das Bodenleben fördernde Bewirtschaftungsmethoden.Im dazugehörigen Eckpunkteplan werden mehrjährige Wildpflanzenkulturen explizit erwähnt (Seite 6): „Der Anbau mehrjähriger Wildpflanzen als alternatives Inputsubstrat für Biogasanlagen leistet einen Beitrag zur bodenschonenden Bewirtschaftung und zur Biodiversität.“ Bei den Verhandlungen zur EU-Förderperiode will Niedersachsen laut dem Eckpunkteplan unter anderem einen Schwerpunkt auf den „Ausbau der Forschung zu klimaschonenden Bewirtschaftungsmaßnahmen und Einführung in die landwirtschaftliche Praxis, im Besonderen bezogen auf Agroforstsysteme und mehrjährige Wildpflanzen“ legen.

Des weiteren soll bis Ende 2020 das „Aktionsprogramm Insektenvielfalt Niedersachsen“ erstellt und veröffentlicht werden. Auch hier könnten die Wildpflanzen als ökologisches Multitalent punkten. Denn Sie schützen nicht nur Klima, Boden und Wasser, sondern erwiesenermaßen auch die Insektenvielfalt. Und auch im Rahmen der Strategie zur Reduktion der Nutzung chemischer Pflanzenschutzmittel (PSM) könnten die Wildpflanzen ein wichtiger Baustein sein, da bei der Bestandsführung auf chemische PSM in der Regel komplett verzichtet werden kann. Bis Mitte 2021 wird das Land Niedersachsen einen PSM-Reduktionsprogramm mit konkreten und verbindlichen Reduktionszielen erstellen.

Einen Überblick zum Niedersächsischen Weg und weiterführende Dokumente, wie die erwähnten Eckpunktepläne, finden Sie hier.

Bunte Biomasse erhält UN Dekade Auszeichnung durch Beate Jessel

Projekt „Bunte Biomasse“ erhält Auszeichnung der UN-Dekade Biologische Vielfalt

Anlässlich des Europäischen Tags der Bioenergie am 13. November wird das Projekt „Bunte Biomasse“ als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. „Das Projekt ,Bunte Biomasse‘ verfolgt einen vorbildlichen Ansatz: Denn es fördert die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft, indem es Monokulturen wie Mais durch artenreiche, mehrjährige Wildpflanzenmischungen ersetzt“, sagt Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), die die Auszeichnung auf digitalem Weg überreicht. „Das Projekt zeigt auch, dass Kooperationen zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Jagd im direkten Wortsinn äußerst fruchtbar sein können“, so Jessel weiter.

Seit Frühjahr 2019 setzen die Veolia Stiftung, der Deutsche Jagdverband und die Deutsche Wildtier Stiftung das Kooperationsprojekt „Bunte Biomasse“ um. Dazu werden Landwirte und Landwirtinnen und Biogasanlagenbetreibende gesucht, die bereit sind, einen Teil ihrer Maisanbaufläche durch mehrjährige Wildpflanzenkulturen zu ersetzen. Die Landwirte und Landwirtinnen erhalten über das Projekt und mit Hilfe weiterer Finanzierender einen Ausgleich für Deckungsbeitragsverluste und werden kostenlos beim Anbau der Bestände und der Ernte des Aufwuchses beraten. „Wer mitmacht, bekommt von uns ein Stück Biologische Vielfalt zum Nulltarif“, sagt Sylke Freudenthal, Vorstand der Veolia Stiftung.

Bereits mehr als 400 Hektar mehrjährige, ertragreiche Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion haben die Projektpartnerinnen und -partner unter Vertrag genommen. Die Bestände aus über 20 heimischen Wild- und Kulturpflanzenarten können bis zu fünf Jahre lang geerntet werden und bieten im Sommer wie Winter Insekten, Feldvögeln und Niederwild Lebensraum. Um das Pilotprojekt jedoch in den landwirtschaftlichen Mainstream zu überführen, ist die Politik gefragt: Da die Wildpflanzenbestände weniger Ertrag im Vergleich zu herkömmlichen Kulturen wie Mais liefern, braucht es eine Förderung – etwa über die geplanten Öko-Regelungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. „Die Auszeichnung als UN-Dekade-Projekt hilft uns, das Thema weiter in den Fokus der Öffentlichkeit und damit auch der Politik zu rücken“, freut sich Sylke Freudenthal.

Weitere Informationen auf www.BunteBiomasse.de 

WBGU fordert Anpassung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU

WBGU: Gemeinsame Agrarpolitik der EU muss sich ändern, um Artenvielfalt zu retten

Gemeinsame Agrarpolitik der EU – aktueller Stand und Forderung des WBGU

Am Dienstag, dem 03.11.2020, überreichte der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) sein neues Gutachten „Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration“ an die Bundesministerinnen Svenja Schulze (Umwelt) und Anja Karliczek (Bildung und Forschung). Die Botschaft des rund 350 Seiten umfassenden Berichtes ist deutlich: Nur wenn sich unser Umgang mit Land grundlegend ändert, kann der dramatische, weltweite Verlust der biologischen Vielfalt abgewendet und der Klimaschutz gesichert werden.

Dabei spielt die Landwirtschaft eine entscheidende Rolle. In Deutschland wird auf rund der Hälfte der Landesfläche Landwirtschaft betrieben. Noch vor einigen Jahrzehnten war die Agrarlandschaft ein artenreicher Lebensraum, doch heute sind zahlreiche der typischen Arten der Feldflur, wie etwa Feldhamster, Rebhuhn und Co., vielerorts verschwunden. Die Gründe dafür sind zahlreich. Klar ist aber, dass die Veränderungen in der Agrarlandschaft ursächlich sind. Und an diesen Veränderungen ist die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union maßgeblich beteiligt. Aktuell wird über die GAP Förderperiode 2021-2027 verhandelt.  Vor rund zwei Wochen einigte sich der Agrarministerrat auf einen Kompromiss, Agrarministerin Klöckner sprach von einem „Systemwechsel“. Kritiker sehen einen solchen Durchbruch nicht, bedauern „Stillstand“. Im nächsten Schritt verhandeln nun der Agrarministerrat, das EU-Parlament und die EU-Kommission über die Zukunft der GAP. Dieser Prozess, der sogenannte „Trilog“, wird sich wahrscheinlich bis ins Frühjahr 2021 hinziehen.

Die klare Botschaft des WBGU: es bedarf einer umfassenden Ökologisierung der Agrarpolitik, um auch langfristig die Ernährungssicherheit, den Erhalt der Biodiversität und den Klimaschutz gewährleisten zu können. Damit steht der wissenschaftliche Beirat nicht allein, denn auch zahlreiche andere Expertinnen und Experten fordern eine Kehrtwende. Die Nationalen Empfehlungen der Leopoldina Akademie verorten den wichtigsten Ansatzpunkt bei den milliardenschweren Subventionszahlungen im Rahmen der GAP. Diese sollten zukünftig stärker an tatsächlich erbrachte und messbare Ökosystemleistungen, wie den Erhalt der Artenvielfalt, geknüpft werden.

Förderung für Biogas aus Wildpflanzen?

Fest steht, dass sich Einiges an der Architektur der GAP ändern wird. So werden in der kommenden Förderperiode sogenannte Eco Schemes (Öko-Regelungen) in der 1. Säule der GAP verankert werden. Mindestens 20 % der Direktzahlungen sollen dafür reserviert werden. Die Eco-Schemes sollen zu 100 % aus EU-Mitteln finanziert werden. Bei ihrer Ausgestaltung aber soll den Mitgliedsstaaten quasi freie Hand gelassen werden. Als neues Instrument sollen sie Landwirte dabei unterstützen, neue Praktiken zu entwickeln und ökologisch nachhaltiger zu wirtschaften. Falls, wie in dem aktualisierten Bericht „Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2020 – Grüne Architektur“ vorgeschlagen, eine „grundsätzliche Möglichkeit, die Maßnahmen als Öko-Regelung auch mehrere Jahre auf derselben Fläche durchzuführen, um u. a. ihre Wirksamkeit zu steigern“ nachgekommen wird, wäre damit eine indirekte Förderung mehrjähriger Maßnahmen durchaus denkbar. Dann stünde prinzipiell auch der Förderung des Anbaus mehrjähriger Wildpflanzen zur Biomasseproduktion über die Öko-Regelungen nichts entgegen.

Eine andere Möglichkeit, das ökologisch wertvolle und innovative Anbausystem „Bunter Biomasse“ in die breite landwirtschaftliche Praxis zu heben, wäre eine Einbettung in die „erweiterte Konditionalität“. Diese erweiterte oder neue Konditionalität wird neben den bisherigen Cross-compliance Regelungen auch das Greening + enthalten. Um den Forderungen des WBGU und zahlreicher anderer Expertinnen und Experten gerecht zu werden und die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft zu stärken, wäre die Förderung ertragreicher, mehrjähriger Wildpflanzenmischungen ein effektives Werkzeug. Und nicht nur Insekten und Wildtiere würden davon profitieren, denn die über bis zu fünf Jahre stehenden Wildpflanzenbestände schützen auch Boden und Grundwasser und damit die Lebensgrundlage aller Lebewesen, auch der Menschen.

Das gesamte Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen gibt es hier.

Hier geht es zur Kurzfassung des Gutachtens.

Hier geht es zur offiziellen Presseerklärung. 

aktuelle und künftige Architektur der GAP der EU

Energie aus Wildpflanzen in Stade

Energie aus Wildpflanzen in Stade- Chance für die Artenvielfalt

Seit letztem Jahr blühen auch im Kreis Stade mehrjährige Mischungen aus heimischen Wild- und Kulturpflanzen. Doch es handelt sich dabei nicht um klassische Blühflächen, denn die Bestände können einmal jährlich beerntet werden und der Aufwuchs in der Biogasanlage verwertet werden. So liefern die Flächen eine nachwachsende Energiequelle. Aber damit nicht genug: Denn gleichzeitig bieten die artenreichen Mischungen gegenüber herkömmlichen Energiepflanzen zahlreiche ökologische Vorteile: Rückzugs- und Lebensraum für Wildtiere und Nahrungsangebot für blütenbesuchende Insekten wie Wildbienen und andere Insekten. Und auch der Boden und das Grundwasser werden durch die Bodenruhe und die über mehrere Jahre bestehende Vegetationsdecke geschützt.
2019 konnten im Kreis Stade rund 16 Hektar Wildpflanzen für die Biomasseproduktion angesät werden. Der einzige Haken: Die ökologisch wertigen Saatmischungen aus Wild- und Kulturpflanzen liefern rund 30 % weniger Methanertrag als herkömmliche Energiekulturen, wie etwa Mais. Die teilnehmenden Landwirte erhalten daher über das deutschlandweite Projekt Bunte Biomasse eine Ausgleichzahlung und werden von Johann Högemann, einem Experten auf dem Gebiet der Biomasseproduktion aus Wildpflanzen, zu allen praktischen Fragen rund um Ansaat, Pflege und Ernte beraten.

Weitere Informationen rund um den Anbau der Wildpflanzen in Stade erhalten Sie in diesem Artikel im Magazin „Umwelt im Kreis“.

Bunte Biomasse (Foto: C.Kemnade)

Hier blüht Bunte Biomasse – neue Übersichtskarte

Um zu sehen, wo die Praxisflächen des Projektes Bunte Biomasse seit dem Start des Vorhabens im letzten Jahr angesät wurden, können Interessierte nun auf einer Karte die Standorte einsehen. Auf der Projektwebseite (einfach hier zum Weiterleiten klicken) sind die Bunte Biomasse Flächen markiert.

Das Projekt Bunte Biomasse, ein Verbundvorhaben der Veolia Stiftung, des Deutschen Jagdverbands und der Deutschen Wildtier Stiftung, startete im April 2019 – in der kurzen Projektlaufzeit konnten bereits mehr als 370 Hektar Wildpflanzen in acht Bundesländern für die Biomasseproduktion angesät werden. Die Schwerpunkte liegen aktuell in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, aber in diesem Jahr konnten etwa auch in Sachsen und Brandenburg neue Bunte Biomasse Flächen etabliert werden.

Durch das innovative Anbaumodell soll die Biogasproduktion enger mit dem Natur- und Artenschutz verknüpft werden. Die artenreichen Mischungen aus Wild- und Kulturpflanzen bringen mehr Vielfalt in die Fläche und schützen durch Ihre mehrjährige Standzeit auch Boden und Grundwasser. Daneben erfreuen die lang blühenden Saatmischungen auch das menschliche Auge und werten das Landschaftsbild auf.

Sie möchten eine der Flächen besuchen, um Bunte Biomasse in der Praxis kennen zu lernen oder möchten sich am Projekt beteiligen? Weitere Informationen finden Sie hier.

Bunte Biomasse blüht in Hessen

Bunte Biomasse bringt jetzt auch Hessen zum Blühen

Bunte Biomasse – auf seinem Acker in unmittelbarer Nähe des Nationalparkeingangs Kellerwald Edersee hat Michael Bischoff Wildpflanzen angebaut, die für die Biogasproduktion bestimmt sind.

Nach Auskunft von Werner Kuhn vom Netzwerk Lebensraum Feldflur, gilt Bischoff als Pionier in Hessen: „Weil er sich für die Aussaat heimischer Wildpflanzen und Kulturarten als nachwachsende Energieträger entschieden hat.“

Eher durch Zufall sei er auf den Anbau von Wildpflanzen für die Biomasseproduktion aufmerksam geworden, berichtet Michael Bischoff, der als Geschäftsführer seines Dienstleistungsunternehmens in Malsfeld arbeitet und dort lebt. „Ein Berufsjäger aus Niedersachsen, in dessen Auftrag ich in der Rehkitzrettung aus der Luft im Einsatz war, brachte mich auf die Idee.“ Für das Wildpflanzen-Projekt habe er dann auch andere begeistern können, erzählt der passionierte Jäger. Dazu zählt Kai Döhring aus Altwildungen, der mit einem Kompagnon eine Biogasanlage betreibt. „Diese Art der Biomasse-Erzeugung bietet eine Menge Vorteile für den Menschen und die Natur. Ich denke da in erster Linie an den Arten- und Landschaftsschutz. Denn nicht nur Insekten und Vögel profitieren von den Wildpflanzen, sondern auch eine Reihe anderer Tierarten wie der Feldhase oder das Reh.“ Weitere Vorteile seien der Erosions- und Grundwasserschutz, weil auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet werden könne, ergänzt Michael Bischoff. Biomasse sei ein wichtiger Baustein der Energiegewinnung, erklärte Werner Kuhn vom Netzwerk Lebensraum Feldflur beim Ortstermin in Mehlen. Wenngleich der Anbau von Energiemais wegen seines hohen Biogasertrags derzeit immer noch die erste Wahl sei. Kuhn erinnerte an die Zeit nach dem beschlossenen Atomausstieg und die damals hochgelobten Anfänge der Biomasseproduktion. „Heute müssen wir uns mit dem Vorwurf vermaister Landschaften auseinandersetzen. Darum wollen wir gemeinsam Wege aufzeigen, wie die Energieerzeugung aus Biomasse enger mit dem Arten- und Naturschutz verknüpft werden kann.“ Ziel des Netzwerks Lebensraum Feldflur, das sich aus Akteuren der Jagd, Naturschutz, Bienenhaltung und Energiewirtschaft zusammensetzt, sei es eine ökologisch und ökonomisch tragfähige Ergänzung zu konventionellen Energiepflanzen in der Landwirtschaft zu etablieren. Michael Bischoff habe mit der Saat artenreicher Mischungen aus Wild- und Kulturpflanzen einen wichtigen Beitrag für das Pilotprojekt Bunte Biomasse geleistet. Das Anbausystem solle deutschlandweit auf möglichst vielen Flächen angewendet werden und sich in der landwirtschaftlichen Praxis dauerhaft etablieren, erklärte Werner Kuhn. Dazu sei aber nicht zuletzt die Politik gefragt, um fernab von Initiativen wie Bunte Biomasse langfristige Förderinstrumente im Rahmen der Agrarpolitik bereitzustellen.

Den gesamten Artikel finden Sie hier 

unte Biomasse: Lokale Unterstützung für mehr Artenvielfalt in Lingen

Bunte Biomasse: Lokale Unterstützung für mehr Artenvielfalt in Lingen

Lingen blüht auf – mithilfe lokaler Unterstützer können im Süden des Emslands artenreiche Wildpflanzenmischungen angesät werden. Doch die Wildpflanzen sollen nicht nur Blühen und gut aussehen, sie werden auch geerntet. Denn die Mischungen aus über 20 heimischen Arten liefern ordentlich Biomasse, die zur Biogasgewinnung genutzt werden kann. Das innovative Anbausystem kann über mehrere Jahre beerntet werden und hat zahlreiche ökologische Vorteile für Insekten, Vögel und viele weitere Bewohner unserer Agrarlandschaft. Und daneben schont es Böden und auch Grundwasser.

Durch das Pilotprojekt Bunte Biomasse soll das Anbausystem deutschlandweit auf möglichst vielen Flächen angebaut werden und sich so in der landwirtschaftlichen Praxis etablieren. Da die Wildpflanzen bei all ihren ökologischen Vorzügen weniger Biomasse als herkömmliche Energiepflanzen liefern, erhalten die teilnehmenden Landwirte einen finanziellen Ausgleich. Doch die Projektmittel sind begrenzt und die Nachfrage aus Landwirtschaft und Naturschutz enorm.

In Lingen haben sich daher lokale Akteure zusammengetan und mit mehreren Spenden dazu beigetragen, dass 10 Hektar (1 Hektar= 10.000 Quadratmeter!) über die nächsten Jahre erblühen können. Die Spenden kommen vom Verband Wohneigentum – Kreisgruppe Lingen, Ulrich Schumacher und dem Gartenfachmarkt Klukkert. Nicht zu vergessen ist auch das Engagement von Johann Högemann, der die Landwirte als Experte zu allen praktischen Fragen rund um das Thema Energie aus Wildpflanzen berät.

Eine tolle Initiative, die hoffentlich zahlreiche Nachahmer findet!

Über das lokale Engagement wurde auch in der Presse berichtet

Biogas kann Artenschutz

Zukunft der Biogasbranche – Förderung mehrjähriger Wildpflanzen über die EEG-Umlage

Ist Biogas ein Problem, oder ein Teil der Lösung? Und wie sieht die Zukunft der Branche aus? Diese und andere Fragen diskutierten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis im Rahmen eines Parlamentarischen Experten-Webinars, ausgerichtet von den FL(EX)PERTEN, einem Netzwerk zur Flexibilisierung des Biogasmarkts.

Fest steht: Unser „Energiehunger“ wird in absehbarer Zukunft nicht abnehmen und durch den Kohle- und Atomausstieg bedarf es erneuerbarer Energiequellen. Für eine dezentrale und im Gegensatz zu Wind- und Solarkraft wetterunabhängigen Energiebereitstellung hat die Biogasnutzung eine tragende Rolle. Aktuell werden rund 12 % der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen über Biogas geleistet. Wie sich die Biogasnutzung in Zukunft entwickelt, hängt maßgeblich davon ab, welchen Rahmen die Politik vorgibt, noch in diesem Herbst soll die große EEG-Novelle kommen.

Durch die Nutzung alternativer, ökologisch wertiger Energiepflanzen wie etwa mehrjährigen heimischen Wildpflanzenmischungen kann die Energieerzeugung mit dem Arten- und Naturschutz versöhnt werden. Jedoch bedarf es Förderinstrumenten, um solch ökologisch wertige Substrate, die weniger Ertrag als Mais oder andere herkömmliche Biomassekulturen liefern, in größerem Rahmen auf den Acker zu bringen. Pilotprojekte, wie etwa Bunte Biomasse, können hier nur Brücken bauen. Langfristig wäre etwa eine Förderung über die EEG Umlage eine Möglichkeit.

Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung hat im Rahmen des Fl(ex)pertenforums die Wildpflanzenmischungen als Substrat zur Biogaserzeugung in einem kurzen Video vorgestellt (einfach auf diesen Link klicken).