Endlich: Politischer Rückenwind für „Energie aus Wildpflanzen“

Endlich: Politischer Rückenwind für „Energie aus Wildpflanzen“

In Deutschland wird auf rund einer Million Hektar Mais allein für die Verwertung in der Biogasanlage angebaut. Das Netzwerk Lebensraum Feldflur tritt seit vielen Jahren dafür ein, durch mehrjährige Wildpflanzenkulturen die Biomasseerzeugung enger mit den Zielen des Natur- und Artenschutzes zu verknüpfen. Doch um auf großer Fläche in der landwirtschaftlichen Praxis anzukommen, braucht es eine politische Förderung. Das fordert nun auch der CDU Bundesfachausschuss Umwelt und Landwirtschaft in seinem „Agrarprogramm 2021“: die Förderung „ökologisch wertvoller Pflanzen zur Biomasseproduktion“ etwa als Eco Scheme oder als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme (AUKM) soll ermöglicht werden. Und Niedersachsen hat nun als erstes Bundesland beschlossen, dass die mehrjährigen Wildpflanzenkulturen für die Biomassenutzung bereits ab diesem Jahr gefördert werden sollen.

Zahlreiche Pilotprojekte widmen sich in Deutschland dem Anbau mehrjähriger, artenreicher Mischungen, deren Aufwuchs in der Biogasanlage verwertet wird. Denn die Wildpflanzenkulturen haben gegenüber herkömmlichen Biomassemonokulturen wie Mais zahlreiche ökologische Vorteile und können dabei helfen, dem Artenschwund in der Agrarlandschaft entgegen zu wirken. Aber Sie bieten nicht nur ganzjährig Lebensraum für Wildtiere und Insekten, sondern schützen den Boden auch vor Erosion, unterstützen den Humusaufbau und können große Mengen Stickstoff binden, was sie wiederum für den Gewässerschutz interessant macht. Gleichzeitig kommen die ökologisch wertvollen Kulturen aus bis zu 25 verschiedenen Wild- und Kulturpflanzen aber nicht an die Methanerträge von Mais heran. Daher werden die Landwirte in Pilotprojekten wie „Bunte Biomasse“ (www.BunteBiomasse.de) nicht nur beim Anbau beraten, sondern erhalten auch eine Ausgleichszahlung für das Erbringen von Gemeinwohlleistungen wie dem Erhalt der Artenvielfalt oder dem Boden- und Grundwasserschutz.

Mit den Vorschlägen im CDU-Agrarprogramm und der niedersächsischen Initiative zur Förderung des Anbausystems „Energie aus Wildpflanzen“ bewegt sich die Politik endlich in die richtige Richtung. Das Netzwerk Lebensraum Feldflur hatte erst vor wenigen Wochen einen konkreten Vorschlag zur Förderung der Wildpflanzen zum Beispiel als AUKM veröffentlicht. Nach Niedersachsen sollen nun nach Wunsch der Netzwerkpartner zahlreiche weitere Länder diesem Vorbild folgen.

Onlinetagung Mehrjährige Wildpflanzenkulturen Netzwerk Lebensraum Feldflur

Onlinetagung zu Wildpflanzenkulturen für die Biomasseproduktion – ein voller Erfolg

Am Mittwoch, dem 19.5.2021, veranstaltete das Netzwerk Lebensraum Feldflur eine Onlinetagung zum Thema „Mehrjährige Wildpflanzenkulturen für die Biomasseproduktion – Chancen und Herausforderungen“. Die artenreichen Wildpflanzenkulturen besitzen gegenüber herkömmlichen Biomassekulturen wie etwa Mais zahlreiche ökologische Vorteile (hier finden Sie eine Übersicht bisher erfolgter Begleituntersuchungen). Sie bieten Lebensraum und Nahrung für Insekten, Vögel und andere Wildtiere, schützen Boden und Grundwasser und erhöhen den Erholungswert einer Region. Gleichzeitig stehen sie wirtschaftlich in direkter Konkurrenz zu über jahrzehntelang optimierten Biomassekulturen wie Mais.

Dr. Moritz von Cossel, der seit vielen Jahren aus Leidenschaft zu den mehrjährigen Wildpflanzenkulturen forscht, berichtete aus seinem Erfahrungsschatz aus zehn Jahren Forschung mit Biogas-Wildpflanzenmischungen an der Universität Hohenheim. Christian Kemnade, der für die Deutsche Wildtier Stiftung das Gemeinschaftsvorhaben „Bunte Biomasse“ koordiniert, teilte in seinem Vortrag praktische Einblicke in das Pilotprojekt. Im Anschluss an die beiden Vorträge gab es zahlreiche Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum. Mit rund 180 Teilnehmenden und einer regen Beteiligung war die Veranstaltung für die Organisatoren ein voller Erfolg.

Die beiden Vorträge der Tagung stehen hier zum Download zur Verfügung:

Präsentation von Dr. Moritz von Cossel: 10 Jahre Forschung mit Biogas Wildpflanzenmischungen

Präsentation von Christian Kemnade: Bunte Biomasse – Praktische Einblicke in das Pilotprojekt

Da die Wildpflanzenkulturen nicht an die Methanerträge herkömmlicher Biomassekulturen herankommen, benötigt das ökologisch hochwertige Anbausystem eine finanzielle Förderung, um in der landwirtschaftlichen Praxis ankommen zu können. Das Netzwerk Lebensraum Feldflur, das von der Deutschen Wildtier Stiftung und seinen Partnern koordiniert wird, hat einen Formulierungsvorschlag zur Aufnahme von mehrjährigen Wildpflanzenkulturen für die Biomasseproduktion, zum Beispiel in die Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme (AUKM), vorgelegt. Dieser Vorschlag wurde auch im Rahmen der gestrigen Veranstaltung vorgestellt. Durch seine Umsetzung könnten landwirtschaftliche Produktion und die Ziele des Arten- und Klimaschutzes auf ein und derselben Fläche effektiv verfolgt werden. Dabei sollen die Wildpflanzenkulturen nicht mit ungenutzten, mehrjährigen Blühflächen in Konkurrenz treten, deren ökologischer Nutzen naturgemäß noch größer ist. Durch den Nutzungsaspekt und die damit deutlich geringere notwendige Förderhöhe können die mehrjährigen Kulturen zur Biomasseproduktion jedoch auf deutlich größerer Fläche als vergleichbare Maßnahmen umgesetzt werden und einen Lebensraum für Wildtiere und Insekten bieten.

Bei Fragen oder Anmerkungen können Sie sich gerne per mail an C.Kemnade@DeWiSt.de wenden.

 

Energie aus Wildpflanzenkulturen

Einladung zur Onlinetagung – „Mehrjährige Wildpflanzenkulturen für die Biomasseproduktion – Chancen und Herausforderungen“

Die Verhandlungen rund um die Zukunft der Agrarpolitik laufen auf Hochtouren. Es benötigt innovative Anbausysteme, um den hohen Ansprüchen einer zukunftsfähigen Landwirtschaft gerecht zu werden. Mehrjährige, artenreiche Wildpflanzenmischungen bieten die Möglichkeit, Biomasse und Biodiversität auf einer Fläche zu „produzieren“. In einer Onlinetagung wird über die Chancen und Herausforderungen diskutiert.

Mehrjährige, artenreiche Wildpflanzenkulturen besitzen gegenüber herkömmlichen Biomassekulturen zahlreiche ökologische Vorteile. Sie bieten Lebensraum und Nahrung für Insekten, Vögel und andere Wildtiere, schützen Boden und Grundwasser und erhöhen den Erholungswert einer Region. Gleichzeitig stehen sie wirtschaftlich in direkter Konkurrenz zu über jahrzehntelang optimierten Biomassekulturen wie Mais. Um das innovative Anbausystem mehrjähriger Wildpflanzenmischungen in der landwirtschaftlichen Praxis zu etablieren, ist daher seine finanzielle Förderung bis auf weiteres unerlässlich. Das Netzwerk Lebensraum Feldflur, das von der Deutschen Wildtier Stiftung und seinen Partnern koordiniert wird, hat einen Formulierungsvorschlag zur Aufnahme von mehrjährigen Wildpflanzenkulturen für die Biomasseproduktion, zum Beispiel in die Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme (AUKM), vorgelegt. Durch seine Umsetzung könnten landwirtschaftliche Produktion und die Ziele des Arten- und Klimaschutzes auf ein und derselben Fläche effektiv verfolgt werden

Am 19.5.2021 um 14.00 Uhr lädt das Netzwerk Lebensraum Feldflur zur Onlinetagung zum Thema „Mehrjährige Wildpflanzenkulturen für die Biomasseproduktion – Chancen und Herausforderungen“

Alle Interessierten sind herzlich willkommen!

Bitte melden Sie sich bis zum 16.5.2021 unter https://www.deutschewildtierstiftung.de/registrierung  für die Veranstaltung an. Die Teilnahme ist kostenlos.

Programm:

14.00 Uhr – Einführung – Dr. Andreas Kinser, Deutsche Wildtier Stiftung

14.15 Uhr – „Erfahrungen aus zehn Jahren Forschung mit Biogas-Wildpflanzenmischungen“
Referent: Dr. Moritz von Cossel, Universität Hohenheim

15.00 Uhr – „Bunte Biomasse – praktische Einblicke in das Pilotprojekt“
Referent: Christian Kemnade, Deutsche Wildtier Stiftung

15.40 Uhr – Zusammenfassung

Im Anschluss an die Vorträge wird es Raum für Fragen und Diskussionen geben.

Netzwerk Lebensraum Feldflur schlägt Förderprogramm für Wildpflanzenkulturen vor

Die Verhandlungen zur Ausgestaltung der nächsten Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) laufen sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene auf Hochtouren. Das Netzwerk Lebensraum Feldlfur hat dies zum Anlass genommen, den Entwurf eines Förderprogrammes für mehrjährige Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion zu veröffentlichen. In dem Entwurf, der eine Förderung der artenreichen Bestände im Rahmen der Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme (AUKM) vorsieht, werden konkrete Fördergegenstände und die Höhe ihrer Honorierung vorgeschlagen. Unter anderem schlägt das Netzwerk Lebensraum Feldflur eine Förderhöhe von bis zu 500 € pro Hektar und Jahr als Basisförderung und weitere optionale Maßnahmen wie z.B. einen Ernteverzicht auf 10 % der Antragsfläche vor.

Den detaillierten Vorschlag des Netzwerks Lebensraum Feldflur finden Sie hier als PDF zum Download.

Biogas kann Artenvielfalt – durch Wildpflanzenkulturen

Mehrjährige Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion bieten die große Chance, landwirtschaftliche Produktion mit den Zielen des Umwelt- und Klimaschutzes zu verbinden. Das Anbausystem bietet im Sommer wie im Winter Nahrung und Deckung für Säugetiere, Feldvögel und Wintergäste. Sein vielfältiges Blütenangebot und die lange Blütezeit verbessern die Nahrungssituation für eine Vielzahl von Insekten. Auf chemische Pflanzenschutzmittel kann weitestgehend verzichtet werden und ab dem 2. Standjahr findet keine mechanische Bodenbearbeitung mehr statt, wodurch Bodenbrüter und Jungtiere geschützt werden. Die ganzjährige Bewurzelung des Oberbodens verbessert die Humusbilanz, vermindert Erosion, erhält die Bodenfeuchte und beugt der Bodenverdichtung vor. Mehrjährige Wildpflanzenkulturen bieten ein hohes Potential zur Stickstoffbindung und tragen dadurch zum Gewässerschutz bei. Nicht zuletzt werten Blühmischungen das Landschaftsbild auf und erhöhen dadurch den Erholungswert einer Region.

Vom Pilotprojekt zum Mainstream

Aktuell laufen zahlreiche Pilotprojekte, um mehrjährige Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion in der landwirtschaftlichen Praxis zu verankern. Doch noch immer ist die Skepsis vieler Landwirte gegenüber dem erprobten Anbausystem groß. Ohne eine politische Förderung werden es die Wildpflanzenkulturen als ökologisch hochwertige Biomassekultur nicht in den landwirtschaftlichen Mainstream schaffen. Daher fordert das Netzwerk Lebensraum Feldflur die Bundesländer auf, bei der Programmierung ihrer Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum ab 2023 die Maßnahme „Mehrjährige Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion“ frühzeitig in ihre Planungen einzubeziehen. Durch den produktionsintegrierten Ansatz und die dadurch im Vergleich zu ungenutzten Blühflächen deutlich geringere Förderhöhe können durch diese Maßnahme die Ziele des Umwelt- und Klimaschutzes zukünftig auf großer Fläche verfolgt werden.

 

Biogas und Artenvielfalt: Förderung von Wildpflanzen als Eco Scheme

GAP Verhandlungen: Biogas bietet Chance für Artenvielfalt

Die Verhandlungen rund um die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) und der Ausgestaltung der Vorgaben auf nationaler Ebene laufen auf Hochtouren. Im Rahmen des Verbändebeteiligungsverfahrens des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) verdeutlichte der Fachverband Biogas e.V. seine Forderung,  die Biogasproduktion müsse enger an den Natur- und Umweltschutz gekoppelt werden. Denn bei der energetischen Verwertung von Energiepflanzen in Biogasanlagen bietet sich die Chance, Ökologie und Ökonomie auf landwirtschaftlichen Flächen miteinander zu verbinden. Diese Chance müsse jetzt im Rahmen der Verhandlungen um die Gemeinsame Agrarpolitik ergriffen werden, mahnt der Fachverband Biogas e.V. „Deshalb müssen Energiepflanzen, die für mehr Artenvielfalt sorgen, bei den so genannten Öko-Regelungen dringend berücksichtig werden“, fordert Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer im Fachverband Biogas, und verweist auf zahlreiche Untersuchungen, die den positiven Effekt von bestimmten Energiepflanzen auf die Artenvielfalt belegen.

„Welche Energiepflanzen in Zukunft verstärkt angebaut werden, das entscheidet letztendlich auch die GAP“, erklärt Rauh. Vergoren werden könne fast jede Pflanze. Der Gasertrag sei allerdings sehr unterschiedlich: bei der besonders ergiebigen Energiepflanze Mais ist er etwa doppelt so hoch wie beispielsweise bei Wildpflanzenmischungen. Mit der gezielten Berücksichtigung von Wildpflanzen in den Öko-Regelungen könnte diese monetäre Differenz ausgeglichen und gleichzeitig ein Beitrag für den Umweltschutz geleistet werden. Er fordert, dass jetzt die richtigen Weichen gestellt werden, um sowohl der Artenvielfalt als auch der Biogasbranche und den Landwirten eine langfristige Perspektive zu geben. Denn obwohl die Öko Regelungen nur einjährig festgelegt werden, ist über wiederholte Beantragung auch eine Förderung mehrjähriger Maßnahmen, die eine besonders hohe ökologische Wirkung erzielen können, möglich.

Den kompletten Artikel von topagrarONLINE finden Sie hier.

Auch der Deutsche Jagdverband (DJV) fordert eine sinnvolle Ausgestaltung der Eco Schemes, etwa durch die Förderung mehrjähriger Wildpflanzenmischungen für für die Biomasseproduktion.

Das Netzwerk Lebensraum Feldflur hatte bereits in der letzten Förderperiode einen Vorschlag zur Förderung der Wildpflanzen im Rahmen der Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) erarbeitet und veröffentlicht. Nun ist die Politik gefragt, diesen Forderungen mit offenen Ohren entgegen zu treten.

Blüte der Wilden Malve (Malva sylvestris)

Wildpflanzensteckbriefe – Wilde Malve

Die Wilde Malve (Malva sylvestris) erfreut nicht nur Gartenbesitzer oder Parkbesucher als kultivierte Zierpflanze, sondern findet auch in Saatmischungen für die Biomasseproduktion Verwendung. Die artenreichen und mehrjährigen Mischungen enthalten in der Regel über 20 verschiedene Wild- und Kulturarten und bieten daher vielen Insekten und Wildtieren einen Lebensraum. Das Besondere: Die mehrjährige Kultur bildet daneben auch ordentlich Biomasse, die dann nach jährlicher Ernte in der Biogasanlage verwertet und zu klimafreundlicher Energie umgewandelt werden kann. So werden Biogas und Artenvielfalt quasi auf ein und derselben Fläche produziert. In der Rubrik „Pflanzensteckbriefe“ finden Sie weitere Informationen rund um die Wilde Malve, etwa warum Sie im Volksmund auch Käsepappel oder Schwellkraut genannt wird.

Endlich: Politischer Rückenwind für „Energie aus Wildpflanzen“

Projekt Bunte Biomasse zieht Jahresbilanz

Das Projekt „Bunte Biomasse“ konnte 2020 deutschlandweit mehr als 80 Verträge über den Anbau mehrjähriger, ertragreicher Wildpflanzenmischungen für die Biomasseproduktion abschließen. Das entspricht 285 Hektar Bunte Biomasse. Seit Projektstart im Frühjahr 2019 sind es nun insgesamt bereits über 400 Hektar in neun Bundesländern. „Nach einem erfolgreichen Projektstart konnten wir in diesem Jahr weiter zulegen“, freut sich Christian Kemnade, der das Kooperationsprojekt für die Deutsche Wildtier Stiftung koordiniert. „Die Nachfrage nach dem innovativen und ökologisch wertvollen Anbausystem wächst weiterhin rasant,“ so Kemnade weiter. Ein weiterer Erfolg für das Projekt war 2020 die Auszeichnung im Rahmen der UN-Dekade Biologische Vielfalt durch die Vereinten Nationen.

Bunte Biomasse ist ein gemeinsames Projekt der Veolia Stiftung, des Deutschen Jagdverbands sowie der Deutschen Wildtier Stiftung. Es ist das deutschlandweit größte Vorhaben zur Etablierung artenreicher Wildpflanzenmischungen für die Biomasseproduktion (www.BunteBiomasse.de). Die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte erhalten aus Projektmitteln eine Ausgleichszahlung, um den Minderertrag gegenüber herkömmlichen Biomassekulturen zu kompensieren. „Ein wesentlicher Schlüssel für den Erfolg unseres Projektes ist die einhergehende landwirtschaftliche Beratung für teilnehmende Betriebe“, sagt Ansgar Aundrup, der für den Deutschen Jagdverband das Projekt begleitet. Denn Bunte Biomasse ist mehr als die Ernte einer Blühmischung: „Damit die Kulturen aus über 25 Wild- und Kulturpflanzen hohe Biomasseerträge liefern, müssen sie wie jede andere Hauptfrucht auch mit Sorgfalt behandelt werden“, so Aundrup. Erträge von deutlich über 35 Tonnen Frischmasse pro Hektar waren dadurch auch 2020 keine Seltenheit.

Durch das Kooperationsprojekt Bunte Biomasse sollen bis 2024 mindestens 500 Hektar ökologisch wertvolle Wildpflanzenmischungen angebaut werden. Dieses Ziel ist bald erreicht. Um deutlich mehr Fläche umsetzen zu können, werden für das Projekt Akteure gesucht, die einen Teil der Ausgleichszahlungen an die Landwirte übernehmen. Bisher konnte das Projektteam bereits Kofinanzierungsmittel in Höhe von über 170.000 Euro einwerben. Kofinanzierer sind dabei neben diversen Kommunen und Förderstiftungen auch mehrere Jagdverbände und der Fachverband Biogas.

Marienkäfer auf Rainfarn

Der Rainfarn – ein wahres Multitalent

Der Rainfarn (Tanacetum vulgare), im Volksmund auch Wurmkraut genannt, ist eine mehrjährige Pflanze und häufig in der Agrarlandschaft zu finden, vor allem an Ackerrändern und wenig genutzten Bereichen  (Ödländer, Ruderalstandorte). Gelb blühend kann man die Wildpflanze vor allem zwischen Juli und September bestaunen. Dabei kommt dem Wurmkraut ökologisch eine große Bedeutung zu: Rainfarn bietet rund 80 verschiedenen Insektenarten einen Lebensraum. 24 von diesen Arten sind auf ihn spezialisiert. Eine reiche Insektenfauna findet hier Nahrung und Entwicklungsorte zur Fortpflanzung.

In mehrjährigen Wildpflanzenbeständen für die Biomasseproduktion spielt der Rainfarn ebenfalls eine tragende Rolle. Denn der Rainfarn, der Wuchshöhen von bis zu 1,60 m erreichen kann, ist einer der Hauptertragsbildner in den artenreichen Saatmischungen aus Wild- und Kulturpflanzen.

Welche weiteren besonderen Eigenschaften das Wurmkraut besitzt und woher der eigentümliche Name stammt erfahren Sie hier, in der neuen Rubrik „Pflanzensteckbriefe“.

Und hier geht es zum Bericht der Naturforschenden Gesellschaft Oberlausitz: „Insekten an Rainfarn (Tanacetum vulgare L.) als Beispiel für die Bedeutung von Wildkräutern in der Agrarlandschaft für die Entomofauna“

Bunte Biomasse erhält UN Dekade Auszeichnung durch Beate Jessel

UN Dekade Biologische Vielfalt – Stimme für „Bunte Biomasse“ abgeben!

Das Projekt „Bunte Biomasse – Ressource für Landwirtschaft und Artenvielfalt“ wurde im Rahmen der UN Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Mit der Auszeichnung, die Beate Jessel, Präsidentin des Bundsamtes für Naturschutz, dem Projektteam auf digitalem Wege überreichte, ist das Projekt in einen Kreis besonderer Vorhaben zum Schutz der biologischen Vielfalt befördert worden. Denn die artenreichen, mehrjährigen Saatmischungen aus Wild- und Kulturpflanzen zur Biomasseproduktion helfen nicht nur Insekten und Wildtieren, sondern schonen durch die mehrjährige Bodenruhe auch Boden und Grundwasser. Unter diesen Projekten soll nun im Dezember ein „Monatsprojekt“ gewählt werden. Die Wahl läuft bis zum 30.12.2020. Das so gewählte Monatsprojekt hat dann die Chance, von einer Fachjury zum „Jahresprojekt“ der UN-Dekade gewählt zu werden und neben dieser Auszeichnung ein Preisgeld von 1.000 EUR zu erhalten. Das Preisgeld würde direkt in die Umsetzung weiterer Flächen fließen, denn deutschlandweit sollen mehr als 500 ha der ökologisch wertvollen Wildpflanzenmischungen angelegt werden (weitere Informationen unter www.BunteBiomasse.de) . Daneben würde die Auszeichnung das Anbausystem auch weiter in den Fokus der Öffentlichkeit und der Politik rücken und dabei helfen, wieder mehr Vielfalt in die Feldflur zu bringen.

Machen Sie mit und stimmen Sie hier für „Bunte Biomasse“ ab:

https://www.undekade-biologischevielfalt.de/projekte/projekt-des-monats-waehlen/

P.S.: Bitte beachten Sie, dass die Bestätigungsmail zur Wahl ggf. in Ihrem Spam-Ordner landet. Die Stimme wird erst gezählt, wenn Sie in dieser Mail den Link aktivieren.

Mobilisieren Sie gerne auch Ihren Freundes, Familien- und Bekanntenkreis, sich für Bunte Biomasse einzubringen.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Biogas kann Artenschutz

Wildpflanzen und Biogas – Netzwerk Lebensraum Feldflur fordert Förderung im EEG

Im Zuge der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) fordert das Netzwerk Lebensraum Feldflur, den Anbau von Wildpflanzen zu fördern. Diese sind ökologisch wertvoll und können in Biogasanlagen eingesetzt werden. Das Netzwerk schlägt zwei praxisnahe Methoden vor.

(Hamburg/ Freising, 4. Dezember 2020) Biogas ist unter den Erneuerbaren Energien ein Multitalent. Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern – bei Tag und Nacht, bei Wind und Flaute. Doch Biogas kann im Gegensatz zu anderen Erneuerbaren Energien noch viel mehr: Der Anbau mehrjähriger, ertragreicher Wildpflanzenmischungen, aus deren Substrat Biogas gewonnen wird, ist ein echter Beitrag für den Artenschutz in unseren Feldfluren. „Die anstehende Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sollte dringend einen Anreiz zum gezielten Anbau ökologisch wertvoller Substrate wie mehrjähriger Wildpflanzenmischungen setzen“, sagt Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung, die das Netzwerk Lebensraum Feldflur gemeinsam mit weiteren Partnern koordiniert. „Die Energiepolitik Deutschlands könnte im wahrsten Sinne des Wortes zu blühenden Landschaften führen“, so Kinser weiter.

Da ökologisch wertvolle Substrate geringere Biomasseerträge und Biogasmengen als zum Beispiel Mais bereitstellen, werden sie bisher kaum angebaut. Das Ziel der EEG-Novelle sollte es daher sein, sowohl für bestehende als auch für neue Biogasanlagen die Nutzung des Substrats von z.B. mehrjährigen Wildpflanzenmischungen attraktiv zu machen. Im aktuellen Novellierungsverfahren forderte unter anderem der Bundesrat, die Ausschreibungs-Höchstwerte bei dem Einsatz ökologisch wertvoller Substrate zu erhöhen. Bei einem Preiskampf in der Ausschreibung wäre dies allerdings kein großer Anreiz. „Eine andere Variante wäre ein Zuschlag auf den gebotenen Höchstwert, wenn ein Mindestanteil an ökologisch wertvollen Substraten genutzt wird“, sagt Dr. Stefan Rauh vom Fachverband Biogas, der ebenfalls Partner im Netzwerk Lebensraum Feldflur ist. Ein ähnliches Modell hat es mit der Einsatzstoffvergütungsklasse II in der BiomasseVerordnung zum EEG 2012 bereits einmal gegeben. So könnte zum Beispiel Strom aus flexiblen Biogasanlagen höher vergütet werden, wenn mindestens 10 % ökologisch wertvolle Substrate für seine Produktion eingesetzt werden. Eine andere Option wäre eine Sondervergütungsklasse für Anlagen bis 150 kW Bemessungsleistung, die ausschließlich ökologisch wertvolle Substrate einsetzen.

Die Pressemitteilung „Biogas kann Artenschutz“ finden Sie hier im PDF Format