Biogas kann Artenschutz

Ökologisch wertvolle Substrate müssen Teil zukünftiger Energieversorgung sein

Der massive Preisanstieg für Energie aus fossilen Quellen wird zum Taktgeber für die Energieversorgung der Zukunft. Davon betroffen ist auch die aktuelle Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Doch der vorliegende Entwurf, das sogenannte „Osterpaket“, vergibt nicht nur die Chancen heimischer Bioenergie für den Natur- und Artenschutz.

Joachim Wadsack Wildpflanzen

Das Netzwerk Lebensraum Feldflur trauert um Joachim Wadsack

Das Netzwerk Lebensraum Feldflur trauert um seinen Gründer Joachim Wadsack, der am 26. Februar verstorben ist.

Aus der Sorge um unsere Offenlandarten wie Rebhuhn und Feldhase heraus und gemeinsam mit Freunden des Internationalen Rates zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) initiierte Joachim Wadsack im Jahr 2003 das DBU-geförderte Projekt „Lebensraum Brache“. Durch dieses Projekt sollte die damals obligatorische Flächenstilllegung durch die Ansaat von mehrjährigen, blühenden Wild- und Kulturpflanzen für die Wildtiere unserer Feldflur aufgewertet werden. Die Tatsache, dass Blühflächen heute in allen Bundesländern eine selbstverständliche Agrarumweltmaßnahme sind, verdanken wir nicht zuletzt der Hartnäckigkeit, mit der Joachim als Projektleiter „seine“ Themen immer wieder in Politik, Wissenschaft und Praxis platziert hat.

Mit dem Wegfall der obligatorischen Flächenstilllegung im Jahr 2008 wandte sich das nun gegründete Netzwerk Lebensraum Feldflur dem Thema „Energie aus Wildpflanzen“ zu. Das Netzwerk ist seither ein Zusammenschluss aus Akteuren der Land- und Energiewirtschaft, der Jagd und des Naturschutzes, die gemeinsam den Anbau von ertragreichen, mehrjährigen Wildpflanzenmischungen für die Biomasseproduktion in der landwirtschaftlichen Praxis verankern wollen. Wir sind dankbar, dass Joachim den großen Erfolg dieser Initiative in Politik und Praxis noch miterleben durfte.

Joachim Wadsack war über viele Jahre unser Antreiber im besten Sinne des Wortes. Das Netzwerk Lebensraum Feldflur verliert mit ihm nicht nur einen unermüdlichen Streiter für die Lebensräume von Rebhuhn & Co., sondern auch einen klugen und vorausschauenden Netzwerker. Sein stets mit Selbstironie verbundener etwas widerspenstiger Geist, sein Humor und seine Energie werden uns fehlen.

Biogas Wildpflanzen Erträge

Biogas aus Wildpflanzen – gute Erträge 2021

Bereits seit 2012 bietet die Firma Saaten Zeller wuchskräftige mehrjährige Wildpflanzenmischungen für die Biogasproduktion an, die seitdem stetig weiterentwickelt wurden. In einem von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) geförderten Projekt zu „Ertrag, Biodiversität, Wasserschutz“ untersucht der Saatguthersteller derzeit auf etwa 50 Hektar Testflächen die Erträge und das Wasserschutzpotential mehrjähriger Wildpflanzenmischungen.

Die Ansaatflächen 2020 brachten auf mittleren bis guten Böden bereits im ersten Jahr Erträge von durchschnittlich etwa 30 t Frischmasse (TS um 28 %) bei einer Ernte Ende Juli/Anfang August. Über leichten Böden (Sand) lagen die Erträge im ersten Jahr zwischen 15 und 25 t Frischmasse. Ansaaten aus 2018 und 2019 brachten auf guten Böden Spitzenerträge von 50 – 55 t Frischmasse pro Hektar. Zur Förderung der Biodiversität wurde auf eine theoretisch mögliche zweite Ernte im Herbst verzichtet.

Zur Beurteilung der Nährstoffauswaschung im Vergleich mit anderen Kulturen wurden die Nmin-Werte nach Ernte und im Herbst ermittelt. Die im Herbst 2021 ermittelten Nmin-Werte lagen unter den Ansaaten 2020 im Mittel bei 15 kg N pro Hektar (11 Flächen). Auch bei einer N-Düngung bis 170 kg pro Hektar wurden Nmin-Werte von 30 kg N pro Hektar nicht überschritten. Unter älteren Beständen liegen die herbstliche Nmin-Werte aufgrund der guten Durchwurzelung noch niedriger.

Die bisher vorliegenden Daten belegen das Potential der mehrjähriger Wildpflanzenmischungen BG 70 und BG 90 im Hinblick auf Ertrag, Biodiversität und Wasserschutz.

Anbaulandwirte für „Bunte Biomasse“ in Schleswig-Holstein gesucht

Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein e. V. ist einer der Kofinanzierer im Kooperationsprojekt „Bunte Biomasse“. Ab sofort werden nun Landwirte in Schleswig-Holstein gesucht, die bereit sind, einen kleinen Teil ihrer Maisanbaufläche durch mehrjährige Wildpflanzenkulturen zu ersetzen. Die Betriebe erhalten über das Projekt einen Ausgleich für Deckungsbeitragsverluste und werden kostenlos beim Anbau der Bestände und der Ernte des Aufwuchses beraten. Ein deutliches Plus an Biologischer Vielfalt und einen bedeutenden Imagegewinn für die Landwirtschaft bietet das Projekt zum Nulltarif. Mehr auf www.Bunte-Biomasse.de

Sie haben Fragen zum Projekt oder möchten sich einbringen?

Als Ansprechpartner steht Ihnen bei der Deutschen Wildtier Stiftung Dr. Andreas Kinser zur Verfügung (A.Kinser@DeutscheWildtierStiftung.de / 040 9707869-21)

Auch Bioenergie-Verbände fordern mehr blühende Energiepflanzen

Berlin, 09.02.2022: Das Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) und der Bundesverband Bioenergie e.V. (BBE) haben gemeinsam Vorschläge für das von der Bundesregierung geplante Klimaschutzsofortprogramm vorgelegt, welches die Bundesregierung noch in diesem Frühling beschließen möchte. Nach Ansicht der Bioenergieverbände sollte dieses Sofortprogramm sowohl Ansätze enthalten, die Deutschland auf den Pfad zur Klimaneutralität bringen, als auch kurzfristig wirksame Maßnahmen, die eine direkte Kurskorrektur zur Erreichung der Klimaschutzziele für das Jahr 2030 bewirken.

Hierfür schlagen HBB und BBE neue Lösungen zur Gewährleistung einer verlässlichen Strom- und Wärmeversorgung vor, welche den dringend erforderlichen massiven Ausbau von fluktuierenden Erneuerbaren unterstützen sowie absichern. Ein Vorschlag der Verbände ist der verstärkte Anbau von Wild- und Blühpflanzen für die Biogaserzeugung. Dadurch können Synergieeffekte zwischen der Erzeugung von klimaneutralem Strom und der Artenvielfalt in der Landwirtschaft geschaffen werden. Korrespondierend zur Biogasförderung im EEG sollten die Rahmenbedingungen für die Nutzung von Wild- und Blühpflanzen als Gärsubstrate verbessert werden. Eine Möglichkeit aus Sicht der Verbände wäre die Einführung einer neuen bundesweiten Agrarumweltmaßnahme für Energie-Blühpflanzen bzw. Wildpflanzenflächen.

Blühende Biomasse im Winter

NRW-Ministerin Heinen-Esser besucht Vorzeigeprojekt des Nachhaltigen Westen e.V.

Im Kreis Steinfurt bauen bereits 39 Landwirte auf einer Gesamtfläche von insgesamt 84 Hektar mehrjährige Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion an. Am gestrigen Montag besuchte die NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser den Kreis Steinfurt, um sich dort über das vom Nachhaltigen Westen e.V. betreute Projekt zum Anbau mehrjähriger Wildpflanzenkulturen zu informieren. Die Erfolge und Erfahrungen aus dem Kreisprojekt wurden mit der Ministerin diskutiert, um die Vorteile für die Biodiversität und das Landschaftsbild möglichst auch auf Landesebene übertragen zu können.

Ministerin Ursula Heinen-Esser sieht im Anbau von Wildpflanzenmischungen das Potential, Insekten- und Biodiversitätsschutz in die produktive Landnutzung zu integrieren und gab bei ihrem Besuch einen Ausblick in die Zukunft: „Ich setze mich dafür ein, dass der Wildpflanzenanbau zukünftig landesweit gefördert wird und dass es dabei verlässliche Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft gibt. Die Weichen dazu wurden bereits gestellt: Das Land Nordrhein-Westfalen will den Wildpflanzenanbau ab dem Jahr 2023 im Rahmen des etablierten Systems der Agrarumweltmaßnahmen anbieten und speist dies in den nationalen Strategieplan zur Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik ein.“ Im Raum steht derzeit eine Förderkulisse von 4.000 Hektar und eine Förderhöhe von 460 € pro Hektar.

Einen Fernsehbeitrag über den Besuch der Ministerin am 24.1. finden Sie hier (ab Minute 17:20).

Landrat Dr. Sommer begrüßte Frau Heinen-Esser sowie die geladenen Gäste und zeigte sich erfreut über das Interesse der Ministerin: „Wir freuen uns sehr darüber, dass die Strahlkraft unseres kooperativen Kreisprojektes bis nach Düsseldorf reicht!“ Im Kreis Steinfurt wird der 5-jährige Anbau von Wildpflanzen seit 2020 finanziell gefördert – angeregt und mitfinanziert durch das Projekt „Bunte Biomasse“ der Deutschen Wildtier Stiftung, der Veolia Stiftung und des Deutschen Jagdverbandes. Im Jahr 2020 förderte der Kreis das Projekt mit 60.000 €, im Jahr 2021 mit 80.000 €. Für die Anlage weiterer Flächen werden im Jahr 2022 insgesamt 100.000 € bereitgestellt. Die Organisation und Koordination übernimmt der Nachhaltige Westen e.V., unterstützt von Politik und Verwaltung sowie von der Naturstoff- und Dienstleistungszentrale Land & Forst – NLF-GmbH, der Landwirtschaftskammer und dem Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband des Kreises Steinfurt.

(Quelle: Nachhaltiger Westen e.V.)

 

 

Wildpflanzenkulturen als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme (GAP)

Auch NRW plant Förderrichtlinie „Energie aus Wildpflanzen“

(Düsseldorf/ Neue Westfälische vom 4.11.) Nach dem Willen der regierenden Landtagsfraktionen in NRW, den Fraktionen von CDU und FDP, sollen zukünftig mehrjährige Kulturen aus Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion im Land gefördert werden. „Energie aus Biomasse hat einen wichtigen und festen Platz im Energiemix der Zukunft, insbesondere, weil die Energie jederzeit verfügbar ist“, sagt der umweltpolitische Sprecher der FDP, Markus Diekhoff. Allerdings führe sie derzeit auch zur Ausbreitung von Monokulturen, so Diekhoff. Deshalb wollen FDP und CDU den Anbau von Wildpflanzen zur Energiegewinnung fördern.

Direkt zum Antrag der Fraktionen der CDU und der FDP kommen Sie hier.

Die Pflanzen haben laut der Fraktionen den Vorteil, dass sie ganzjährig Nahrung und Unterschlupf für Wild und Singvögel bilden. Außerdem müsse der Boden ab dem zweiten Jahr nicht mehr mechanisch bearbeitet werden, wodurch Bodenbrüter und Jungtiere geschützt würden – anders als beim Mais. „Das ist eine innovative und nachhaltige Lösung, um Artenvielfalt und erneuerbare Energie zusammenzufügen“, spricht die CDU-Abgeordnete Patricia Peill von einer „Win-Win-Situation“. Wildpflanzen seien „Joker der nachhaltigen Bioenergie“. Um wirtschaftliche Nachteile beim Anbau von Energie aus Wildpflanzen statt Mais auszugleichen, machen sich CDU und FDP deshalb dafür stark, dass die geringeren Erträge durch eine Prämie ausgeglichen werden, damit mehr Landwirte in die Erzeugung nachhaltiger Energie einsteigen. So soll der Aufbau von Wildblumenmischungen auf insgesamt 1.000 Hektar mit je 300 bis 500 Euro pro Hektar gefördert werden. Im Juni 2021 hatte Niedersachsen als erstes Bundesland überhaupt eine Förderrichtlinie „Energie aus Wildpflanzen“ auf den Weg gebracht.

Zum Original-Artikel in der „Neue Westfälische“ gelangen Sie hier:   

 

 

 

Aktionswoche Artenvielfalt - Wildpflanzen als Biogassubstrat schützen Bienen und Bauern

Jetzt 500 €/ha für Anbau mehrjähriger Wildpflanzen in Niedersachsen sichern

Viele landwirtschaftliche Betriebe in Niedersachsen haben bereits in diesem Jahr mehrjährige Wildpflanzen angebaut und dabei von der neuen Förderrichtlinie des Landes Niedersachsen profitiert, informiert das 3N Kompetenzzentrum – Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V..

Die diesjährigen Sommeransaaten würden sich zurzeit erfolgreich auf den Flächen etablieren: Die schnellwüchsigen Kulturpflanzen wie Buchweizen, Phacelia und Sonnenblume bieten bereits ab dem Spätsommer ein gutes Nahrungsangebot für Bienen und Insekten sowie Deckung für zahlreiche Wildtiere. Einzelne Bestandteile der Mischung erzielen bereits im ersten Jahr eine schnelle Bodenbedeckung und gleichzeitig eine Beikrautunterdrückung, die sich günstig auf die Bestandsentwicklung auswirkt, vermeldet 3N weiter.

Für das kommende Anbaujahr 2022 muss der Antrag auf die Gewährung der Zuwendung von jährlich 500 €/ha für den 3-jährigen Verpflichtungszeitraum bis zum 30.11.2021 bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen gestellt werden.

Die Wildpflanzen stellen eine neue Kultur zur Fruchtfolgeerweiterung dar und vereinen viele Vorteile, so die Experten: Die Humusbilanz verbessert sich und Nitratausträge in das Grundwasser werden verhindert. Zusätzlich beugt die ganzjährige Begrünung Bodenerosion vor und verbessert die Biodiversität in der Agrarkulturlandschaft.

Die Grundlage für die Förderung legten zwei Forschungsprojekte der Landesjägerschaft Niedersachsen und des 3N Kompetenzzentrums, die mit Mitteln des Landes Niedersachsen finanziert wurden. „Machen auch Sie mit! Vereinen Sie Artenvielfalt, Grundwasserschutz und Bodenqualität mit einer nachhaltigen Biomasseproduktion in der Fläche. Weitere Informationen zur Förderrichtlinie und zum Anbau der mehrjährigen Wildpflanzen finden Sie unter www.wildpflanzen-niedersachsen.de“, werben die Initiatoren.

Stickstofffixierung durch Wildpflanzen - Gewässerschutz

Neues Projekt soll Gärreste -Einsatz für Wildpflanzenkulturen optimieren

Biogasanlagen sind in Deutschland vor allem in Veredelungsregionen mit entsprechend hohen Nährstoffüberschüssen verbreitet. Mit einem neuen durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) geförderten Forschungsvorhaben soll nun die Anwendung von Gärrest-Düngern unter anderem auf Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion optimiert werden. Denn Gärreste stellen auf der einen Seite einen wertvollen Dünger dar, auf der anderen Seite steigen aber auch die Anforderungen an den Emissions-, Gewässer- und Klimaschutz. Im Vorhaben NAEHRWERT bewerten daher das Deutsche Biomasseforschungszentrum, die FH Münster und das 3N-Kompetenzzentrum Verfahren zur Gärrestaufbereitung hinsichtlich ihrer Kosten und praktischen Umsetzbarkeit. Eine Frage dabei ist, ob anlagennahe Dauerkulturen wie z. B. Wildpflanzen Gärreste während der nährstoffreduzierten Flüssigphase aufnehmen können. Dies würde potenziell deutlich längere und flexiblere Ausbringzeiten ermöglichen und die Lagerkapazitäten der Biogasanlagenbetreiber entlasten.

Weitere Informationen zu dem neuen Projekt finden Sie hier.

 

 

Mehrjährige strukturreiche Blühflächen

Neues Erklärvideo zu strukturreichen Blühflächen veröffentlicht

Viele der ehemaligen „Allerweltarten“ sind heute selten. Besonders in der Agrarlandschaft ist dieser Artenschwund in Deutschland zu beobachten. Mehrjährige, strukturreiche Blühflächen können vielen Arten einen Lebensraum bieten. Nun gibt es ein neues Erklärvideo über das Prinzip von strukturreichen Blühflächen.