Energie aus Wildpflanzenkulturen

Einladung zur Onlinetagung – „Mehrjährige Wildpflanzenkulturen für die Biomasseproduktion – Chancen und Herausforderungen“

Die Verhandlungen rund um die Zukunft der Agrarpolitik laufen auf Hochtouren. Es benötigt innovative Anbausysteme, um den hohen Ansprüchen einer zukunftsfähigen Landwirtschaft gerecht zu werden. Mehrjährige, artenreiche Wildpflanzenmischungen bieten die Möglichkeit, Biomasse und Biodiversität auf einer Fläche zu „produzieren“. In einer Onlinetagung wird über die Chancen und Herausforderungen diskutiert.

Mehrjährige, artenreiche Wildpflanzenkulturen besitzen gegenüber herkömmlichen Biomassekulturen zahlreiche ökologische Vorteile. Sie bieten Lebensraum und Nahrung für Insekten, Vögel und andere Wildtiere, schützen Boden und Grundwasser und erhöhen den Erholungswert einer Region. Gleichzeitig stehen sie wirtschaftlich in direkter Konkurrenz zu über jahrzehntelang optimierten Biomassekulturen wie Mais. Um das innovative Anbausystem mehrjähriger Wildpflanzenmischungen in der landwirtschaftlichen Praxis zu etablieren, ist daher seine finanzielle Förderung bis auf weiteres unerlässlich. Das Netzwerk Lebensraum Feldflur, das von der Deutschen Wildtier Stiftung und seinen Partnern koordiniert wird, hat einen Formulierungsvorschlag zur Aufnahme von mehrjährigen Wildpflanzenkulturen für die Biomasseproduktion, zum Beispiel in die Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme (AUKM), vorgelegt. Durch seine Umsetzung könnten landwirtschaftliche Produktion und die Ziele des Arten- und Klimaschutzes auf ein und derselben Fläche effektiv verfolgt werden

Am 19.5.2021 um 14.00 Uhr lädt das Netzwerk Lebensraum Feldflur zur Onlinetagung zum Thema „Mehrjährige Wildpflanzenkulturen für die Biomasseproduktion – Chancen und Herausforderungen“

Alle Interessierten sind herzlich willkommen!

Bitte melden Sie sich bis zum 16.5.2021 unter https://www.deutschewildtierstiftung.de/registrierung  für die Veranstaltung an. Die Teilnahme ist kostenlos.

Programm:

14.00 Uhr – Einführung – Dr. Andreas Kinser, Deutsche Wildtier Stiftung

14.15 Uhr – „Erfahrungen aus zehn Jahren Forschung mit Biogas-Wildpflanzenmischungen“
Referent: Dr. Moritz von Cossel, Universität Hohenheim

15.00 Uhr – „Bunte Biomasse – praktische Einblicke in das Pilotprojekt“
Referent: Christian Kemnade, Deutsche Wildtier Stiftung

15.40 Uhr – Zusammenfassung

Im Anschluss an die Vorträge wird es Raum für Fragen und Diskussionen geben.

Endlich: Politischer Rückenwind für „Energie aus Wildpflanzen“

Projekt Bunte Biomasse zieht Jahresbilanz

Das Projekt „Bunte Biomasse“ konnte 2020 deutschlandweit mehr als 80 Verträge über den Anbau mehrjähriger, ertragreicher Wildpflanzenmischungen für die Biomasseproduktion abschließen. Das entspricht 285 Hektar Bunte Biomasse. Seit Projektstart im Frühjahr 2019 sind es nun insgesamt bereits über 400 Hektar in neun Bundesländern. „Nach einem erfolgreichen Projektstart konnten wir in diesem Jahr weiter zulegen“, freut sich Christian Kemnade, der das Kooperationsprojekt für die Deutsche Wildtier Stiftung koordiniert. „Die Nachfrage nach dem innovativen und ökologisch wertvollen Anbausystem wächst weiterhin rasant,“ so Kemnade weiter. Ein weiterer Erfolg für das Projekt war 2020 die Auszeichnung im Rahmen der UN-Dekade Biologische Vielfalt durch die Vereinten Nationen.

Bunte Biomasse ist ein gemeinsames Projekt der Veolia Stiftung, des Deutschen Jagdverbands sowie der Deutschen Wildtier Stiftung. Es ist das deutschlandweit größte Vorhaben zur Etablierung artenreicher Wildpflanzenmischungen für die Biomasseproduktion (www.BunteBiomasse.de). Die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte erhalten aus Projektmitteln eine Ausgleichszahlung, um den Minderertrag gegenüber herkömmlichen Biomassekulturen zu kompensieren. „Ein wesentlicher Schlüssel für den Erfolg unseres Projektes ist die einhergehende landwirtschaftliche Beratung für teilnehmende Betriebe“, sagt Ansgar Aundrup, der für den Deutschen Jagdverband das Projekt begleitet. Denn Bunte Biomasse ist mehr als die Ernte einer Blühmischung: „Damit die Kulturen aus über 25 Wild- und Kulturpflanzen hohe Biomasseerträge liefern, müssen sie wie jede andere Hauptfrucht auch mit Sorgfalt behandelt werden“, so Aundrup. Erträge von deutlich über 35 Tonnen Frischmasse pro Hektar waren dadurch auch 2020 keine Seltenheit.

Durch das Kooperationsprojekt Bunte Biomasse sollen bis 2024 mindestens 500 Hektar ökologisch wertvolle Wildpflanzenmischungen angebaut werden. Dieses Ziel ist bald erreicht. Um deutlich mehr Fläche umsetzen zu können, werden für das Projekt Akteure gesucht, die einen Teil der Ausgleichszahlungen an die Landwirte übernehmen. Bisher konnte das Projektteam bereits Kofinanzierungsmittel in Höhe von über 170.000 Euro einwerben. Kofinanzierer sind dabei neben diversen Kommunen und Förderstiftungen auch mehrere Jagdverbände und der Fachverband Biogas.

Bunte Biomasse erhält UN Dekade Auszeichnung durch Beate Jessel

UN Dekade Biologische Vielfalt – Stimme für „Bunte Biomasse“ abgeben!

Das Projekt „Bunte Biomasse – Ressource für Landwirtschaft und Artenvielfalt“ wurde im Rahmen der UN Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Mit der Auszeichnung, die Beate Jessel, Präsidentin des Bundsamtes für Naturschutz, dem Projektteam auf digitalem Wege überreichte, ist das Projekt in einen Kreis besonderer Vorhaben zum Schutz der biologischen Vielfalt befördert worden. Denn die artenreichen, mehrjährigen Saatmischungen aus Wild- und Kulturpflanzen zur Biomasseproduktion helfen nicht nur Insekten und Wildtieren, sondern schonen durch die mehrjährige Bodenruhe auch Boden und Grundwasser. Unter diesen Projekten soll nun im Dezember ein „Monatsprojekt“ gewählt werden. Die Wahl läuft bis zum 30.12.2020. Das so gewählte Monatsprojekt hat dann die Chance, von einer Fachjury zum „Jahresprojekt“ der UN-Dekade gewählt zu werden und neben dieser Auszeichnung ein Preisgeld von 1.000 EUR zu erhalten. Das Preisgeld würde direkt in die Umsetzung weiterer Flächen fließen, denn deutschlandweit sollen mehr als 500 ha der ökologisch wertvollen Wildpflanzenmischungen angelegt werden (weitere Informationen unter www.BunteBiomasse.de) . Daneben würde die Auszeichnung das Anbausystem auch weiter in den Fokus der Öffentlichkeit und der Politik rücken und dabei helfen, wieder mehr Vielfalt in die Feldflur zu bringen.

Machen Sie mit und stimmen Sie hier für „Bunte Biomasse“ ab:

https://www.undekade-biologischevielfalt.de/projekte/projekt-des-monats-waehlen/

P.S.: Bitte beachten Sie, dass die Bestätigungsmail zur Wahl ggf. in Ihrem Spam-Ordner landet. Die Stimme wird erst gezählt, wenn Sie in dieser Mail den Link aktivieren.

Mobilisieren Sie gerne auch Ihren Freundes, Familien- und Bekanntenkreis, sich für Bunte Biomasse einzubringen.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Biogas kann Artenschutz

Wildpflanzen und Biogas – Netzwerk Lebensraum Feldflur fordert Förderung im EEG

Im Zuge der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) fordert das Netzwerk Lebensraum Feldflur, den Anbau von Wildpflanzen zu fördern. Diese sind ökologisch wertvoll und können in Biogasanlagen eingesetzt werden. Das Netzwerk schlägt zwei praxisnahe Methoden vor.

(Hamburg/ Freising, 4. Dezember 2020) Biogas ist unter den Erneuerbaren Energien ein Multitalent. Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern – bei Tag und Nacht, bei Wind und Flaute. Doch Biogas kann im Gegensatz zu anderen Erneuerbaren Energien noch viel mehr: Der Anbau mehrjähriger, ertragreicher Wildpflanzenmischungen, aus deren Substrat Biogas gewonnen wird, ist ein echter Beitrag für den Artenschutz in unseren Feldfluren. „Die anstehende Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sollte dringend einen Anreiz zum gezielten Anbau ökologisch wertvoller Substrate wie mehrjähriger Wildpflanzenmischungen setzen“, sagt Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung, die das Netzwerk Lebensraum Feldflur gemeinsam mit weiteren Partnern koordiniert. „Die Energiepolitik Deutschlands könnte im wahrsten Sinne des Wortes zu blühenden Landschaften führen“, so Kinser weiter.

Da ökologisch wertvolle Substrate geringere Biomasseerträge und Biogasmengen als zum Beispiel Mais bereitstellen, werden sie bisher kaum angebaut. Das Ziel der EEG-Novelle sollte es daher sein, sowohl für bestehende als auch für neue Biogasanlagen die Nutzung des Substrats von z.B. mehrjährigen Wildpflanzenmischungen attraktiv zu machen. Im aktuellen Novellierungsverfahren forderte unter anderem der Bundesrat, die Ausschreibungs-Höchstwerte bei dem Einsatz ökologisch wertvoller Substrate zu erhöhen. Bei einem Preiskampf in der Ausschreibung wäre dies allerdings kein großer Anreiz. „Eine andere Variante wäre ein Zuschlag auf den gebotenen Höchstwert, wenn ein Mindestanteil an ökologisch wertvollen Substraten genutzt wird“, sagt Dr. Stefan Rauh vom Fachverband Biogas, der ebenfalls Partner im Netzwerk Lebensraum Feldflur ist. Ein ähnliches Modell hat es mit der Einsatzstoffvergütungsklasse II in der BiomasseVerordnung zum EEG 2012 bereits einmal gegeben. So könnte zum Beispiel Strom aus flexiblen Biogasanlagen höher vergütet werden, wenn mindestens 10 % ökologisch wertvolle Substrate für seine Produktion eingesetzt werden. Eine andere Option wäre eine Sondervergütungsklasse für Anlagen bis 150 kW Bemessungsleistung, die ausschließlich ökologisch wertvolle Substrate einsetzen.

Die Pressemitteilung „Biogas kann Artenschutz“ finden Sie hier im PDF Format

Hier wachsen Wildpflanzen für die Biomasseporduktion

Hier wachsen Wildpflanzen für die Biogasproduktion – neue Übersichtskarte

Mehrjährige und ertragreiche Wildpflanzenmischungen sind ein innovatives Anbaumodell, dass die Biogasproduktion enger mit dem Natur- und Artenschutz verknüpfen kann. Die artenreichen Mischungen aus Wild- und Kulturpflanzen produzieren nicht nur ordenltich Biomasse, sondern bringen mehr Vielfalt in die Fläche und schützen durch Ihre mehrjährige Standzeit auch Boden und Grundwasser. Daneben erfreuen die lang blühenden Saatmischungen auch das menschliche Auge und werten das Landschaftsbild auf.

Auf der Homepage des Netzwerks Lebensraum Feldlfur ist nun eine aktuelle Übersichtskarte mit bekannten Wildpflanzenflächen veröffentlicht worden, die in Deutschland für die Biomasseproduktion angebaut werden (einfach hier klicken und etwas herunter scrollen). In den verschiedenen Farben sind die unterschiedlichen Projekte markiert, die zur Zeit den Anbau mehrjähriger, artenreicher Wildpflanzenmischungen voranbringen. Insgesamt kommen so rund 500 Hektar zusammen, auf denen eine ökologisch wertvolle Biomasseproduktion stattfindet. Das deutschlandwiet größte Projekt ist dabei „Bunte Biomasse„. Zu diesen Flächen kommen natürlich noch viele weitere Standorte, die von engagierten Landwirtinnnen und Landwirten projektunabhängig angelegt wurden. Nach Schätzungen des Netzwerks Lebensraum Feldflur werden in Deutschland aktuell auf über 2.000 Hektar mehrjährige Wildpflanzenmischungen angebaut. Um auf größerer Fläche Fuß zu fassen, müsste die Politik dieses förderwürdige Anbausystem in die Agrarpolitik integrieren, beispielsweise als Agrarumwelt und Klimamaßnahme oder künftige Öko-Regelung (Eco Schemes). Vorschläge des Netzwerks dazu finden Sie hier.

Wenn Sie eine Fläche besuchen möchten oder Fragen haben, nehmen Sie gerne Kontakt auf – unter C.Kemnade@DeutscheWildtierStiftung.de oder direkt über die Verlinkung innerhalb der Karte zu den verantwortlichen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern. Falls Sie Kontakt zu weiteren „Wildpflanzen-Projekten“ haben oder Ihre eigenen Flächen auf der Karte zeigen möchten, nehmen Sie ebenfalls gerne Kontakt auf.

Bunte Biomasse erhält UN Dekade Auszeichnung durch Beate Jessel

Projekt „Bunte Biomasse“ erhält Auszeichnung der UN-Dekade Biologische Vielfalt

Anlässlich des Europäischen Tags der Bioenergie am 13. November wird das Projekt „Bunte Biomasse“ als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. „Das Projekt ,Bunte Biomasse‘ verfolgt einen vorbildlichen Ansatz: Denn es fördert die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft, indem es Monokulturen wie Mais durch artenreiche, mehrjährige Wildpflanzenmischungen ersetzt“, sagt Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), die die Auszeichnung auf digitalem Weg überreicht. „Das Projekt zeigt auch, dass Kooperationen zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Jagd im direkten Wortsinn äußerst fruchtbar sein können“, so Jessel weiter.

Seit Frühjahr 2019 setzen die Veolia Stiftung, der Deutsche Jagdverband und die Deutsche Wildtier Stiftung das Kooperationsprojekt „Bunte Biomasse“ um. Dazu werden Landwirte und Landwirtinnen und Biogasanlagenbetreibende gesucht, die bereit sind, einen Teil ihrer Maisanbaufläche durch mehrjährige Wildpflanzenkulturen zu ersetzen. Die Landwirte und Landwirtinnen erhalten über das Projekt und mit Hilfe weiterer Finanzierender einen Ausgleich für Deckungsbeitragsverluste und werden kostenlos beim Anbau der Bestände und der Ernte des Aufwuchses beraten. „Wer mitmacht, bekommt von uns ein Stück Biologische Vielfalt zum Nulltarif“, sagt Sylke Freudenthal, Vorstand der Veolia Stiftung.

Bereits mehr als 400 Hektar mehrjährige, ertragreiche Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion haben die Projektpartnerinnen und -partner unter Vertrag genommen. Die Bestände aus über 20 heimischen Wild- und Kulturpflanzenarten können bis zu fünf Jahre lang geerntet werden und bieten im Sommer wie Winter Insekten, Feldvögeln und Niederwild Lebensraum. Um das Pilotprojekt jedoch in den landwirtschaftlichen Mainstream zu überführen, ist die Politik gefragt: Da die Wildpflanzenbestände weniger Ertrag im Vergleich zu herkömmlichen Kulturen wie Mais liefern, braucht es eine Förderung – etwa über die geplanten Öko-Regelungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. „Die Auszeichnung als UN-Dekade-Projekt hilft uns, das Thema weiter in den Fokus der Öffentlichkeit und damit auch der Politik zu rücken“, freut sich Sylke Freudenthal.

Weitere Informationen auf www.BunteBiomasse.de 

WBGU fordert Anpassung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU

WBGU: Gemeinsame Agrarpolitik der EU muss sich ändern, um Artenvielfalt zu retten

Gemeinsame Agrarpolitik der EU – aktueller Stand und Forderung des WBGU

Am Dienstag, dem 03.11.2020, überreichte der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) sein neues Gutachten „Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration“ an die Bundesministerinnen Svenja Schulze (Umwelt) und Anja Karliczek (Bildung und Forschung). Die Botschaft des rund 350 Seiten umfassenden Berichtes ist deutlich: Nur wenn sich unser Umgang mit Land grundlegend ändert, kann der dramatische, weltweite Verlust der biologischen Vielfalt abgewendet und der Klimaschutz gesichert werden.

Dabei spielt die Landwirtschaft eine entscheidende Rolle. In Deutschland wird auf rund der Hälfte der Landesfläche Landwirtschaft betrieben. Noch vor einigen Jahrzehnten war die Agrarlandschaft ein artenreicher Lebensraum, doch heute sind zahlreiche der typischen Arten der Feldflur, wie etwa Feldhamster, Rebhuhn und Co., vielerorts verschwunden. Die Gründe dafür sind zahlreich. Klar ist aber, dass die Veränderungen in der Agrarlandschaft ursächlich sind. Und an diesen Veränderungen ist die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union maßgeblich beteiligt. Aktuell wird über die GAP Förderperiode 2021-2027 verhandelt.  Vor rund zwei Wochen einigte sich der Agrarministerrat auf einen Kompromiss, Agrarministerin Klöckner sprach von einem „Systemwechsel“. Kritiker sehen einen solchen Durchbruch nicht, bedauern „Stillstand“. Im nächsten Schritt verhandeln nun der Agrarministerrat, das EU-Parlament und die EU-Kommission über die Zukunft der GAP. Dieser Prozess, der sogenannte „Trilog“, wird sich wahrscheinlich bis ins Frühjahr 2021 hinziehen.

Die klare Botschaft des WBGU: es bedarf einer umfassenden Ökologisierung der Agrarpolitik, um auch langfristig die Ernährungssicherheit, den Erhalt der Biodiversität und den Klimaschutz gewährleisten zu können. Damit steht der wissenschaftliche Beirat nicht allein, denn auch zahlreiche andere Expertinnen und Experten fordern eine Kehrtwende. Die Nationalen Empfehlungen der Leopoldina Akademie verorten den wichtigsten Ansatzpunkt bei den milliardenschweren Subventionszahlungen im Rahmen der GAP. Diese sollten zukünftig stärker an tatsächlich erbrachte und messbare Ökosystemleistungen, wie den Erhalt der Artenvielfalt, geknüpft werden.

Förderung für Biogas aus Wildpflanzen?

Fest steht, dass sich Einiges an der Architektur der GAP ändern wird. So werden in der kommenden Förderperiode sogenannte Eco Schemes (Öko-Regelungen) in der 1. Säule der GAP verankert werden. Mindestens 20 % der Direktzahlungen sollen dafür reserviert werden. Die Eco-Schemes sollen zu 100 % aus EU-Mitteln finanziert werden. Bei ihrer Ausgestaltung aber soll den Mitgliedsstaaten quasi freie Hand gelassen werden. Als neues Instrument sollen sie Landwirte dabei unterstützen, neue Praktiken zu entwickeln und ökologisch nachhaltiger zu wirtschaften. Falls, wie in dem aktualisierten Bericht „Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2020 – Grüne Architektur“ vorgeschlagen, eine „grundsätzliche Möglichkeit, die Maßnahmen als Öko-Regelung auch mehrere Jahre auf derselben Fläche durchzuführen, um u. a. ihre Wirksamkeit zu steigern“ nachgekommen wird, wäre damit eine indirekte Förderung mehrjähriger Maßnahmen durchaus denkbar. Dann stünde prinzipiell auch der Förderung des Anbaus mehrjähriger Wildpflanzen zur Biomasseproduktion über die Öko-Regelungen nichts entgegen.

Eine andere Möglichkeit, das ökologisch wertvolle und innovative Anbausystem „Bunter Biomasse“ in die breite landwirtschaftliche Praxis zu heben, wäre eine Einbettung in die „erweiterte Konditionalität“. Diese erweiterte oder neue Konditionalität wird neben den bisherigen Cross-compliance Regelungen auch das Greening + enthalten. Um den Forderungen des WBGU und zahlreicher anderer Expertinnen und Experten gerecht zu werden und die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft zu stärken, wäre die Förderung ertragreicher, mehrjähriger Wildpflanzenmischungen ein effektives Werkzeug. Und nicht nur Insekten und Wildtiere würden davon profitieren, denn die über bis zu fünf Jahre stehenden Wildpflanzenbestände schützen auch Boden und Grundwasser und damit die Lebensgrundlage aller Lebewesen, auch der Menschen.

Das gesamte Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen gibt es hier.

Hier geht es zur Kurzfassung des Gutachtens.

Hier geht es zur offiziellen Presseerklärung. 

aktuelle und künftige Architektur der GAP der EU

Bunte Biomasse (Foto: C.Kemnade)

Hier blüht Bunte Biomasse – neue Übersichtskarte

Um zu sehen, wo die Praxisflächen des Projektes Bunte Biomasse seit dem Start des Vorhabens im letzten Jahr angesät wurden, können Interessierte nun auf einer Karte die Standorte einsehen. Auf der Projektwebseite (einfach hier zum Weiterleiten klicken) sind die Bunte Biomasse Flächen markiert.

Das Projekt Bunte Biomasse, ein Verbundvorhaben der Veolia Stiftung, des Deutschen Jagdverbands und der Deutschen Wildtier Stiftung, startete im April 2019 – in der kurzen Projektlaufzeit konnten bereits mehr als 370 Hektar Wildpflanzen in acht Bundesländern für die Biomasseproduktion angesät werden. Die Schwerpunkte liegen aktuell in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, aber in diesem Jahr konnten etwa auch in Sachsen und Brandenburg neue Bunte Biomasse Flächen etabliert werden.

Durch das innovative Anbaumodell soll die Biogasproduktion enger mit dem Natur- und Artenschutz verknüpft werden. Die artenreichen Mischungen aus Wild- und Kulturpflanzen bringen mehr Vielfalt in die Fläche und schützen durch Ihre mehrjährige Standzeit auch Boden und Grundwasser. Daneben erfreuen die lang blühenden Saatmischungen auch das menschliche Auge und werten das Landschaftsbild auf.

Sie möchten eine der Flächen besuchen, um Bunte Biomasse in der Praxis kennen zu lernen oder möchten sich am Projekt beteiligen? Weitere Informationen finden Sie hier.

Bunte Biomasse blüht in Hessen

Bunte Biomasse bringt jetzt auch Hessen zum Blühen

Bunte Biomasse – auf seinem Acker in unmittelbarer Nähe des Nationalparkeingangs Kellerwald Edersee hat Michael Bischoff Wildpflanzen angebaut, die für die Biogasproduktion bestimmt sind.

Nach Auskunft von Werner Kuhn vom Netzwerk Lebensraum Feldflur, gilt Bischoff als Pionier in Hessen: „Weil er sich für die Aussaat heimischer Wildpflanzen und Kulturarten als nachwachsende Energieträger entschieden hat.“

Eher durch Zufall sei er auf den Anbau von Wildpflanzen für die Biomasseproduktion aufmerksam geworden, berichtet Michael Bischoff, der als Geschäftsführer seines Dienstleistungsunternehmens in Malsfeld arbeitet und dort lebt. „Ein Berufsjäger aus Niedersachsen, in dessen Auftrag ich in der Rehkitzrettung aus der Luft im Einsatz war, brachte mich auf die Idee.“ Für das Wildpflanzen-Projekt habe er dann auch andere begeistern können, erzählt der passionierte Jäger. Dazu zählt Kai Döhring aus Altwildungen, der mit einem Kompagnon eine Biogasanlage betreibt. „Diese Art der Biomasse-Erzeugung bietet eine Menge Vorteile für den Menschen und die Natur. Ich denke da in erster Linie an den Arten- und Landschaftsschutz. Denn nicht nur Insekten und Vögel profitieren von den Wildpflanzen, sondern auch eine Reihe anderer Tierarten wie der Feldhase oder das Reh.“ Weitere Vorteile seien der Erosions- und Grundwasserschutz, weil auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet werden könne, ergänzt Michael Bischoff. Biomasse sei ein wichtiger Baustein der Energiegewinnung, erklärte Werner Kuhn vom Netzwerk Lebensraum Feldflur beim Ortstermin in Mehlen. Wenngleich der Anbau von Energiemais wegen seines hohen Biogasertrags derzeit immer noch die erste Wahl sei. Kuhn erinnerte an die Zeit nach dem beschlossenen Atomausstieg und die damals hochgelobten Anfänge der Biomasseproduktion. „Heute müssen wir uns mit dem Vorwurf vermaister Landschaften auseinandersetzen. Darum wollen wir gemeinsam Wege aufzeigen, wie die Energieerzeugung aus Biomasse enger mit dem Arten- und Naturschutz verknüpft werden kann.“ Ziel des Netzwerks Lebensraum Feldflur, das sich aus Akteuren der Jagd, Naturschutz, Bienenhaltung und Energiewirtschaft zusammensetzt, sei es eine ökologisch und ökonomisch tragfähige Ergänzung zu konventionellen Energiepflanzen in der Landwirtschaft zu etablieren. Michael Bischoff habe mit der Saat artenreicher Mischungen aus Wild- und Kulturpflanzen einen wichtigen Beitrag für das Pilotprojekt Bunte Biomasse geleistet. Das Anbausystem solle deutschlandweit auf möglichst vielen Flächen angewendet werden und sich in der landwirtschaftlichen Praxis dauerhaft etablieren, erklärte Werner Kuhn. Dazu sei aber nicht zuletzt die Politik gefragt, um fernab von Initiativen wie Bunte Biomasse langfristige Förderinstrumente im Rahmen der Agrarpolitik bereitzustellen.

Den gesamten Artikel finden Sie hier 

unte Biomasse: Lokale Unterstützung für mehr Artenvielfalt in Lingen

Bunte Biomasse: Lokale Unterstützung für mehr Artenvielfalt in Lingen

Lingen blüht auf – mithilfe lokaler Unterstützer können im Süden des Emslands artenreiche Wildpflanzenmischungen angesät werden. Doch die Wildpflanzen sollen nicht nur Blühen und gut aussehen, sie werden auch geerntet. Denn die Mischungen aus über 20 heimischen Arten liefern ordentlich Biomasse, die zur Biogasgewinnung genutzt werden kann. Das innovative Anbausystem kann über mehrere Jahre beerntet werden und hat zahlreiche ökologische Vorteile für Insekten, Vögel und viele weitere Bewohner unserer Agrarlandschaft. Und daneben schont es Böden und auch Grundwasser.

Durch das Pilotprojekt Bunte Biomasse soll das Anbausystem deutschlandweit auf möglichst vielen Flächen angebaut werden und sich so in der landwirtschaftlichen Praxis etablieren. Da die Wildpflanzen bei all ihren ökologischen Vorzügen weniger Biomasse als herkömmliche Energiepflanzen liefern, erhalten die teilnehmenden Landwirte einen finanziellen Ausgleich. Doch die Projektmittel sind begrenzt und die Nachfrage aus Landwirtschaft und Naturschutz enorm.

In Lingen haben sich daher lokale Akteure zusammengetan und mit mehreren Spenden dazu beigetragen, dass 10 Hektar (1 Hektar= 10.000 Quadratmeter!) über die nächsten Jahre erblühen können. Die Spenden kommen vom Verband Wohneigentum – Kreisgruppe Lingen, Ulrich Schumacher und dem Gartenfachmarkt Klukkert. Nicht zu vergessen ist auch das Engagement von Johann Högemann, der die Landwirte als Experte zu allen praktischen Fragen rund um das Thema Energie aus Wildpflanzen berät.

Eine tolle Initiative, die hoffentlich zahlreiche Nachahmer findet!

Über das lokale Engagement wurde auch in der Presse berichtet